· Titel: Das Richterspiel
· Autor: Sabine Kornbichler
· Medium: Taschenbuch (432 Seiten)
· Verlag: Piper Verlag (Neuauflage September 2018)
· ISBN: 978-3-492-31248-6
· Genre: Kriminalroman
Schlimmer könnte das alte Jahr für Marlene nicht enden: In der
Wohnung einer Bekannten entdeckt sie eine Tote – die junge Frau wurde
offensichtlich ermordet. Ohne es zu wollen, wird Marlene in den Fall
hineingezogen. Hier spielt jemand
ein Spiel, das vor langer Zeit dazu gedacht war, dem Schicksal die Stirn
zu bieten. Erst als Marlene selbst in Gefahr gerät, begreift sie, wie
dunkel der Schatten sein kann, den die Vergangenheit wirft …
Textquelle: Piper Verlag
A N K A S G E B L U B B E R
Marlene ist eine unheimlich bewundernswerte Protagonistin, von der sich jeder eine Scheibe abschneiden sollte. Sie schaut hin, während andere wegschauen, bohrt nach, auch wenn es unangenehm wird und engagiert sich für Senioren, indem sie ihnen alltägliche Aufgaben wie z.B. das Einkaufen abnimmt oder mit ihnen zusammen den nächsten runden Geburtstag plant. Obwohl ihr Seniorenservice alles andere als gut läuft und sie auf die finanzielle Unterstützung ihres erfolgreichen Bruders angewiesen ist, macht sie ihren Job mit Leib und Seele.
Am Silvesterabend möchte sie in der Wohnung einer ihrer Kundinnen noch einmal nach dem rechten schauen und sich um die zurück gelassene Katze kümmern, da die Besitzerin am Morgen ins Krankenhaus gebracht worden ist. In der Wohnung findet sie nicht nur eine total verstörte Katze, sondern auch eine tote Frau vor.
Ihr bleibt nicht viel Zeit, um sich von diesem Schock zu erholen, denn kurz darauf spannt sie ein neuer Kunde von morgens bis abends ein, jedoch nicht, um wie gewöhnlich im Haushalt zu helfen oder eine Runde im Park spazieren zu gehen, nein, Marlene soll Herrn Claussen, einen früh-pensionierten Kriminalkommissar, bei der Aufklärung eines Mordes unterstützen. Erst weigert sie sich, doch die Bezahlung kann sie aufgrund ihrer desolaten finaziellen Lage nicht ablehnen und außerdem handelt es sich um den Mord an der jungen Frau, die sie in der Wohnung ihrer Kundin gefunden hat.
Schnell ist Marlene mitten drin und taucht tief in die Geheimnisse einer Familie ein, deren Vergangenheit sie vielleicht doch besser hätte ruhen lassen sollen...
Dieser ruhige Krimi konnte mich, trotz fehlenden Pageturner-Effekts und einiger Längen, überzeugen. Interessante Protagonisten und ein ganz sensibles Thema, das Stück für Stück, Seite für Seite weiter auseinander genommen wird. Hartnäckig arbeiten sich Claussen und Marlene immer tiefer, immer weiter voran, während ich wohl schon längst aufgegeben hätte.
Die Auflösung war für mich jetzt nicht unbedingt überraschend, da man beim Lesen immer näher an den Täter herangeführt wird, trotzdem fiel es mir am Ende schwer zu glauben, wie dieser Täter zu so etwas fähig sein konnte.
Hinsehen, statt wegsehen! Lieber einmal zu viel den Mund aufmachen, als einmal zu wenig. Oder sollte man doch lieber vorsichtig mit seinen Verdächtigungen sein und erstmal abwarten? Für Marlene stellt sich diese Frage gar nicht, jedoch hat sie mich zum Nachdenken gebracht.
Erschreckend, auf eine gewisse Art und Weise berührend und bewunderswert!
P.S. Bemerkenswert, wie die Autorin mit dem Thema Blindheit umgeht. Da Claussen nach einem Unfall erblindet ist, ist er in diesem Fall auf Marlenes Hilfe angewiesen und bezeichnet sie als "sein Auge". Sabine Kornbichler weist nicht nur auf die Probleme hin, mit denen sich ein Blinder tagtäglich auseinandersetzen muss (z.B. eine stark befahrene Straße oder zwei verschiedenfarbige Socken), sondern entführt den Leser auch für eine Szene in ein Dunkelrestaurant. Großartige Idee.