Namibia Diary #05 | Sind Hyänen wirklich fies, bösartig und doof?

< --- Namibia Diary #04 | Meine 1. Nacht und mein 1. Tag auf Okutala

Ich bin der Meinung, es wird mal wieder Zeit für einen Ausflug nach Namibia. Wie seht ihr das? Auch wenn ich einen physischen Ausflug definitiv vorziehen würde (mein Fernweh ist aktuell wieder besonders groß und ich zähle die Tage bis Januar) nehme ich euch heute in Form eines weiteren Diary-Eintrags mit in mein Abenteuer Namibia.

Wie bereits im letzten Namibia-Diary angekündigt, lassen wir nun den anfänglichen chronologischen Tagebuch-Erzählstil hinter uns. Ich möchte heute damit beginnen, euch die tierischen Bewohner der Farm Okutala vorzustellen.

Als ich auf Facebook gefragt habe, über welches Tier ich euch zuerst etwas erzählen soll, hat mich euer Voting sehr überrascht. Das Rennen machten weder die jungen Elefanten, noch die süßen Giraffen und auch nicht die quirligen Fuchsbabys. Eure Favoriten waren die Hyänen. Ihr möchtet gern mehr über die Hyänen erfahren, die auf Okutala leben, deshalb fangen wir heute mit eben diesen Tieren an, die normalerweise nicht so populär sind, wie in meiner Blubber-Community.


Für mich waren Hyänen nie wirklich interessant, ganz im Gegenteil. In Filmen wie z.B. "Der König der Löwen" bekam ich schon im Kindesalter eingetrichtert, dass Hyänen fies, bösartig und doof sind. Sie sind als Aasfresser bekannt und zählen zudem nicht unbedingt zu den hübschesten Tieren.

Auf Okutala, meiner Herzensfarm in Namibia, leben offiziell zwei Tüpfelhyänen (ja, es gibt sogar unterschiedliche Hyänenarten!). Offiziell heißt in diesem Zusammenhang, dass sie sich ein 6 ha großes Gehege teilen und von Farmmitarbeitern betreut und gefüttert sowie von einer Tierärztin medizinisch versorgt werden. In den frühen Morgenstunden wurden aber auch schon wildlebende Hyänen gesichtet. Die rund 24.000 ha große Farm ist lediglich durch einen Wildtierzaun vom Umland getrennt, sodass es durchaus sein kann, dass der ein oder andere Besucher durchs Farmland zieht. Die Wildtiere sind scheu und eher in der Dämmerung bzw. nachts unterwegs, deshalb ist es ziemlich unwahrscheinlich, dass man sie zu Gesicht bekommt. Anders natürlich bei Wolfie und Sienna. Das sind die zwei Tüpfelhyänen, die ich kennen und lieben lernen durfte.

Wolfie

Als erstes kam Wolfie nach Okutala. Er war als Welpe auf einer privaten Farm aufgewachsen und von seinen Besitzern wie ein kleiner Hund behandelt worden. Doch dann wurde der "Kleine" größer und stärker. Obwohl er den Farmern nichts Böses wollte, wurde das Spielen mit dem aufgeweckten Männchen immer gefährlicher. Das Gebiss bzw. der Kieferbau einer Hyäne ist wirklich beachtlich. Deshalb haben sich seine Zieheltern dazu entschlossen, ihm ein artgerechteres Zuhause zu suchen. So kam Wolfie nach Okutala. Da er an Menschen gewöhnt war, gab es in der Anfangszeit einen Pfleger, der sich sogar im Gehege aufhalten konnte und mit ihm gespielt hat. So wurde Wolfie nach und nach vom direkten Kontakt mit Menschen entwöhnt. Mittlerweile hat er keinen direkten Kontakt mehr zu uns und sich bestens an sein "wildes Leben" gewöhnt. Er darf Hyäne sein.

Ich kann mir vorstellen, dass jetzt der ein oder andere von euch die Stirn runzelt und sich fragt, warum man Wolfie kein Leben in Freiheit geschenkt hat. Gatter auf und ab dafür!

Das Auswildern von handaufgezogenen und in Gefangenschaft lebenden Raubtieren ist in Namibia verboten (das Züchten übrigens auch). Die Tiere sind an Menschen gewöhnt und eben nicht mehr so scheu, wie ihre wildlebenden Artgenossen. Sie würden sich weiterhin im Umfeld der Menschen aufhalten, weil ihnen die Angst fehlt. Sie würden zwar wahrscheinlich nicht zur direkten Gefahr für uns Zweibeiner werden, jedoch unsere Nutztiere als leichte Beute ansehen. Während wildlebende Raubtiere eher einen Bogen um Farmhäuser und Ställe machen, hätten an Menschen gewöhnte Tiere kein Problem damit sich zu nähern und "direkt vor der Haustür" zu jagen und dieses Verhalten auch an ihre Nachkommen weiterzugeben. Ja, ihr habt richtig gelesen. Auch Hyänen jagen, insbesondere die Tüpfelhyäne. Sie sind nicht ausschließlich Aasfresser! Auf Okutala habe ich viel über die mir bisher fremde Tierart gelernt.

Wolfie muss also in Gefangenschaft leben, jedoch wird ihm dieses Leben so angenehm wie möglich gemacht. Er hat viel Platz und wird 6x wöchentlich mit leckerem Fleisch gefüttert. Warum nur 6x wöchentlich und nicht täglich? Na ja, in der Natur ist es auch nicht so, dass die Tiere jeden Tag etwas zu fressen finden. Wenn sie dann jedoch etwas finden oder erlegen, fressen sie sich satt, sodass sie problemlos mehrere Tage ohne neue Nahrung auskommen können. Auf Okutala bekommen die Hyänen (ebenso wie die anderen Raubtiere) Tagesportionen und müssen am siebten Tag fasten.


Die zweite Tüpfelhyäne namens Sienna lebt noch nicht allzu lang auf Okutala. Sie ist viel scheuer als Wolfie. Hyänen-Weibchen sind in der Regel größer und kräftiger als Hyänen-Männchen, so auch Sienna, zumindest was die Größe anbelangt. Sienna hatte keinen so engen Kontakt zu Menschen wie Wolfie und wurde vielleicht auch gerade deshalb als perfekte Partnerin für ihn ausgesucht. Die Vergesellschaftung der zwei verlief recht gut. Wolfie schien kein großes Interesse an ihr zu haben, jedoch an der zusätzlichen Portion Fleisch, die er sich anfangs sofort unter die Kralle gerissen hat, da sich Sienna noch nicht so dicht an den Zaun traute. So wurde ein Plan ausgeklügelt und Wolfie schließlich ans andere Ende des Geheges gelockt, damit sich Sienna ihre Portion Fleisch schnell schnappen und mit ihr im Unterholz verschwinden konnte.

Sienna ist ein wunderschönes Tier und es war einfach toll zu beobachten, wie sie sich, selbst in den zwei Wochen, in denen ich auf der Farm war, verändert hat. An den ersten Tagen haben wir sie gar nicht zu Gesicht bekommen, mittlerweile taucht sie zur Fütterungszeit sehr regelmäßig auf.

Wolfie konnte die Fütterungszeit immer gar nicht abwarten. Wenn er unseren Wagen kommen gehört hat, stand er immer schon am Zaun und ist dann neben uns her gelaufen. Sein Quengeln hört sich übrigens an wie das eines Kindes. Es war wirklich sehr schwer, sich nicht in diesen putzigen Kerl zu verlieben. Steht ihm einmal gegenüber, schaut ihm in sein rundes Gesicht und behauptet, er sei hässlich! Es ist unmöglich!

OK, wenn man ihn dann beim Fressen beobachtet, kehrt der Respekt, den man unbedingt vor diesem Tier haben sollte, schlagartig zurück. Er schlingt sein Fleisch an Ort und Stelle herunter, anders als Sienna, die sich mit ihrer Beute versteckt. Mit seinem starken Gebiss lässt er Knorpel und Knochen knacken, wie wir eine Handvoll Kartoffelchips.


Wolfie hat sich in Windeseile in mein Herz gequengelt und wurde tatsächlich zu einem meiner liebsten tierischen Farmbewohner. Wer hätte das gedacht?

Übrigens haben wir auch zwei wildlebende Hyänen im Etosha Nationalpark gesehen, die am frühen Morgen durchs Land getrottet sind. Diese zwei Gesellen konnten wir aber nur durchs Fernglas beobachten, während zwischen Wolfie und uns nur ein bis zwei Meter lagen.

So viel zu dieser sehr unterschätzten und leider auch viel zu ignorierten Tierart. Ich hoffe, mir ist es gelungen, sie euch ein bisschen sympathischer zu machen. Es sind wirklich interessante Tiere und es lohnt sich, sich näher mit ihnen zu beschäftigen.

Am Ende ist es mir wichtig, dass ich euch darauf hinweise, dass ich für die vielen Informationen, die ich aufgeschnappt und in diesem Beitrag an euch weitergegeben habe, nicht meine Hand ins Feuer legen kann. Natürlich kann es passieren, dass es aufgrund sprachlicher oder akustischer Probleme zu Missverständnissen kommt. Sollte ich also kompletten Mist erzählt haben. macht mich gern darauf aufmerksam. Da ich mich aber auch im Nachhinein noch mit diesen Tieren beschäftigt und tatsächlich auf Okutala selbst einiges gelernt habe, gehe ich davon aus, dass ich nicht allzu häufig falsch liege.

In meinem Video rund um meine Zeit als Volontärin auf Okutala könnt ihr Wolfie auch "in action" sehen:



Oder schaut euch hier diesen kurzen Clip an, der jedoch schon ein bisschen älter ist und somit nicht mehr ganz aktuelle Informationen enthält:


__________________________________________________________________________________________________

Nun seid ihr aber wieder gefragt. Ihr dürft entscheiden, über welche Tiere ich im nächsten Namibia Diary berichte. Folgende Beiträge könnte ich mir vorstellen:
Giraffen, Elefanten, Geparden, Leoparden, Erdmännchen, Nashörner, Zebramangusten, Strauße, Ziegen, Pferde, Papageien + weitere Vögel, Streifenhörnchen, Hunde, Kleintiere (Ratten, Meerschweinchen, Hühner, Schildkröten), Afrikanisches Wild (Antilopen und Co.) und Füchse.

Ich bin wieder sehr auf eure Wahl gespannt. Ob ihr mich nochmals überraschen könnt? 

__________________________________________________________________________________________________

Mein Namibia-Diary:

Alle Namibia-Videos auf einen Blick findet ihr HIER!



Blubbert mit mir!

Kommentare

  1. Hallo du,

    sehr tolle Beitrag über die zwei Hyänen. Wieder so eine Tierart, die ihrem schlechten Ruf gar nicht gerecht werden kann! Hyänen sind tolle und interessante Tiere und du hast ja geschrieben, dass man die nicht züchten darf, aber die beiden sind ja Männchen und Weibchen, ist das so gewollt? ^^

    Und für deinen nächsten Beitrag bin ich für die Füche, ich liiieeebe Füche <3

    Liebste Grüße,
    Vivka

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Hallo Vivka,
      ganz lieben Dank für deinen Kommentar!
      Diese Hyänen sind sterilisiert - da kann also nichts mehr passieren :))
      Liebe Grüße
      Anka

      Löschen
  2. Huhu Anka,

    wow, was für ein spannender Beitrag. Ich finden Hyänen toll, sie haben irgendwie etwas Geheimnisvolles an sich. Um deine Reise nach Namibia beneide ich dich <3 Ich bin auch ein großer Reisefan, war aber noch nie außerhalb Europas. Aber vielleicht ist mir das eines Tages ja auch noch vergönnt :)

    Hast du vor, mal wieder nach Afrika zu reisen? Oder welche Reise planst du für das neue Jahr?

    Liebste Grüße
    Myna

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Liebe Myna,
      vielen Dank für deinen lieben Kommentar!
      Hyänen sind wirklich schöne Tiere. Du müsstest Wolfie mal quieken hören! Zum Knuddeln!! Ich drücke dir die Daumen, dass es dich auch mal Afrika zieht. Namibia ist ein so beeindruckendes Land. Tatsächlich ist mein Koffer schon fast wieder gepackt. Im Januar besuche ich meine Lieblingsfarm wieder!!
      Liebe Grüße
      Anka

      Löschen
  3. Ich liebe ja diese Tiere! Wirklich ein toller Beitrag über diese Dank "König der Löwen" oft auch verkannten Tiere!

    AntwortenLöschen

Kommentar veröffentlichen

Wenn du auf meinem Blog kommentierst, werden die von dir eingegebenen Formulardaten (und unter Umständen auch weitere personenbezogene Daten, wie z. B. deine IP-Adresse) an Google-Server übermittelt. Mehr Infos dazu findest du in meiner Datenschutzerklärung und in der Datenschutzerklärung von Google.