Ich freue mich sehr, heute meine Bloggerkollegin Fenna von
hier bei Ankas Geblubber begrüßen zu dürfen. Fenna hat uns heute gleich drei interessante Bücher mitgebracht, die ihr sehr am Herzen liegen und deren Genre ihr hier bei Ankas Geblubber ansonsten eher selten findet. Fenna liebt Bücher, gibt jedem eine Chance, insbesondere dann, wenn sie mit interessanten und glaubwürdigen Protagonisten aufwarten können - so wie diese drei Schätze ...
Lesemanie
Gedankennahrung für Büchernarren
hier bei Ankas Geblubber begrüßen zu dürfen. Fenna hat uns heute gleich drei interessante Bücher mitgebracht, die ihr sehr am Herzen liegen und deren Genre ihr hier bei Ankas Geblubber ansonsten eher selten findet. Fenna liebt Bücher, gibt jedem eine Chance, insbesondere dann, wenn sie mit interessanten und glaubwürdigen Protagonisten aufwarten können - so wie diese drei Schätze ...
Liebe Fenna, herzlich Willkommen bei Ankas Geblubber!
Auf meinem Blog Lesemanie biete ich Gedanken-Nahrung und Lese-Inspiration für Büchernarren an. Von jedem Genre ist etwas dabei; allem wird eine Chance gegeben, solange die Sprache gut ist und die Charaktere glaubwürdig sind. Und wer bin ich? Mein Name ist Fenna, ich bin Jahrgang 1987 und bin nach langen Jahren in den USA endlich wieder im schönen Rheinland zu Hause. Eigentlich sollte ich jede Minute in das Erstellen meiner Dissertation stecken, aber manchmal ist Bloggen einfach schöner (und Lesen ja sowieso)...
Drei
Mal Historisches von Lion Feuchtwanger
Aller
guten Dinge sind bekanntlich drei und deshalb möchte ich hier drei
wirklich sehr gute historische Romane von Lion Feuchtwanger
vorstellen, die mit Protagonisten aufwarten, von denen jeder einzelne
auf seine Art die Welt geprägt hat: der spanische Maler Francisco de
Goya, der französische Philosoph Jean-Jacques Rousseau und der
Amerikaner Benjamin Franklin.
„Goya
oder Der arge Weg der Erkenntnis“ heißt
der erste Roman um den es hier gehen soll und der das Schaffen
Francisco de Goyas unter die Lupe nimmt. Direkt zu Beginn macht
Feuchtwanger deutlich, was die Gegenwart Goyas ausmacht: „Gegen
Ende des achtzehnten Jahrhunderts war fast überall in Westeuropa das
Mittelalter ausgetilgt. Auf der Iberischen Halbinsel, die auf drei
Seiten vom Meer, auf der vierten von Bergen abgeschlossen ist,
dauerte es fort.“ Und das aufgrund der Inquisition, die das
spanische Leben mit Argusaugen beobachtete und all jene, die ihren
strengen Regeln zuwider handelten, zu Befragungen einbestellte. Und
Goya ist ihnen ein Dorn im Auge. Sein offensichtliches Verhältnis
mit der Herzogin von Alba und seine unterschwellig geäußerte Kritik
an der Inquisition bringen ihm eine Einladung zu einem Auto
Particular ein – eine nur für geladene Gäste bestimmte Kundgebung
zu einem Urteil das die Inquisition gefällt hat – „Dazu geladen
zu werden war ehrenvoll und gefährlich, es kam einer Verwarnung
gleich.“ Goya geht zu der Veranstaltung und was er sieht,
beeindruckt ihn tief. Inspiriert von der Veranstaltung und der offen
zur Schau getragenen Grausamkeit der Richter, beginnt er mit der
Arbeit an seinen „Caprichos“, Radierungen, welche die Zustände
der spanischen Gesellschaft und insbesondere das Walten der
Inquisition, scharf kritisieren. Goya wendet sich von der klassischen
Hofmalerei, der er sich bis dahin hauptsächlich gewidmet hat, fast
völlig ab. So zieht er herbe Kritik auf sich während er zeitgleich
mit fortschreitender Taubheit und schlechter Gesundheit zu kämpfen
hat. Feuchtwanger gelingt es in diesem Roman meisterhaft, sowohl das
Hadern des Künstlers mit sich selbst und seinem Werk einzufangen,
als auch ein überwältigendes und detailliertes Sittengemälde
Spanien zu Zeiten Goyas zu erschaffen – sei es durch kurze
Auftritte des uhrenbesessenen und einfältigen Königs, oder die
Gegenüberstellung der scheinbar allmächtigen Inquisition auf der
einen Seite sowie die Tatsache, dass Männer und Frauen des Hochadels
sich hinter verschlossener Tür den meisten Gesetzen dieser
Institution widersetzen.
In „Narrenweisheit
oder Tod und Verklärung des Jean-Jacques Rousseau“,
entführt Feuchtwanger seine Leser nach Frankreich. Im ersten Teil
des Romans beobachten wir Rousseau in den letzten Tagen seines
Lebens. Diese verbringt er bei Monsieur de Girardin. Der Graf und
sein Sohn Fernand sind glühende Verehrer des Philosophen und können
ihr Glück kaum fassen als Rousseau ihre Einladung, eine Weile bei
ihnen zu verbringen, annimmt. Gemeinsam mit seiner Frau und seiner
Schwiegermutter zieht er in ein in dem Park gelegenen Sommerhäuschen
ein. Seine Ehefrau Thérèse, eine scheinbar einfältige doch auch
höchst sinnliche Frau, beginnt eine Affäre mit einem Bediensteten
des Grafen. Als Rousseau kurze Zeit spät tot in seinem Haus
aufgefunden wird, deutet alles auf einen Mord durch den Geliebten der
Frau hin, doch offiziell wird ein Schlaganfall als Todesursache
notiert. Im zweiten Teil des Romans stürzt der junge Fernand in
Folge von Rousseaus Tod in eine Sinnkrise, der er durch seine
Unterstützung der amerikanischen Unabhängigkeitsbewegung entkommen
möchte. Im dritten Teil schließlich kehrt Fernand nach Frankreich
zurück und schließt sich der französischen Revolution an.
Erschrocken muss er erkennen, dass er die Ziele der Revolution nicht
als einziger mit Rousseaus Argumenten rechtfertigt. Andere, sehr viel
radikalerer Mitstreiter, die bald zu Gegnern werden sollen, bedienen
sich der selben Argumente um mit ihnen sehr viel rabiatere Mittel zum
Zweck zu rechtfertigen. Eine eindringliche Schilderung wie Ideen,
einmal geäußert, ein Eigenleben entwickeln können.
Das
letzte Buch, das ich hier kurz vorstellen möchte, spielt zum großen
Teil zur selben Zeit wie das Rousseau-Buch, allerdings spielt hier
die amerikanische Unabhängigkeitsbewegung eine größere Rolle: „Die
Füchse im Weinberg“.
Benjamin Franklin ist in Paris, um als Gesandter der Amerikanischen
Union ein Bündnis zwischen Amerika und Frankreich zu knüpfen.
Hierfür muss er den ängstlichen König überzeugen, dass
Waffenlieferungen an die gegen die britische Krone aufbegehrenden
Amerikaner in keinster Weise seine eigene Autorität als Monarch
untergraben würden. Ludwig der XVI zögert und fühlt sich
überfordert. Er befürchtet, dass ein Erfolg der amerikanischen
Unabhängigkeitskämpfer in Europa, insbesondere in Frankreich,
Nachahmer finden könnte. Feuchtwanger konzentriert sich auf
diplomatische Intrigen am Hofe und würzt diese mit farbenfrohen
historischen Episoden und interessanten (teils fiktiven) Begegnungen
und Dialogen zwischen den großen Denkern ihrer Zeit: Franklin,
Diderot, Voltaire… Dabei spielt der Gedanke des Fortschritts die
größte Rolle. In einem Nachwort zu seinem Roman schrieb
Feuchtwanger: „Sie werden ohne weiteres verstehen, daß der Held
des Romans nicht Benjamin Franklin ist, auch nicht Beaumarchais, auch
nicht der König oder Voltaire, sondern jene unsichtbare Lenker der
Geschichte, der, im achtzehnten Jahrhundert entdeckt, im neunzehnten
Jahrhundert deutlich erkannt, beschrieben und gepriesen wurde, um
dann im zwanzigsten Jahrhundert bitter verleugnet und verleumdet zu
werden: der Fortschritt.“ Diesem Fortschritt hat Feuchtwanger mit
dem Roman ein Denkmal gesetzt, das mehr als 900 Seiten zählt, die
von sehr vielen mal mehr und mal weniger wichtigen Personen bevölkert
werden. Als ich das Ende erreichte, wollte ich trotzdem noch mehr.
Zu
allen historischen Romanen Feuchtwangers muss gesagt werden, dass
Feuchtwanger vor Erschaffung des jeweiligen Buches viel Zeit darauf
verwandte, die Zeit und Quellen aus der jeweiligen Epoche zu sichten
und sie mit einfließen zu lassen. Allerdings hatte er auch keine
Scheu, manche Fakten so zurechtzubiegen, dass sie den Verlauf der
Erzählung unterstützen. Beispielsweise war Rousseaus
Schwiegermutter zu dem Zeitpunkt an dem sie in „Narrenweisheit“
mit ihm und ihrer Tochter bei Monsieur de Girardin einzieht, bereits
seit zehn Jahren tot. Für Feuchtwanger standen in seinen
historischen Romanen weniger eine hundertprozentige Wiedergabe
historischer Fakten im Vordergrund als viel mehr der Wunsch,
Gesellschaften einen Spiegel vorzuhalten und sie zum Denken zu
verleiten. Dies hat er eindrucksvoll in einem Vortrag auf dem
Internationalen Schriftstellerkongress 1935 in Paris erläutert.
Unter dem Titel „Vom Sinn und Unsinn des historischen Romans“
erklärte Feuchtwanger: „Ich habe zeitgenössische Romane
geschrieben und historische. Ich darf, nach schärfster
Gewissensprüfung erklären, daß ich in meinen historischen Romanen
die gleichen Inhalte zu geben beabsichtige wie in den
zeitgenössischen. Ich habe nie daran gedacht, Geschichte um ihrer
selbst willen zu gestalten, ich habe im Kostüm, in der historischen
Einkleidung, immer nur ein Stilisierungsmittel gesehen, ein Mittel,
auf die einfachste Art die Illusionen der Realität zu erzielen.
Andere haben ihr Weltbild, um er klarer aus sich heraus zu
projizieren, in eine größere räumliche Entfernung gerückt, es in
irgendeiner exotischen Gegend angesiedelt. Ich habe mein Weltbild zum
gleichen Zwecke zeitlich distanziert….“1 Das
Ergebnis sind historische Romane, deren Gesellschaftskritik und
Darstellung menschlicher Dilemmas bis heute ihre Gültigkeit behalten
und deren Anziehungskraft sich ein Leser kaum entziehen kann.
1 Quelle: http://www.litde.com/textsammlung-zur-deutschen-literaturgeschichte/lion-feuchtwanger-vom-sinn-und-unsinn-des-historischen-romans.php
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Liebe Fenna, vielen Dank für deinen Besuch hier bei Ankas Geblubber. Dein ausführlicher Beitrag war unheimlich interessant, selbst für mich kleinen Geschichts-Muffel!
Ich würde mich sehr freuen, wenn ihr Fenna auf ihrem Blog "Lesemanie" besucht und ihr liebe Grüße von mir ausrichtet.
Ich würde mich sehr freuen, wenn ihr Fenna auf ihrem Blog "Lesemanie" besucht und ihr liebe Grüße von mir ausrichtet.
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Fenna und ich freuen uns sehr auf euer Feedback in den Kommentaren und ich bin mir sicher, dass Fenna auch gern eure Fragen zum Thema beantworten wird!
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