· Titel: Dunkler Wahn
· Autor: Wulf Dorn
· Medium: Hardcover (432 Seiten)
· Verlag: Heyne Verlag (September 2011)
· ISBN: 978-3-453-26705-3
· Genre: Thriller
· Preis: 17,99 Euro
Kurzbeschreibung des Verlages
Ein Rosenstrauß ohne Absender. Geschenke vor der Haustür. Briefe unter dem Scheibenwischer ... Der Psychiater Jan Forstner wird von einer Unbekannten mit Liebesbezeugungen überhäuft. Anfangs glaubt Jan noch an die harmlose Schwärmerei einer ehemaligen Patientin. Doch dann bittet ihn ein Journalist um Mithilfe im Fall einer geistig gestörten Person und wird kurz darauf ermordet. Jan erkennt, dass er ins Visier einer Wahnsinnigen geraten ist. Und seine Verfolgerin schreckt vor nichts zurück.
Ankas Geblubber
Als ich zu Beginn meiner Blogger-Zeit "Kalte Stille" gelesen hatte, ahnte ich nicht, dass ich noch mal nach Fahlenberg zurückkehren würde. Doch die Geschichte von Psychiater Jan Forstner ist noch lang nicht zuende erzählt...
"Die menschliche Seele lebt im Verborgenen, und wenn sie zerbricht, geschieht das lautlos. Es gibt kein Krachen und Klirren wie bei Porzellan oder Glas. Erst wenn es bereits zu spät ist, sieht man die Scherben."
S. 322
Wulf Dorn nimmt sich in seinem neuen Psychothriller "Dunkler Wahn" dem Thema "Stalking" an und treibt seine Leser ein weiteres Mal an der Seite seines Protagonisten Jan Forstner in den Wahnsinn.
Ein Jahr ist vergangen, seit Jan, aufgrund der dramatischen Ereignisse, die Fahlenberg und die Waldklinik erschüttert hatten, groß in den Medien vertreten war. Natürlich sind diese Ereignisse nicht spurlos an ihm vorbei gegangen. Trotzdem versucht der charismatische und attraktive Psychiater seinen Alltag zu meistern. Als ihn ein Strauß roter Rosen ohne Absender erreicht, ahnt er nicht, dass er schon bald die Hauptrolle in dem dunklen Spiel einer Wahnsinnigen spielen wird...
"Nicht mehr lange, Jan, dann wird mein Name dein einziger Gedanke sein. Bei Tag und bei Nacht. Bis in alle Ewigkeit."
S. 306
Auf den ersten Liebesgruß folgen weitere Botschaften, Anrufe und schließlich ein Mord. Jan ist sich sicher, es mit einer Wahnsinnigen zu tun zu haben. Er sucht Hilfe bei seinen Kollegen und der Polizei, doch alle tappen im Dunkeln. Wer ist diese, vom Wahn besessene Frau, die alles dafür tun würde, um mit Jan zusammen zu sein?
Der Autor stellt seinen Lesern eine Frau nach der anderen vor und immer mehr Personen reihen sich in den Kreis der Verdächtigen. Ist die Wahnsinnige im näheren Umfeld des Psychiaters zu suchen? Ist sie eine ehemalige Freundin, eine Kollegin oder gar eine Patientin? Eines ist klar, sie weiß alles über ihn und sie beobachtet ihn - Tag und Nacht, zu Hause und in der Klinik.
Da es nun schon das 4. Buch von Wulf Dorn ist, das ich gelesen habe, bin ich davon ausgegangen, dass es ihm nicht gelingen würde, mich mit seinen vielen Verdächtigen in die Irre zu leiten. Immer wieder sagte ich mir beim Lesen "Nein, Wulf, ich habe dich durchschaut! Du machst mir diese Frau zwar schmackhaft als potentielle Stalkerin, aber sie ist es nicht" - trotzdem ertappte ich mich immer wieder dabei, an mir und meinen Vermutungen zu zweifeln. Ich stellte die wahnwitzigsten Theorien auf und verdächtigte am Ende sogar eine gebrechliche alte Witwe (ja, haltet mich für verrückt, aber soweit ist es wirklich gekommen!).
Es kam alles ganz anders... und zwar viel schlimmer, grausamer und erschreckender als gedacht...
Wulf Dorn weiß, wie er seine Leser packen kann. Mit kurzen, knackigen Kapiteln, die er zu gern mit einem Cliffhanger enden lässt, fesselt er sie an sein Buch, lässt sie die Seiten mit zitternden Fingern umblättern und jagt ihnen mit plötzlichen, gruseligen und absolut unerwarteten Wendungen einen kalten Schauer über den schweißnassen Rücken.
Wer sich also mal wieder so richtig gruseln möchte, kein Problem mit einem höheren Stromverbrauch hat, weil er beim Einschlafen das Licht anlassen muss, und bei jedem kleinsten Geräusch die Vermutung hat, einer Wahnsinnigen in die Augen blicken zu müssen - dem ist mit einem Wulf Dorn gut geholfen!
Es gibt durchaus einige eklige Szenen in "Dunkler Wahn" - Szenen, die mich schier in den Wahnsinn getrieben haben, Szenen, die mir das Blut in den Adern gefrieren ließen - aber auch Szenen, die mir Jan Forstner näher gebracht haben. Er wurde mir immer sympathischer - umso schlimmer zu wissen, in was für einer Gefahr er sich befindet.
"Würde ich mich in jeden Wahn meiner Patienten hineindenken wollen, um ihn bis ins letzte Detail zu verstehen, könnte ich mich nach kurzer Zeit selbst einliefern lassen."
S. 299
Auch in diesem Thriller spielt Wulf Dorn gekonnt mit der Psyche seiner Leser und der seiner Charaktere. Zu was Menschen alles fähig sind, was sie dazu führt und was in dem Kopf einer Wahnsinnigen vor sich geht, zeigt er hier eindrucksvoll. Mit viel Fachwissen, das er seinem Protagonisten einverleibt, nähert er sich diesem heiklen Thema (in der Fachsprache als Erotomanie = Liebeswahn bezeichnet).
Den Großteil der Geschichte erleben wir an der Seite von Jan. Hin und wieder wechselt die Erzählperspektive jedoch und wir lernen die Nebencharaktere aus einer anderen Sichtweise kennen, so z.B. den Pfarrer Felix Thanner, der ebenfalls ein hartes Schicksal aufs Auge gedrückt bekommt. Denn er ist der Einzige, dem sich die Wahnsinnige in ihrer Beichte anvertraut. Er sitzt ihr gegenüber, doch das Beichtgeheimnis verbietet es ihm, zur Polizei zu gehen. Ein wahnsinniger Gewissenskonflikt, mit dem er plötzlich konfrontiert wird, zumal auch ihm bewusst ist, wie gefährlich diese Frau ist und dass sie garantiert nicht vor einem weiteren Mord zurückschrecken wird...
Schritt für Schritt kommt Jan seiner Stalkerin näher. Am Ende ist die Spannung kaum noch auszuhalten und meine Augen konnten gar nicht so schnell über die Wörter sausen, wie ich sie verschlingen wollte. Das Ende ist dramatisch, wie es sich für einen Thriller dieses Kalibers gehört. Ich hatte Gänsehaut, ich hatte Angst und jaaaaa, ich habe zum Einschlafen das Licht angelassen...
Dass Wulf Dorn auch nach dem Ende des Buches noch mal überraschen und alle Gefühle durcheinander wirbeln kann, beweist er mit einem außergewöhnlichen Epilog, für den ich dieses Buch liebe! Nie-nie-niemals hätte ich damit gerechnet, dass nach dieser wahnsinnigen Geschichte sogar ein Tränchen meine Wange hinunter kullern würde.
Tut mir den Gefallen und lasst euch auf diese Geschichte ein. Überzeugt euch selbst von diesem WAHNsinn! Ihr müsst "Kalte Stille" nicht gelesen haben, um beim "dunklen Wahn" den Überblick zu behalten. Beide Geschichten sind in sich abgeschlossen. Trotzdem ist es natürlich empfehlenswert, Jans Vorgeschichte nicht nur aus den Rückblenden, die Wulf Dorn in "Dunkler Wahn" gibt, zu kennen. Es gibt ein Wiedersehen mit alten Bekannten aus Fahlenberg, die Dorn-Fans bereits aus den vorherigen Fahlenberg-Geschichten kennen.
Fazit: Auch dieser dritte Psychothriller aus der Feder des WAHNsinnig sympatischen Autors Wulf Dorn, ist der helle WAHNsinn! WAHNsinnig nervenaufreibend, WAHNsinnig spannend und WAHNsinnig packend! Er hat mir WAHNsinnig Angst gemacht und mich hineingetrieben, in den DUNKLEN WAHN...
Weiterführende Infos
Seid ihr nun neugierig geworden? Wollt ihr euch selbst vom dunklen Wahn überzeugen? Psssssssst.... Dann gebe ich euch einen Tipp.... kommt mal ein bisschen näher... noch näher.... so ist gut... muss ja nicht jeder hören...
Nächste Woche solltet ihr "Ankas Geblubber" gut im Auge behalten... anlässlich einer kleinen Bloggeraktion wird es etwas zu gewinnen geben.... was könnte das wohl sein??? Tüdülüüüütüdülüüüü... aber von mir habt ihr den Tipp nicht...!
Auch andere Bloggerkollegen sind bereits dem dunklen Wahn erlegen. Schaut mal vorbei bei...
Meine Rezensionen zu weiteren Dorn-Büchern zeige ich euch hier: