· Taschenbuch: 148 Seiten
· Verlag: Edition Zweihorn (2011)
· ISBN: 978-3-935265-89-8
· Genre: Zukunftsroman
· FSK: empfohlen ab 12 Jahren
Kurzbeschreibung des Verlages:
Deutschland im Jahr 2100.
Benn und seine Freunde Sara, Nicolas und Bahar gehören einer verschwindend kleinen Minderheit an: Sie sind Jugendliche!
Längst
wird drei Viertel der Bevölkerung von den Alten und Uralten gestellt
und diese haben in allen Lebensbereichen die Herrschaft übernommen.
Schulen sind schon vor einiger Zeit aus Kostengründen abgeschafft und
durch Online-Kurse ersetzt worden – der Großteil des Staatshaushalts
wird schließlich für die Pflege und Versorgung der Hochbetagten
verbraucht. Damit aber die wenigen jungen Leute nicht scharenweise das
konservative und innnovationsfeindliche Land verlassen, besteht
Reisefreiheit erst ab dem 75. Lebensjahr.
Auch
wenn das unmöglich scheint: Benn ist wild entschlossen, aus diesem
landesweiten Gefängnis auszubrechen. Und er hat Glück! Die Auswirkung
eines ungewöhnlich starken Sonnensturms, der die Erde trifft, eröffnet
ihm und seinen Freunden die einmalige Chance zu einer dramatischen
Flucht. Das Risiko, gefasst zu werden, ist hoch. Aber Benn weiß, dass
seine Zukunft woanders liegt. Denn in über hundert anderen Ländern ist
nichts so heiß begehrt wie die Jugend ...
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Ich mag Zukunftsromane und bin immer wieder aufs Neue verblüfft, was sich die Autoren einfallen lassen. In dieser Geschichte hatte ich jedoch das Gefühl, dass genau so unsere Welt einmal aussehen könnte (vielleicht nicht im Jahre 2100, sondern noch mal 100 Jahre später, aber wer weiß...?). Der Aufhänger dieses Buches ist der allgegenwertige demografische Wandel, der auch in vielen Lehrplänen einen Platz findet. Die Alten werden immer älter und immer mehr, der Nachwuchs immer geringer. Diese These hat sich Alfred Bekker vorgeknüpft und sie weitergesponnen. Was passiert, wenn es viel mehr alte Leute gibt? Wie werden sie finanziert, wenn der Nachwuchs ausbleibt? Wie sieht es mit der Kranken- und Pflegeversicherung aus? All diese Fragen packt er in einen Roman, der zum Nachdenken anregt.
Natürlich hat sich im Jahre 2100 auch die Technik weiterentwickelt. Es gibt keine Autos mehr, nur noch öffentliche Verkehrsmittel. Sie werden Gleiter genannt und sind quasi "fliegende Busse", die auch zum Transport von Waren genutzt werden. Jeder Bürger ist mit einem Computerchip im Handgelenk ausgerüstet und kann über diesen einen Gleiter auf sich aufmerksam machen und dann einsteigen. Über diesen Chip lässt sich auch alles andere steuern. Handys gibt es nicht mehr, man kann sich seine Nachrichten direkt auf der eigenen Netzhaut anzeigen oder vor sich projizieren lassen - eine merkwürdige Vorstellung.
Schulen wurden abgeschafft, es gibt nicht mehr ausreichend Kinder und Jugendliche, sodass es sich nicht lohnt, ein Extra-Gebäude dafür zu nutzen. Die wenigen Kinder und Jugendliche nehmen an Online-Kursen teil, an die sie auch stets erinnert werden, wenn sie mal einen versäumt haben - natürlich erscheint diese Meldung direkt auf der eigenen Netzhaut. Neben den Online-Kursen müssen sich die Jugendlichen im sozialen Bereich engagieren und sich um die Alten kümmern.
Der junge Benn hat seine Lebenssituation satt. In Deutschland fühlt er sich wie in einem Gefängnis. Reisen darf man erst ab dem 75. Lebensjahr. Man wird auf Schritt und Tritt überwacht, insbesondere die Jugendlichen. Der Staat hat Angst vor Staatsflüchtlingen oder Selbstmorden und kontrolliert somit sämtliche Nachrichten der Heranwachsenden.
Trotzdem schaffen es Benn und seine Freunde Bahar, Sara und Nicolas einen Plan zu entwerfen. Sie wollen Deutschland verlassen, ausbrechen aus ihrem Gefängnis. Ich vielen anderen Ländern werden die Jugendlichen nicht so kontrolliert und unterdrückt. Sie wollen frei sein.
Mich hat diese, mit ihren 148 Seiten doch recht kurze Geschichte beeindruckt und zum Nachdenken gebracht. Wie kann man diesen Problemen vorbeugen? Wird es später wirklich einmal soweit kommen? Natürlich konnte ich Benns Absichten, sein Heimatland zu verlassen, nachvollziehen. Der Autor hat eine wahnsinnig komplexe Welt erschaffen und man hat das Gefühl, er hat wirklich einen Blick in die Zukunft geworfen, so authentisch und genau beschreibt er das Leben im Jahr 2100. Leider kommen bei diesen ganzen Beschreibungen die Personen zu kurz. Die Emotionen haben mir gefehlt. Die Figuren waren zwar alle greifbar, aber - obwohl mir ihr Handeln stets logisch und schlüssig erschien - konnte ich mich nicht direkt in sie hineinversetzen oder Sympathien aufbauen.
Alfred Bekker schreibt sehr angenehm und anschaulich. So konnte ich in das Deutschland im Jahre 2100 eintauchen. Besonders lustig fand ich die Idee, dass Treppen (nachdem sie abgeschafft und durch Aufzüge ersetzt worden waren) wieder eingeführt wurden und der neueste Trend waren. So konnten auch die älteren Leute fit bleiben - Benn fand die Idee weniger berauschend. Toll haben mir auch die unsichtbar machenden Anzüge gefallen oder die Kalorien-Kontrolle. Benn war von dieser Erfindung nicht so angetan wie ich. Gern hätte er noch etwas Süßes gegessen, anstatt Obst, doch sein Tagesbedarf war bereits gedeckt und sein Krankenversicherungsbetrag wäre gestiegen, hätte er zum Naschkram gegriffen.
Auf die Freizeitgestaltung der Jugendlichen ist der Autor auch eingegangen. Während Sara online Geige spielen lernt, bastelt Benn an Charakteren für so genannte Holo-Dramen, eine um einiges weiterentwickelte Form eines Online-Rollen-Computerspiels, das mich ein bisschen an World of Warcraft erinnert hat. Hierauf geht Alfred Bekker sehr genau und intensiv ein. Besonders männliche Leser hätten an diesen Beschreibung sicherlich ihren Spaß, mich haben sie nach einer gewissen Zeit etwas gelangweilt.
Bei den Vorbereitungen zu ihrer Flucht, stoßen die vier Jugendlichen immer wieder auf Probleme und Schwierigkeiten. Viel muss beachtet werden, jeder Schritt muss bis ins kleinste Detail geplant werden. Es darf nichts schief gehen.
Ob ihnen die Flucht gelingt und wie die Geschichte ausgeht, verrate ich natürlich nicht. Ein wenig Spannung kommt nach einer Weile auf, wenn auch nicht viel.
"Herrschaft der Alten" ist durchaus ein interessanter und beeindruckender Zukunftsroman, der seine Leser zum Nachdenken bringt, mich aber aufgrund der fehlenden Emotionen, nicht zu 100% packen oder erreichen konnte. Ich kann mir vorstellen, dass dieses Buch wunderbar als Schullektüre geeignet ist und den Schülerinnen und Schülern das Thema des demografischen Wandels auf eine besondere Art und Weise näher bringen und verständlich machen kann.
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Weitere Rezensionen zu diesem Buch...
...von mem-o-ries
...von Katrins Bücherbude
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Der Grundgedanke des Buches klingt ja wirklich nicht schlecht, aber ich habe vor ein paar Jahren ein mal ein Buch von Alfred Bekker gelesen und ich hatte die gleichen Probleme mit ihm wie du: es kam wenig Spannung auf und die Figuren waren irgendwie total leer. Schade.
AntwortenLöschenLG Nanni
Hi Nanni!
AntwortenLöschenJa, schade, aber wie du sagst, der Grundgedanke ist TOP! Die Idee wurde sehr gut ausgearbeitet, aber es fehlt einfach das Zwischenmenschliche.
Welches Buch von ihm hast du denn gelesen?
Liebe Grüße
Anka
Hy Anka,
AntwortenLöschendanke fürs verlinken.
LG Petra
Gerne, Petra :)
LöschenBei mir war es "Das Reich der Elben". Ich hab mich damals echt durch gequält.
AntwortenLöschenOh weh, also die Finger davon!
LöschenDanke fürs verlinken, natürlich darfst Du. Da hatten wir ja ähnliche Probleme mit dem Buch ;-)
AntwortenLöschenLG Natalie
Hi Natalie, gern habe ich deine Rezi verlinkt.
LöschenJa, das Buch hat neben vielen positiven und interessanten Aspekten, leider auch etwas zu bemängeln. Na ja, hat trotzdem Spaß gemacht es zu lesen.
Liee Grüße
Anka
huhu anka,
AntwortenLöschendanke für's verlinken! :)
lg katrin
Gerne doch :)
LöschenHuhu Anka,
AntwortenLöschenwas für eine tolle Idee, weitere Rezis zu verlinken! Danke das meine auch dabei ist :-)
Liebe Grüße,
Sarah
Natürlich, gerne :)
LöschenWenn ich mehr über ein Buch erfahren möchte, dann lese ich gern verschiedene Rezis, deshalb verlink ich sie einfach mal, damit andere Stöberer nur noch "klicken" müssen :)