Scherbenkind | Britt Reißmann


Britt Reißmann


· Titel: Scherbenkind
· Autorin: Britt Reißmann
· Medium: Taschenbuch (447 Seiten)
· Verlag: Diana Verlag (August 2016)
· ISBN: 978-3-453-35874-4
· Genre: Krimi
· Preis: 9,99 Euro




K U R Z B E S C H R E I B U N G

Stuttgart: Der anonyme Anruf eines Kindes geht beim Polizeipräsidium ein. So kommt Hauptkommissarin Verena Sander auf die Spur einer jungen Frau, durch die sie den Toten aus einem ungelösten Mordfall identifizieren kann. Doch das Verhalten dieser Frau kommt Verena merkwürdig vor. Und das Kind, von dem der Anruf kam, scheint wie vom Erdboden verschluckt. Dann gibt es eine neue Leiche, die Fälle scheinen zusammenzuhängen. Verena muss unbedingt das Kind finden. Und kommt einer an die Grenzen menschlicher Vorstellungskraft stoßenden Tragödie auf die Spur.
Textquelle: Diana Verlag


A N K A S   G E B L U B B E R

Als ich den Kriminalroman "Scherbenkind" im aktuellen Programm des Diana Verlags entdeckte, wurde ich sofort hellhörig, denn seine Geschichte spielt in Stuttgart. Ich finde es klasse, wenn Bücher einen regionalen Bezug haben, mit dem ich etwas anfangen kann. Auch wenn ich nicht viele Krimis lese, schaute ich mir diesen direkt etwas näher an. Als ich dann auch noch feststellen durfte, dass die Autorin selbst bei der Mordkommission arbeitet, gab es für mich kein Halten mehr.

Bereits der Prolog hat es ordentlich in sich und fungiert eindeutig als Magnet, der den Leser packt und tiefer ins Buch zieht. Ein junges Mädchen entscheidet sich für den eigenen Freitod - das geht unter die Haut und verursachte bei mir direkt eine Gänsehaut. Auch wenn wir im Prolog noch nicht so viele Informationen erhalten, war mir sofort klar, dass hier etwas nicht stimmen kann. Das Mädchen wirkte auf mich nicht emotional aufgewühlt oder verzweifelt. Trotzdem handelte es ganz und gar entschlossen.

Protagonistin dieser Krimireihe ist die Hauptkommissarin Verena Sander, die in "Scherbenkind" in ihrem zweiten Fall ermittelt. Ich erfuhr, dass sie alleinerziehende Mutter ist und große Diskrepanzen mit dem Staatsanwalt hat, der ihr nicht nur in ihrem ersten, sondern auch in ihrem zweitem Fall die Arbeit schwer macht. Ich war sehr froh darüber, dass die Autorin keine total kaputte und vom Leben gebeutelte Kommissarin ermitteln lässt, wie man es aus vielen anderen Krimis kennt. Natürlich hat auch Verena ihre Probleme, z.B. mit dem Verhältnis zu ihrer pubertierenden Tochter, aber sie halten sich in Grenzen und scheinen aus dem normalen Alltag gegriffen. So fiel es mir leicht, mich in ihre Lage hineinzuversetzen und ihre Gedanken und Handlungen nachzuvollziehen.

In "Scherbenkind" wird sie mit einem Thema konfrontiert von dessen Ausmaße und Bedeutung sie zu Beginn der Ermittlungen noch nicht viel ahnt - ganz im Gegenteil zu mir. Als Leserin wurde mir schon sehr frühzeitig aufgezeigt, womit es Verena Sander zu tun bekommt. Anfangs hat es mich etwas gewundert, weil ich diesen Aufbau so nicht gewohnt war. Meist ist es doch so, dass der Leser ebenso lang im Dunkeln tappt wie die Ermittler. In diesem Fall bekam ich einen Wissensvorsprung und konnte mich fast von Anfang an mit dem besonderen psychischen Krankheitsbild, das hier thematisiert wird, auseinandersetzen. Aufgrund der frühen Aufklärung geht natürlich ein Stück weit die Spannung verloren. Nervenkitzel findet man in diesem Krimi wenig, doch trotzdem hat er einen enormen Sog auf mich ausgeübt. Das Thema war unheimlich interessant und ich fand es toll, die Ermittlungsarbeit zu begleiten. So blieb ich dran und konnte die Lesezeit, trotz grausamer Erkenntnisse, sehr genießen.

Mir hat es gefallen, dass ich es in diesem Krimi nicht mit einer Kommissarin zu tun bekam, die sich unüberlegt und leichtsinnig in einem Alleingang selbst in Gefahr bringt. Die Ermittlungsarbeit sowie das besondere Thema, um das es hier geht, stehen ganz klar im Fokus. Da dieses Thema in der Kurzbeschreibung nicht erwähnt wird, obwohl es bereits auf den ersten Seiten zur Sprache kommt, werde auch ich es in dieser Rezension nicht beim Namen nennen.

Zum Schluss möchte ich noch einmal auf den regionalen Bezug zu sprechen kommen, der mich beim Lesen wirklich sehr unterhalten hat. Immer wieder bin ich an mir bekannten Orten vorbeigefahren, habe im Grand Café Planie, in dem wir mit unserem Bücherstammtisch auch schon einige Male zu Gast waren, einen Cappuccino getrunken, mich durch das bekannte Stuttgarter Verkehrschaos gekämpft, einen Blick in die nahe gelegenen Weinberge geworfen und mich über die doofe Ampelschaltung am Pragsattel oder die nervigen S21-Demonstranten aufgeregt. Auch wenn Stuttgart weitaus mehr als das zu bieten hat, habe ich mich tatsächlich ein bisschen heimelig gefühlt und die vielen ortsbezogenen Anspielungen genossen, wie den Biss in eine noch warme Butterbrezel.

Ein wirklich toller Krimi, der ein spannendes und unheimlich interessantes aber auch ebenso erschütterndes Thema behandelt. Es muss nicht immer ein rasanter, actionreicher Plot sein, der einen ans Buch fesselt, auch die ruhigeren Töne können dies schaffen, in diesem Fall sogar mit Bravour. Ein besonderes Schmankerl waren für mich der regionale Bezug aber auch die interessanten Einblicke in die Arbeit der Kriminalpolizei, die uns die Autorin, welche selbst in diesem Bereich arbeitet, aus erster Hand ermöglicht. Eine glasklare Leseempfehlung von mir - ich freue mich schon auf den nächsten Fall der Stuttgarter Kommissarin!


W E I T E R F Ü H R E N D E   I N F O S

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