Als die schwarzen Feen kamen | Anika Beer



· Titel: Als die schwarzen Feen kamen
· Autorin: Anika Beer
· Medium: Klappenbroschur (448 Seiten)
· Verlag: cbj (März 2012)
· ISBN: 978-3-570-40147-7
· Genre: Jugendbuch, Fantasy
· FSK: empfohlen ab 12 Jahren


K U R Z B E S C H R E I B U N G

Völlig unerwartet wird die fünfzehnjährige Marie von Gabriel, dem Schwarm ihrer Mitschülerinnen, angesprochen. Gabriel vermag die Wesen zu sehen, die sich im Schatten der Menschen verbergen, und in Maries Schatten bemerkt er etwas Beunruhigendes: einen Schwarm gefährlich anmutender schwarzer Feen. Gabriels Angebot, ihr zu helfen, lehnt Marie zunächst ab, doch als es den Feen gelingt, in die Realität einzubrechen, geht sie erneut auf ihn zu. Gemeinsam versuchen sie, das Wesen der schwarzen Feen zu ergründen. Dabei stoßen sie auf eine düstere Stadt aus Obsidian, die Marie einst in ihrer Phantasie erschuf, die jetzt aber von den schwarzen Feen beherrscht wird. Mit Gabriels Hilfe will Marie es wagen, die Obsidianstadt zu betreten, um sich den Feen zu stellen …
Textquelle: cbj Verlag


A N K A S   G E B L U B B E R

Kennt ihr das, wenn ein Buch haargenau in eure aktuelle Lesestimmung passt?
So ging es mir mit diesem äußerlich absolut schönen Buch, das ich euch gern ans Herz legen möchte. Fans von spannenden Jugendbüchern mit einem Touch Fantasy und einem Hauch süßer Romantik kommen absolut auf ihre Kosten.
"Aus jedem bösen oder traurigen Gedanken schlüpft eine schwarze Fee, die deine glücklichen Erinnerungen frisst." (S. 60)
Mit Marie hat Anika Beer einen liebeswerten Charakter erschaffen. Sie ist 15 Jahre jung, eher unauffällig und bleibt mehr oder weniger gern im Schatten ihrer hübschen Freundinnen. Als eines Tages Gabriel auftaucht und sie um ein Treffen bittet, beginnt das junge Mädchen langsam auch mal an sich und nicht nur an ihre beste Freundin zu denken. Mit einem schlechten Gewissen trifft sich sich mit dem umschwärmten Oberstufenschüler, doch das "Date" verläuft ganz anders als erwartet. Gabriel kann die unheimlichen Wesen sehen, die in jedem Schatten eines Menschens lauern und sie begleiten. In Maries Schatten schwirren schwarze Feen, die nichts Gutes im Sinn haben. Er versucht Marie von seinen Beobachtungen zu berichten, doch seine Warnung kommt zu spät. Die schwarzen Feen bahnen sich einen Weg in die Realität und verlassen die geheimnisvolle Obsidianstadt, einen einst sehr prunkvollen Ort, den Marie in ihrer Kinderfantasie erschaffen hat. Nun ist die Stadt düster und wird von gesichtlosen Geistern bevölkert.

Was Marie noch nicht weiß ist, dass Lea in der Obsidianstadt lebt und sich nichts sehnlicher wünscht, als dass das Leben in die Stadt zurückkehrt. So schließt sie einen Pakt mit den Elfen und öffnet das Tor...
"Mit jedem Schritt hatte sie das Gefühl, sich ein Stück weiter von ihrem gewohnten Leben zu entfernen. Als ob sie immer tiefer in einen skurrilen Traum hineinliefe, dachte sie. Dabei war es nur eine alte Treppe mit knarrenden Stufen, die sie bis ganz nach oben unter das Dach des Hauses führte und vor einer kleinen Holztür endete." (S. 143)
Anika Beer hat sich eine wahnsinnig fantasievolle Geschichte ausgedacht, in der ich mich gern auf jeder einzelnen der 448 Seiten aufgehalten habe. Die Idee mit den Schattenwesen und deren Ursprung hat mich fasziniert und beschäftigt mich auch noch nach dem Lesen. Gern hätte ich noch mehr über sie erfahren, welche Auswirkungen sie auf ihre Menschen haben und wie sie sie beeinflussen können.

Begeistert hat mich auch die Entstehung dieser "Parallelwelt". Sie ist nicht einfach dort und wird plötzlich von der Protagonistin entdeckt, weil sie sich in einem Kleiderschrank ohne Rückwand versteckt hat, sondern sie ist in ihrer Fantasie entstanden. So kam es, dass ich mir immer wieder die Frage gestellt habe, ob es diese "Welt" im Buch wirklich gibt, oder ob sie nur in Maries Kopf existiert. Ich bin der Meinung, dass ältere Leser dieses Buch vielleicht anders deuten und mit anderen Augen sehen, als die jüngeren Leserinnen. Gerade das macht dieses Buch zu etwas Besonderem und lässt es mich auch EUCH ans Herz legen, die nicht der anvisierten Zielgruppe im Alter von 12 Jahren entsprechen.

Der Hauptteil der Geschichte spielt sich im "Hier und Jetzt" bei Marie und Gabriel ab, aber ich durfte auch immer wieder der jungen Lea und ihrem Maskierten in der Obsidianstadt über die Schultern schauen.

Anfangs dachte ich, mich erwartet eine süße Romantasy-Geschichte für junge Leserinnen, deshalb war ich umso erstaunter, als ich mich plötzlich gruseln musste. Allgemein ist die Stimmung des Buches recht düster gehalten, sodass ich mich beim Lesen immer tiefer in meine Decke gekuschelt habe. Eine schmalzige Liebesgeschichte, die man aus ach so vielen Romantasy-Stories gewohnt ist, bleibt hier aus, lediglich ein süßes, erstes Knistern ist zwischen unseren Protagonisten zu spüren.
"Anders... war sie das wirklich? Vermutlich schon, aber Gabriel war wohl der einzige Mensch auf der Welt, der es so sagen konnte, dass sie es als Kompliment aufnahm." (S. 335)
Besonders gut gefallen hat mir Maries Entwicklung. Der Autorin ist es unheimlich gut gelungen diese darzustellen und - trotz des Einschlags ins Fantasy-Genre - die Alltagskonflikte der 15-Jährigen nicht außer Acht zu lassen.
"Und im gleichen Moment hatte Marie plötzlich das Gefühl, auf eine Weise sie selbst zu sein, wie sie es noch nie zuvor erlebt hatte. Ihre jetzige Situation war düsterer, beklemmender und schrecklich viel unsicherer als das Leben, das sie bisher geführt hatte. Aber zum ersten Mal, so lange sie sich erinnern konnte, hatte sie nicht ein winziges bisschen das Gefühl, sich hinter irgendjemandem zu verstecken. Sie war sie selbst. Nur Marie. Und niemand sonst." (S. 202)
Beide Hauptcharaktere haben eine Vergangenheit, aus der sie gelernt haben und die sie geprägt hat. Beide sind nicht perfekt und gerade deshalb so "echt" und sympathisch. Natürlich blieb es nicht aus, dass ich mich auch ein bisschen in Gabriel verguckt habe. Zu gern hätte ich mal in seine "besonderen" Augen geschaut.
"Allerdings würde er wohl nicht mehr darum herumkommen, sie noch etwas weiter in sein Geheimnis einzuweihen. Sie würde die erste seit vielen Jahren sein, die erfuhr, wie die Welt in Gabriels Augen aussah. Und mit ein wenig Glück wäre sie womöglich die allererste Person in seinem ganzen Leben, die ihn dafür nicht verdammte. Und das allein, dachte er, war Grund genug, sie nicht zu enttäuschen." (S. 138)
Zum Schreibstil der jungen Autorin, die übrigens auch unter dem Namen Franka Rubus bekannt ist, muss ich nicht viel sagen. Er passt wundervoll in diese jugendlich-leichte Geschichte und ist angenehm ohne Holpersteine zu lesen. Lediglich das "sie leckte sich über die trockenen Lippen" in mehrfacher Ausführung auf den ersten 120 Seiten hat mich ein bisschen genervt und zugleich verwirrt. Zuerst dachte ich, es hat vielleicht eine bestimmte Bedeutung, die zum Ende hin aufgeklärt wird. Dem war aber nicht so, deshalb schiebe ich das anfängliche "Lippenlecken" auf die Jahreszeit, denn die Geschichte spielt im Winter und wer hat da - dank der trockenen Heizungsluft - nicht mit rauhen Lippen zu kämpfen?!

Ich könnte euch noch so viel mehr über dieses geheimnisvolle, mysteriöse, spannende und liebevolle Buch erzählen, lasse es aber bleiben und betone an dieser Stelle lieber noch mal, dass ich euch ans Herz lege, es selbst zu lesen!



Kommentare

  1. Schon wieder ein Buch, bei dem die Meinungen etwas auseinander gehen. Da macht natürlich neugierig und ich bin immer Zwiegespaltener, ob ich es nicht irgendwann doch mal versuchen soll. Deine Argumente sind da schon mal ein guter Pro-Anfang und, dass sich mal keine typische Lovestory/Romantasy hinter den Buchseiten versteckt, ist wohl ein weiterer Pluspunkt. Wieder mal eine überzeugende Rezi von dir ... mit schönen Zitaten dazu - wohl gemerkt. :)

    Liebe Grüße
    Reni

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  2. P. S. ich wusste gar nicht, dass Mandy Capristo jetzt Solo unterwegs ist bzw. wieder singt. Der neue Song hört sich gar nicht schlecht an. Eine schöne Stimme hat sie ja. Thanks für den Sidebar-Tipp! :)

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  3. Och nöööö T_T
    Ich hatte das Buch heute in der Hand und habe es weggelegt weil ich mir unsicher war ob ich es kaufen soll. Na ja, beim nächsten Buchkauf dann halt.

    Danke dir für die Rezi.

    LG
    Silke

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  4. Uuuhhh, Anka! Tolle Zitate!! Deine Rezi ist wirklich passend für mich und das Buch würde auch zu meiner aktuellen Lesestimmung passen. Und gruseln ist immer gut!! Gleich mal auf meiner WuLi vermerkt. Bin doch immer auf der Suche nach guten Einzeltiteln (?).
    Drück dich!
    Damaris

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  5. Mir hat das Buch auch gut gefallen. Und ja: Gegruselt habe ich mich auch! Brrr...

    Viele Grüße!

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  6. mit deiner rezi Stimme ich einfach mal zu 100 % überein. ich finde das Buch absolut gut, besonders nach 150 Seiten seichter Unterhaltung wirds richtig spannend.
    und: ja das mit dem Lippen lecken ist mir auch aufgefallen :-D ich glaube hier stand einfach keine Absicht dahinter, das fällt einem hinterher nich mehr auf nach ner gewissen Zeit. auch wenn es natürlich toll gewesen wäre wenn dieser kleine Fehler in zukünftigen Werken nicht mehr auftauchen würde.

    in diesem Sinne
    viele grüße, Frederik

    ps. diese Nachricht schreib ich vom Handy, Rechtschreibfehler dürfen also behalten werden :p

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  7. Tolle Rezension. Ich hatte das Buch vorher noch nicht so im Blick, aber nach deiner Rezi reizt es mich doch. Muss ich mir mal merken.

    Liebe Grüße, Diti

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  8. Hey ihr! Da die Zeit ein bisschen knapp ist, pack ich meine Kommi-Antworten an euch heute ausnahmsweise mal zusammen in einen Kommentar.

    @Reni
    Hihi, mein Ziel war es, die Skeptiker ein bisschen ins Wanken zu bringen und so wie es ausschaut, habe ich es ansatzweise geschafft :) Dieses Buch ist wirklich schön und auf jeden Fall einen Blick wert. Die Zitate haben mir auch sehr gut gefallen. So viele Post-its klebten schon lang nicht mehr in einem Buch ;)
    Ja, Mandy hat letzte Woche ihr Soloalbum veröffentlicht. Ich bin sehr begeistert und überrascht von der Qualität. Sie Songs sind jung, frisch aber trotzdem mit Tiefe und ihre Stimme ist ja eh weltklasse. Auch hier lohnt es sich mal genauer hinzuhören :)

    @Silke
    Ha! Das kenne ich auch. Da hält man ein Bcuh in der Hand, dreht und wendet es, legt es aber schließlich doch zurück. Kurze Zeit später liest man eine Rezi zu genau diesem Buch und beißt sich in den Hintern, dass man es nicht mitgenommen hat ;)

    @Damaris
    Yes! Ich wusste, dass du auf die Zitate anspringst und hätte fast eine Wette abgeschlossen ;) Soweit ich das verstanden habe, ist es ein Einzeltitel. Natürlich kann man sich immer eine Fortsetzung vorstellen, sie ist aber nicht nötig (inhaltlich gesehen, ich würde mich jedoch über ein Wieder"lesen" mit den Protas freuen!).

    @buchstabentraeume
    sehr gut, ich liebe es auch mich in Büchern zu gruseln. Die Feen waren schon echt unheimlich...

    @Frederik
    Daaanke für deine lieben Worte! Toll, dass wir die gleiche Meinung teilen! Mal sehen, vielleicht verschwindet das viele Lippenlecken in der nächsten Auflage ;)

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  9. Vielleicht lag es bei mir an der Lesestimmung, aber an mich ist das Buch leider nicht so ran gekommen, wie an dich.
    Die Grundidee hat mir total gut gefallen und auch die Charaktere mochte ich auf Anhieb. Dennoch war mir alles ein wenig difus und ungeordnet. Sicherlich kein schlechtes Buch, dennoch ist die Geschichte leider irgendwie an mir abgeprallt :(

    Lg Nanni

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    1. Hey Nanni!
      So kann es auch gehen. Geschmäcker sind einfach absolut verschieden und ich bin der Meinung, dass auch die aktuelle (Lese-)Stimmung von wichtiger Bedeutung ist :)
      Liebe Grüße
      Anka

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  10. Hi Anka :-)
    Wenn einem ein spezielles Buch just genau in die eigene Stimmung hinein gleitet, ist es eine besondere Form des Glücks. Die Seiten erscheinen, als wären sie nur für einen selbst aufgeschrieben worden. Dein Ausgleich für die kleinen Enttäuschungen der letzten Bücher-Zeit. Glut für Deine Passion!

    Wenn ein Jugendbuch in anderer Weise auch für Erwachsene funktioniert, dann spricht auch dies für die Intension. Die Intension, weswegen das Buch geschrieben wurde.

    So manches Mal wirkt das "süsse Knistern" in der Andeutung viel intensiver, als 200 Seiten "leidenschaftlich bebender Lippen" & "Umarmungen voll männlicher Manneskraft".

    "Der Puls Seelen tiefer Augen & Blicke ist weit, mir entfernt zu sein"
    (La Claire)

    Sei immer auf der nächsten Schwinge...

    bonté

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    1. Good Morning Mr. bonté!

      Du hast Recht, das Buch hat mir richtigen Auftrieb gegeben und mir das Lesen wieder unheimlich schmackhaft gemacht :)
      Genau, dieses "süße Knistern" kann viel intensiver und bedeutungsvoller sein, als explosionsartige leidenschaftliche Gefühle.
      Viele Grüße an dich.
      Anka

      P.S. danke an La Claire!!

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  11. Hey Anka,
    eine schöne Rezi!
    Ich finde, du gibst dir immer sehr viel Mühe damit! Das Buch könnte was für mich sein, ich werde es mal auf die amazon.de Wunschliste setzen, um es im Auge zu behalten :)

    Außerdem folge ich deinem Blog wo es nur geht, damit ich nichts verpasse :D

    Liebste Grüße,
    Emma Bücherkeks

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    1. Hi Emma!
      Vielen Dank fürs "Verfolgen" und deine lieben Worte.
      Ich bin gespannt, ob das Buch es von der Wunschliste auf deinen SuB schafft ;)
      Liebe Grüße
      Anka

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  12. Oh, das habe ich gerade erst in meinen Rebuy-Warenkkorb gepackt! :-)

    Sehr schöne Rezi, jetzt hab ich richtig Lust auf das Buch und würde es am liebsten JETZT SOFORT lesen! :-)

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