Namibia Diary #02 | Ankunft in Windhoek & mit Justin Bieber im Ohr gen Norden

< --- Namibia Diary #01 Abreise, erste Zweifel & der Marsianer über den Wolken

Die Tür glitt auf. Hinter einer Absperrung reihte sich Namensschild an Namensschild. Ich war also nicht die Einzige, auf die gewartet wurde. Schnell schickte ich ein Stoßgebet gen Himmel und atmete tief durch. Bitte lass auch meinen Namen auf einem der Schilder auftauchen. Was würde passieren, wenn bei der Anmeldung irgendetwas schiefgelaufen ist und ich meinen Namen vergeblich suchte? Verfolgt von neugierigen Blicken, lief ich die Reihe ab, bis ich ihn tatsächlich entdeckte. Da stand er! Mein Name! Ich wurde abgeholt!

Wo ist Arndt?
Freudig lief ich auf den lächelnden Namibier zu und stellte mich vor. Der junge Mann hieß mich willkommen und fragte, ob ich das zweite Mädchen, dessen Namen ebenfalls auf dem Zettel stand, kannte. Ich musste verneinen und erwähnte, dass ich nur etwas von einem Arndt wüsste, der ebenfalls heute ankommen sollte. "Die Jungs warten dahinten", verriet er, fragte, ob ich noch Geld bräuchte und zeigte mir daraufhin einen Schalter, an dem ich meine Euros wechseln konnte. Während ich mich in die Schlange stellte, wollte er noch auf das fehlende Mädchen warten.

"Hey, bist du Annkathrin?" Erschrocken drehte ich mich um. Das musste Arndt sein. Gott sei Dank nicht der merkwürdige Kerl von vorhin, sondern ein strahlender Typ Mitte 20, der mir seine Hand entgegenstreckte. "Ich bin Anka, hi Arndt!" erwiderte ich erleichtert. "Hi, ich bin Marvin. Arndt wartet da drüben." Er zeigte auf einen blonden Jungen, der, ein Stück entfernt, etwas verloren neben zwei großen Koffern stand. Das war sie also, die erste Begegnung mit meinen Mit-Abenteurern. Da nur Arndt auf meiner Mitreisendenliste stand, war ich angenehm überrascht, als ich feststellte, dass unsere Gruppe doch ein bisschen größer sein würde. Der erste, kurze Small Talk fiel mir leicht und ich war mehr als erleichtert darüber, nicht schon hier eine böse Überraschung erleben zu müssen. Die Jungs verabschiedeten sich für eine Zigarette vor die Tür, während ich das erste Mal Namibische Dollar in Empfang nehmen durfte. Etwas verwirrt war ich nur, als die Dame am Schalter eine Kopie meines Reisepasses anfertigte. Ist das normal? Wird das in anderen Ländern auch so gehandhabt? Na egal, Hauptsache ich hatte nun ein paar Dollar in der Tasche. Anschließend gesellte ich mich zu den Koffern und plauderte mit den zurückgekehrten Jungs. Wir waren alle gespannt, denn auch für die zwei war solch ein Volontär-Projekt absolutes Neuland.

"Spricht hier jemand deutsch?"
Ein paar Minuten später stieß der Namibier mit unseren Namensschildern zu uns. Er hatte Alana, die Vierte im Bunde, gefunden. Wir waren also vollzählig. Auch Alana wollte noch Geld wechseln, sodass wir anderen schon mal zum kleinen Shuttlebus gingen, um unser Gepäck einzuladen. Wir machten es uns bequem und warteten nochmal ein paar weitere Minuten, bis unser Fahrer, mit Alana im Schlepptau, zurückkam. "Spricht hier jemand deutsch?", fragte sie schüchtern, als sie zu uns in den Shuttle stieg. Man sah deutlich wie ihre Anspannung abfiel, als wir erzählten, dass wir alle aus Deutschland kamen. Wir stellten sogar fest, dass Alana, Arndt und ich gar nicht so weit voneinander entfernt wohnten, lediglich Marvin entpuppte sich Ruhrpottler.

Als wird das Flughafengelände verließen, wurde es ruhig. Erschöpft vom langen Flug aber auch überwältigt von den vielen neuen Eindrücken, hingen wir wohl alle unseren eigenen Gedanken nach. Ich genoss den Blick aus dem Fenster und führte innerlich einen Freudentanz auf, als ich zwei Warzenschweine am Straßenrand vorbeiflitzen sah. Weiter entfernt entdeckte ich sogar eine Gruppe Paviane in den Felsen. Ich war da. Ich war wirklich da.

Während der ca. 30-40 minütigen Fahrt, sprachen wir kaum miteinander, sondern tauschten zwischendurch nur mal den ein oder anderen besorgten Blick aus, der dem rasanten Fahrstil unseres Fahrers geschuldet war. Die Landschaft, die doch hügeliger war als erwartet, zog an uns vorbei. Dann kamen erste Häuser in Sicht. Wir näherten uns Windhoek, der Hauptstadt Namibias.

Okutala Office
Was ich von Windhoek sehen konnte, gefiel mir. Sauber, gepflegt und hell. Natürlich nicht zu vergleichen mit deutschen Städten, aber selbst Kapstadt hatte ich wesentlich europäischer in Erinnerung. In Windhoek endete vorerst unsere Fahrt. Vor einem modernen Gebäude hielten wir an und luden unsere Koffer aus. Sofort schlenderte uns ein junger Mann entgegen und begrüßte uns herzlich. Wir waren im "Okutala Office" angekommen und würden hier erstmal eine kleine Verschnaufpause einlegen, bevor es weiter zu unserem eigentlichen Ziel ging. In einer gemütlichen Sofaecke ließen wir uns nieder. Heiße und kalte Getränke sowie eine große Platte Sandwiches standen bereit. Ich nutze die Pause, um mich nach der langen Anreise frisch zu machen und meinen Pulli gegen ein T-Shirt zu tauschen. Frisch gestärkt kamen wir schließlich auch wieder ins Plaudern. Es folgte eine ausführliche Vorstellungsrunde, in der ich z.B. erfuhr, dass Marvin Polizist war, Arndt gerade sein Abi gemacht und Alana bei ihrem FSJ mit Behinderten gearbeitet hatte. Der Reihe nach erzählten wir, noch etwas hölzern, warum wir uns für dieses Projekt entschieden hatten und tauten immer weiter auf. Eine sehr sympathische Truppe, mit der ich sicher viel Spaß haben würde!


Zwischendurch kam immer wieder der Office-Mitarbeiter vorbei, fragte, ob alles OK sei und brachte uns auf den neuesten Stand. Die Abfahrt würde sich noch ein wenig verzögern. Aus 10:00 Uhr wurde 11:00 Uhr, aus 11:00 Uhr wurde 12:00 Uhr. Wir kämpften gerade mächtig gegen unsere Müdigkeit, als der Office-Mitarbeiter das nächste Mal bei uns vorbeischaute. Diesmal stellte er uns Karol vor, die bereits einen Tag früher in Windhoek angekommen war und ebenfalls zu unserer Xplorer-Gruppe gehörte. Das Kennenlerngespräch verlief nun schon routinierter und schnell hatten wir die ersten wichtigen Fakten abgeklopft. Karol war Mitte 20, kam aus Luxemburg und würde, so wie ich, auch bloß zwei Wochen auf Okutala bleiben, weil sie im Anschluss noch an einem weiteren Volontärprojekt in Kapstadt teilnehmen wollte. So langsam aber sicher wurden wir unruhig, denn uns war bewusst, dass uns noch eine lange Fahrt bis nach Okutala bevorstand. Wann ging es denn endlich weiter?

Mit Justin Bieber im Ohr gen Norden
Gegen 13:00 Uhr hatte das lange Warten ein Ende. Wir erfuhren, dass Sean noch einige Einkäufe erledigt und sich die Abfahrt deshalb verzögert hatte. Mittlerweile war der Okutala Kleinbus aber mit jede Menge Lebensmitteln beladen, sodass auch wir einsteigen konnten. Der Office-Mitarbeiter drückte jedem von uns noch eine kleine Flasche Wasser in die Hand ("the trip will be very long") und dann ging es los. Sean drehte das Radio auf und mit lauter Musik verließen wir Windhoek Richtung Norden. Hier bekamen wir eine andere Seite der Stadt zu sehen. Einzelne kleine Verschläge (Hütten konnte man sie nicht mehr nennen) und zwischen zwei Bäumen gespannte Tücher schienen als notdürftige Behausung zu dienen. Die Fahrt ging weiter und die Landschaft veränderte sich stetig. Mal war es hügelig, dann konnte man wieder kilometerweit gucken, sehr grüne Landstriche wechselten sich mit trockenen ab. Keine Häuser weit und breit. Natur pur. Das war also Namibia. Anfangs konnte ich mich gar nicht sattsehen und zückte immer wieder meine kleine Kamera, um die abwechlungsreiche Landschaft festzuhalten. Irgendwann forderte die lange Zeit ohne Schlaf aber ihren Tribut. Die warme Luft als auch das mehr oder weniger sanfte Schaukeln im Bus taten ihr übriges. Mir fielen die Augen zu.
Als ich wieder aufwachte, war mir das erste Mal so richtig bewusst, dass mein Abenteuer Namibia tatsächlich begonnen hatte. Meine Gedanken fuhren Achterbahn und das sogar auf Englisch. Wie schnell man sich doch an diese Sprache gewöhnen kann. Auch wenn wir Volontäre untereinander deutsch sprachen, verlief die restliche Kommunikation auf Englisch.

Die Zigaretten-Story
Nach ca. drei Stunden erreichten wir eine kleine Stadt und legten eine kurze Pause ein. Sean ließ uns an einem großen Supermarkt aussteigen, und wenn ich groß sage, dann meine ich auch wirklich groß. Ich wusste gar nicht, wo ich zuerst hinschauen sollte. Da wir auf Okutala mit allem versorgt werden würden, fielen die Einkäufe sehr klein aus. Unsere Raucher deckten sich mit Zigaretten ein und der ein oder andere Steckdosenadapter durfte ebenfalls mit. Zurück vor unserem kleinen Bus sprachen uns ein paar einheimische Männer an. Mir ist in solchen Situationen immer nicht ganz so wohl, schließlich kennt man ja das meist sehr aufdringliche Ansprechen in typischen, südländischen Urlaubsregionen. Doch wie reagiert man hier? Auch Alana schien die Situation nicht so ganz geheuer zu sein, deshalb drückte sie ihre Zigarette, wie gewohnt, auf dem Boden aus und stieg zu mir in den Bus. Marvin folgte ihr und zeigte auf den Mann vor dem Bus. Der hatte nämlich ihre Zigarette aufgehoben und rauchte sie weiter. Eine befremdliche Erfahrung, die uns aber wiedermal zeigte, dass wir nicht mehr in Deutschland waren. Und das wollten wir doch, oder? Afrika kennenlernen! Ich denke, da gehören auch solche Momente dazu.

Es ging weiter. Jetzt trennte uns nur noch eine dreiviertelstündige Fahrt von unserem neuen Zuhause für die kommenden zwei Wochen. Je näher wir Okutala kamen, desto stärker wurde das Bauchkribbeln. Als ich das erste Schild entdeckte, hielt es mich kaum mehr auf dem Sitz. Wir verließen die Hauptstraße. Die Fahrt wurde deutlich holpriger. Ein letztes Mal bogen wir ab und... standen vor dem Eingangstor. Wir waren angekommen: Okutala Etosha Lodge! Als wir das Tor durchfuhren, ahnten wir noch nicht, dass unsere Fahrt doch noch kein Ende hatte...

Fortsetzung folgt!

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Blubbert mit mir!
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Kommentare

  1. Mensch das ist richtig spannend und gemein :D :D

    Ein ganz toller Bericht und die Fotos. Da gerät man richtig ins Träumen. Ich freue mich schon auf deine weiteren Erfahrungen und den nächsten Bericht. ♥

    Ganz liebe Grüße
    Lilly

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  2. Ganz toller Bericht liebe Anka, den ersten hatte ich noch gar nicht bemerkt. Das hole ich gleich mal nach :)

    Ich finde es schön, dass du deine Erlebnisse auf diese Weise mit uns teilst. Das Fernweh wird dich sicher dabei wieder einholen.

    Liebe Grüße ♥
    Sandra

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  3. Hallo liebe Anka,

    du magst Cliffhanger, oder? Manno so toll geschrieben und dann ätsch, jetzt müssen wir wieder warten...hoffentlich nicht so lange!!

    Ganz liebe Grüße
    Karin

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  4. Eine tolle Fortsetzung liebe Anka! Ich hoffe du lässt uns jetzt nicht ewig zappeln. Ich bin schon sehr gespannt auf den 3. Bericht :D

    Liebste Grüße,
    Diana

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