Ich besaß eine Gabe. Oder einen Fluch, je nachdem.




·  Titel: Slide - Durch die Augen eines Mörders
·  Originaltitel: Slide
·  Autor: Jill Hathaway
·  Medium: Hardcover (320 Seiten)
·  Verlag: Fischer FJB (September 2012)
·  ISBN978-3-8414-2149-4
·  Genre: Jugendthriller 
·  Preis: 16,99 Euro 








K U R Z B E S C H R E I B U N G

Sie hat die schreckliche Wahrheit gesehen – durch die Augen eines Mörders.

Die sechzehnjährige Vee hat Narkolepsie. Und wenn es nicht schon genug wäre, plötzlich in der Schule, im Kino oder bei Freunden einfach einzuschlafen, wandert Vees wache Seele während des Schlafens in den Körper eines anderen. Vee sieht, was diese Person gerade sieht – ohne deren Taten beeinflussen zu können. Doch noch nie war es so grausam wie in dieser Nacht: Sie sieht durch die Augen eines Mörders. Und sie kennt das Opfer: Es ist Sophie, die beste Freundin ihrer Schwester Mattie. Für die Polizei sieht es aus wie Selbstmord, nur Vee kennt die schreckliche Wahrheit, und sie begreift schnell, dass auch Mattie in Gefahr schwebt. Nur – wie soll sie herausfinden, in wessen Körper sie war? 



A N K A S   G E B L U B B E R

Ein junges Mädchen schneidet sich die Pulsadern auf, hinterlässt einen Abschiedsbrief. Für Familie, Freunde und auch die Polizei scheint der Fall klar - Selbstmord einer Jugendlichen. Doch was treibt einen jungen Menschen, der sein ganzes Leben noch vor sich hat, zu solch einem endgültigen Schritt... oder wer? Zu hoher Druck in der Schule? Mobbing im Freundeskreis? Eine unglückliche Liebe mit unerwarteten Folgen? All diesen Spuren geht die Autorin Jill Hathaway in ihrem Jugendthriller "Slide - durch die Augen eines Mörders" nach, beleuchtet ein höchst brisantes Thema und schlägt doch eine ganz andere Richtung ein.

"Ich besaß eine Gabe. Oder einen Fluch, je nachdem." 
Zitat, Seite 44

Stellt euch vor, ihr leidet an Narkolepsie - schlaft einfach von einer Sekunde auf die andere ein. Wäre Vee mit dieser Krankheit nicht schon gestraft genug, besitzt sie zudem die Gabe, während ihrer Narkolepsie-Anfälle in andere Personen zu "wandern". Dabei sieht sie durch die Augen eines anderen, erlebt das, was diese Person in genau diesem Moment erlebt. Das mag im ersten Moment aufregend klingen, für Vee sind ihre "Wanderungen" jedoch eine große Qual. Sie sieht, wie sich ihre Mitschülerinnen gegen eine andere Mitschülerin verschwören, sie findet sich plötzlich im Körper ihres Vaters wieder, der gerade eine Operation durchführt und schließlich sieht sie die tote Freundin ihrer Schwester Mattie... durch die Augen ihres Mörders.
Wem kann sie sich anvertrauen? Ihrer kleinen Schwester, die sich gerade mitten in der Pubertät befindet und Vee ferner ist als je zuvor? Ihrem Vater, der seit dem Krebstod ihrer Mutter noch mehr Zeit im Krankenhaus verbringt, um dort lieber vielen kleinen Kindern das Leben zu retten, als sich um seine pubertierenden Töchter so kümmern? Oder doch lieber ihrem besten Freund Rollins, der ihr zwar sehr nahe steht, aber doch ein Geheimnis vor ihr zu haben scheint? Und was ist mit dem attraktiven Zane, ihrem neuen Mitschüler, der tatsächlich ein Auge auf sie geworfen hat und in dessen Nähe sie sich ungewohnt geborgen und verstanden fühlt?

Zu Beginn musste ich mich erstmal an die ungewohnte Erzählperspektive gewöhnen und so lasen sich die ersten Seiten, erzählt aus Vees Sicht und in der Gegenwart, etwas holprig. Passend für ein Jugendbuch sind die Sätze recht kurz und die Sprache sehr leicht gehalten. Normalerweise mag ich es (auch in Jugendbüchern!) gern etwas ausgeschmückter und flüssiger, doch schließlich konnte ich mich auch hier mit dem Schreibstil anfreunden und fand ihn insgesamt sogar recht passend und authentisch. Abschnittsweise brachten mich einige sehr bilderreiche Passagen sogar zum Schmunzeln, z.B. als Vee sich mit ihrer Schwester Mattie vergleicht:

"Wenn sie der rosa Glitzer auf der Valentinskarte ist, bin ich der schwarze Edding, 
mit dem man im Jahrbuch den Lehrern einen Schnurrbart malt." 
Zitat, Seite. 12

Vee konnte mich als Hauptcharakter auf der einen Seite sehr berühren, auf der anderen Seite gelang es mir aber nicht, sie ins Herz zu schließen. Mit ihren pinken Haaren unterstreicht sie ihre etwas rebellische Außenseiter-Rolle, schaut man jedoch hinter die Fassade, stößt man auf ein zurückgezogenes, trauriges und sensibles Mädchen. Ein Mädchen, das nach außen hin die Starke mimt, das unnahbare Mädchen, das nach dem Tod ihrer Mutter für ihre jüngere Schwester da sein musste, während sich ihr Vater in seine Arbeit flüchtete. Ein Mädchen, das Angst hat. Angst vor der "Wanderung" während ihres nächsten Narkolepsie-Anfalls, Angst davor, nicht ernst genommen und als verrückt abgestempelt zu werden, Angst vor Nähe und Angst vor dem Verlust eines geliebten Menschen, nachdem sie ihm ihr Herz ausgeschüttet hat. Vee konnte mich stellenweise mit ihren Gedankengängen tief berühren.

"Aber es ist falsch zu denken, dass der Tod nur ein Verlust ist. Er ist auch etwas, an dem man wächst. Der Tod ist immer da und flüstert einem ins Ohr. Er lebt überall; in deinen Erinnerungen, in allem, was du denkst und sagst und fühlst und wünschst. Er ist immer da. 
Ich weiß, es gibt keine Worte, die den Tod angenehm erscheinen lassen. 
Er ist, wie er ist." 
Zitat, Seite 30

"Zwischen uns hängt ein unbehagliches Schweigen. Ich möchte etwas Witziges oder Schlaues sagen, irgendetwas. Ich will nicht mehr allein mit meinen Gedanken sein." 
Zitat, Seite 138

"Slide - Durch die Augen eines Mörders" beinhaltet also nicht nur die Suche nach dem unbekannten Mörder, sondern auch viele bewegende, nachdenkliche und traurige Momente. Depression, Mobbing, Selbstmord und schließlich der Tod - die Autorin mutet ihren Protagonisten viel zu und lässt stets einen düsteren Schleier über den Geschehnissen hängen. Mit dem attraktiven Zane, in den sich Vee sofort verguckt, versucht sie zwar etwas Licht, Farbe und Herzklopfen in die Geschichte zu bringen, doch geübte Thrillerleser erkennen sofort, dass der junge Mann nicht ganz koscher ist. Er ist der typische Sunnyboy, der neu an die Schule kommt und sich aus unerfindlichen Gründen nur für die skurrile Außenseiterin interessiert. Kaum ist er da, stirbt ein Mädchen. Zufall? Natürlich präsentiert die Autorin uns und ihrer Heldin weitere Tatverdächtige, lenkt die Vermutungen geschickt immer wieder in andere Richtungen, so dass ich bis zum Ende zwar ahnte, wer hinter dem Mord steckt, mir jedoch nie zu 100% sicher war.

Insgesamt war dieser Jugendthriller für mich kein Besonderer in seinem Genre. Er lässt sich schnell lesen, kann junge Leserinnen und Leser sicher fesseln und vielleicht auch mit seiner Auflösung überraschen. Er regt zum Nachdenken an und berührt stellenweise.
Mir fehlte jedoch das gewisse Etwas, die Sympathie und der Sog ~ lesenswert und unterhaltsam ja, wenn man sonst eher selten zu einem Jugendthriller greift, aber definitiv kein MUST-READ. Interessant für die Fans der "Bodyfinder"- Reihe, an die mich "Slide" immer wieder erinnert hat.


W E I T E R F Ü H R E N D E   I N F O S

"Slide - Durch die Augen eines Mörders" ist der erste Band einer zweiteiligen Reihe. 
Band 2 mit dem Originaltitel "Impostor" ist bisher nicht auf deutsch erschienen.

Wenn euch dieses Buch gefallen hat, schaut euch auch mal diese Titel an:
(Ein Klick aufs Bild leitet euch zu weiteren Infos zum jeweiligen Buch)

  


Weitere Leser-/Bloggerstimmen zu "Slide" findet ihr u.a....

... bei  "Würfelheld"

Besucht mich doch auch mal hier:

    



Kommentare

  1. Hört sich eigentlich ganz gut an. Liebst, Emme ♥

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  2. uii das Buch ist auf meiner Wunschliste :) Danke für die schöne Rezi

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