::: Rezension: Das Haus am Abgrund ~ Susanne Gerdom :::

· Titel: Das Haus am Abgrund
· Autor: Susanne Gerdom
· Medium: Paperback (400 Seiten)
· Verlag: bloomoon Verlag (Februar 2013)
· ISBN: 978-3-7607-8666-7
· Genre: Jugendbuch, Mystery (ab 14 Jahren)
· Preis: 14,99 Euro



K U R Z B E S C H R E I B U N G

Der 16-jährige, unheilbar kranke Adrian kam mit seinen Vätern in das kleine Dorf an der kornischen Küste, um Ruhe zu finden – vor seiner unheilbaren Krankheit und den geisterhaften Erscheinungen, die ihn verfolgen. Doch dem schaurigen Gemäuer kann er sich nicht entziehen – ebenso wenig wie die gleichaltrige Nova. Welch böser Fluch wohnt dem Haus tatsächlich inne? Adrian beginnt zu recherchieren. Halluzinationen und Wirklichkeit vermischen sich – und dann steht er vor den furchtbaren Trümmern der Vergangenheit... Gibt es ein Entrinnen?

A N K A S   G E B L U B B E R

Mit "Das Haus am Abgrund" habe ich mich auf eine Reise nach Cornwall begeben. Auf dieser Reise musste ich schon bald lernen, dass es manchmal gar nicht so leicht ist, zwischen Realität und Halluzination zu unterscheiden. Was passiert gerade wirklich und was wird mir bloß suggeriert?
Ein nervenaufreibendes Leseabenteuer, bei dem die "Dauer-Gänsehaut" im Preis enthalten ist.


Adrian leidet an einem unheilbaren Hirntumor. Zusammen mit seinem leiblichen Vater und dessen Lebensgefährten zieht er ins beschauliche Küstendörfchen St. Irais, um dort etwas Ruhe zu finden. Doch anstatt Ruhe findet er hier ein altes Spukhaus, das von allen Dorfbewohnern gemieden wird und Adrian den Schlaf raubt. Er fühlt sich zu dem alten Herrenhaus hingezogen und will mehr über seine Geschichte erfahren. Je tiefer er jedoch in die Geheimnisse von Heathcote Manor und dessen schaurige Vergangenheit eintaucht, desto häufiger wird er von Halluzinationen heimgesucht.

Und dann ist da November, kurz Nova genannt, ein Mädchen, das er in dem eigentlich unbewohnten Haus gesehen haben will. Auch sie zieht ihn magisch an. Noch weiß er nicht, welch düsteres Geheimnis dieses hübsche Mädchen umgibt und was sie mit dem alten Spukhaus zu tun hat. Doch schneller als ihm vielleicht lieb ist, wird er sich nicht nur der Wahrheit, sondern auch einem viel mächtigeren Gegner stellen müssen...

Mit dem Aufschlagen der ersten Seite begann auch die Gänsehaut meine Arme hinaufzukriechen. Sie nistete sich förmlich ein, machte es sich bequem und erinnerte mich beim Lesen - mal stärker, mal schwächer - daran, dass sie noch da ist. "Das Haus am Abgrund" ist definitiv anders als alle anderen Bücher, die ich bisher gelesen habe. Ich dachte, mich erwartet eine gruselige Spukgeschichte, aber "Das Haus am Abgrund" ist weitaus mehr als das.
"Die Welt spiegelt sich in jedem Auge, aber in seinem Zentrum steht das Ich und sonst gar nichts. Ein schwarzer, tiefer Tunnel, der in das innerste Wesen führt." (S. 19 )
Susanne Gerdom versteht es, ihren Lesern von Anfang an ein großes Fragezeichen auf die Stirn zu malen und sie gehörig zu verwirren. Mit wem spricht Adrian da? Mit einem Roshi? Was ist ein Roshi? Ein japanischer Lehrmeister? Und was macht der in 'nem kleinen Cottage an Adrians Seite? Und wer ist das da? Ein schrilles Mädel, das Adrian drängt an seinem Bild weiterzumalen? Eine merkwürdige Konstellation. Wohnen sie alle in einem Haus? Und dann taucht auch noch ein Joker auf, der Heath Ledger in seiner Rolle im Batman-Abenteuer verdamt ähnlich sieht... Hirngespinste? Geister? Halluzinationen? Wer ist real? Was passiert wirklich? Diese Fragen stellt man sich fortlaufend auf jeder neuen Seite des Buches. Glaubt man schließlich, eine Frage mit Gewissheit beantworten zu können, grinst einem der fiese Joker ins Gesicht und kreischt "Ääääätsch, falsch geraten".
"Schmale, steile Straßen, das Schreien der Möwen und der Geruch des Atlantiks ... alles so malerisch und so wunderschön und so zum Kotzen." (S. 89 )
Trotz all der Verwirrung lernte ich Adrian schnell kennen und bekam tiefe Einblicke in seinen Gemütszustand, seine Gedanken, seine Ängste und seine Gefühle. Ich fühlte mich ihm sehr nah und spürte beinahe seine "Kalte Stelle", wie er das Ungeheuer in seinem Kopf nennt.

Auch die anderen Charaktere blieben keineswegs blass. Jonathan, Adrians Stiefvater, schloss ich direkt in mein Herz, während ich den Geistern/Halluzinationen, die Adrian sieht, eher skeptisch entgegenblickte, wobei auch sie interessant beschrieben werden.

Ein weiterer wichtiger Charakter in dieser Geschichte ist November. Ihre Tagebucheinträge ziehen sich durchs gesamte Buch. Das 15- fast 16-jährige Mädchen ist die Novembertochter, das Winterkind, deren Schicksal seit Jahrhunderten vorbestimmt ist. 
"Es war totenstill. Sie konnte das leise Rauschen der Wellen hören, das Wispern des Windes in den Ästen der Bäume. Sie war allein in diesem riesigen, düsteren Haus. Die Halle, in der sie stand, war so prachtvoll wie schrecklich. Sie kannte dieses Haus so gut wie ihre eigene Hand und es war ihr gleichzeitig vollkommen fremd. Novembertochter, flüsterte das Haus leise. Winterkind. An deinem sechzehnten Geburtstag gehörst du endlich mir ..." (Klappentext des Buches) 
Nach wenigen Seiten hatte mich die Geschichte in ihren Bann gezogen. Ich tauchte tief ein, schlich mich zusammen mit Adrian und Nova ins alte Haus, konnte nicht begreifen was ich dort sah und ließ mich von Adrians Halluzinationen verwirren.

Das Besondere an diesem Buch war für mich aber nicht nur die verwirrende, gruselige und mitreißende Geschichte, sondern auch der berührende, emotionale, harte wie weiche, jugendlich wie altertümliche Schreibstil der Autorin. Susanne Gerdom arbeitet mit einer Vielzahl an Bildern, die sie vorm inneren Auge ihrer Leser entstehen lässt. Mal tastet sie sich ganz behutsam und vorsichtig heran, mal schlägt sie mit ihrer Feder zu wie mit einer Axt. Da dies mein erstes Buch der Autorin war, konnte sie mich mit ihrer Art des Schreibens überraschen und beGEISTern. Immer wieder erwischte ich mich dabei, wie ich einzelne Passagen, ja sogar ganze Kapitel, laut vorlas, nur um den schönen Klang der Wörter zu hören, die für mich stellenweise wie Poesie wirkten - und das in einem Mystery-Thriller.

Im finsteren Keller des schaurigen Spukhauses zelebriert die Autorin, auf einem auf alten Knochen aufgebauten Thron, den grausigen und nervenaufreibenden Höhepunkt der Geschichte. Sie entwirrt das Knäuel der "Was ist real und was nicht?"-Fäden und präsentiert ihren Lesern ein plausibles, emotionales Ende.

Auch wenn ich mir persönlich ein etwas anderes Ende gewünscht hätte, spreche ich an dieser Stelle eine eindeutige Leseempfehlung aus. Wenn ihr euch traut, öffnet die alte, morsche Tür des Spukhauses von St. Irais, taucht ein in seine schaurige, verfluchte Vergangenheit und begleitet die von mir fest ins Herz geschlossenen Protagonisten auf ihrem steinigen und unausweichlichen Weg in den düsteren Abgrund...

Besucht mich doch auch mal hier: 

Kommentare

  1. wunderschön geschrieben!
    Ich hatte gerade anfangs ein paar "sprachliche" Probleme... aber wenn man mal drin ist, ist "das Haus am Abgrund" definitiv lesenswert :-)

    lg
    Steffi

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    1. Hi Steffi!

      Echt? Du hattest sprachliche Probleme mit diesem Buch? Wow... schon interessant, wie unterschiedlich Bücher bei ihren Lesern ankommen können.
      Aber toll, dass dich das Haus auch in seinen Sog ziehen konnte.
      Warst du mit dem Ende zufrieden?

      Liebe Sonntagsgrüße
      Anka

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  2. Hallo Anka,
    ich habe einen wunderschönen Award für Dich, weil ich dagegen bin, Awards an Blogs von nur unter 200 Lesern zu verteilen.
    Dein Blog ist so schön, und ich lese so gerne bei Dir, auch der hat mal einen Award verdient:

    http://anettsbuecherwelt.blogspot.de/2013/02/award-best-blog-award.html

    Liebe Grüße
    Anett.

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    1. Hi Ani,

      vielen vielen lieben Dank für die schöne Auszeichnung.
      Ich freue mich sehr. Danke dass du an mich gedacht hast.

      Liebe Sonntagsgrüße
      Anka

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  3. Tolle Rezi. Klingt nach einem richtig spannendem Buch. Hat man ja schon in deinem Video sehen können, wie begeistert du bist.

    LG
    Lilly

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    1. Hi Lilly!
      Danke für dein Feedback.
      Ja, das Buch hat definitiv etwas.... etwas besonderes :)
      Liebe Sonntagsgrüße
      Anka

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  4. Hallo liebe Anka,
    durch Facebook verfolge ich deinen Blog schon eine Weile und finde es immer wieder toll und lesenswert, worüber du hier schreibst. Die Büchertipps sind einfach toll. Und deswegen habe ich hier etwas für dich.
    http://lesehexe.blogspot.de/2013/02/best-blog-award.html

    Ganz liebe Grüße,
    die Lesehexe

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    1. Hallo liebe Lesehexe,

      vielen Dank für deine tolle Auszeichnung, verbunden mit deinen lieben Worten.
      Ich freue mich sehr.

      Liebe Sonntagsgrüße
      Anka

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  5. Servus Anka.
    Es bleibt anmerkenswert wann immer Du eine Rezension im Stile einer abenteuervollen Erzählung schreibst. Man/frau sieht Dich förmlich als diskrete Reporterin des dräuenden Geschehens. Packend!
    Chapeau für Dein gelungenes Bild von der beilgleich herabwetternden Schreibfeder.

    Darf ich vermuten, daß es sich jüngst bei dem Foto auf Twitter um Madame Orchidee handelte?

    bonté

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    1. Hallo RoM,

      hehe, ich stell mir grad vor, wie ich à la Karla Kolumna mit Moped-Helm aufm Kopf und Schreibblock in der Hand an der Hauswand des Spukhauses lehne und Adrian und Nova beobachte *kicher* Danke für dieses amüsante Bild.

      Jaaa, Madame Orchidee blüht nun wieder - passend zum Frühling. Richtig richtig schön.

      Liebe Sonntagsgrüße
      Anka

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