Einführung und ein erster Notfall | 13.01.2017 - Teil 1 | Namibia Diary 2017

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Freitag, der 13. Januar 2017 - TEIL 1 

Namibia
Noch vor dem Weckerklingeln wache ich auf. Es ist dunkel. Was war das? Da! Schon wieder! Hört sich an wie das klagende Miauen einer Katze. Direkt vor unserer Tür. Ob ich mal nachsehen soll? Die Tür aufmachen? Im Dunkeln? Es maunzt noch einmal. Und was ist, wenn es gar keine Katze ist? Schließlich befinde ich mich mitten in Afrika. Wer weiß, welche Tiere da nachts alles durch die Gegend schleichen und welche Geräusche sie dabei machen. Ich drehe mich noch mal um. Es miaut nicht mehr. Aber an Schlaf ist auch nicht mehr zu denken. Der erste Tag auf Okutala steht uns bevor, wie kann man da weiterschlafen? Also schäle ich mich, eine halbe Stunde vor dem Weckerklingeln, aus meinem dünnen Bettlaken. Geschlafen habe ich sehr gut und ich freue mich auf den uns bevorstehenden Tag. Zähne putzen, Haare durchwuscheln, mich mit Sonnencreme einschmieren, Mückenschutz drauf, anziehen und los geht’s. Während die anderen zwei Mädels noch schlafen, schleiche ich mich aus dem Haus. Draußen ist es zwischenzeitlich hell. Ich strecke mich und fühle mich frei. 

Namibia
Nach wenigen Schritten entdecke ich JJ und fühle mich direkt ans letzte Jahr erinnert. Wie kann man bloß schlafen, wenn einen das wilde Afrika direkt vor der Tür erwartet? Eine Weile beobachte ich die noch nicht ausgewachsene Giraffe. Seelenruhig zupft sie mit ihrer langen Zunge einzelne Blätter von den Bäumen. Ein wunderschöner Anblick, den ich tief in meinem Inneren abspeichere, für die dunklen, kalten Tage zurück in Deutschland. Als ich mich schließlich losreiße, komme ich nicht weit. Aus den großen Steinen gegenüber der Bungalows höre ich es leise fiepen. Vorsichtig strecken die Mangusten ihre kleinen Näschen ins Sonnenlicht und beäugen mich neugierig. Die 16-köpfige Rasselbande nähert sich vorsichtig und prescht dann an mir vorbei. Im Kies, am Rande einer kleinen Rasenfläche, buddeln sie nach ihrem Frühstück. Es knackt und schmatzt, als sie die großen schwarzen Käfer ans Tageslicht befördern und schnellen Prozess mit ihnen machen. Beim Anblick ihrer spitzen Zähne wird einem direkt wieder bewusst, dass es kleine, fleischfressende Raub- und keine Kuscheltiere sind.

Meinen nächsten kurzen Stopp lege ich an der Voliere ein. Hier werde ich pfeifend begrüßt. Die Graupapageien sind natürlich schon putzmunter und machen lautstark auf sich aufmerksam. Ich pfeife eine Weile zurück und laufe dann weiter zum Pool-Deck. Dort setze ich mich an den äußersten Rand mit Blick aufs Wasserloch. Gesellschaft leistet mir die süße Nashornfamilie. Ich beobachte die friedlichen Tiere und entspanne mich sofort. Die morgendliche Stimmung hat etwas Meditatives. Dieser Platz zählt definitiv zu meinen Lieblingsorten. Das lauteste Geräusch ist das Zwitschern der verschiedenen Vögel. Ab und an hört man ein dumpfes Schnauben vom Wasserloch und leises Klirren von Besteck. Das Frühstück wird auf der Terrasse vorbereitet. Langsam stehe ich wieder auf und mache mich auf den Weg zur Terrasse. Dort treffe ich auf Caleb, der bereits seinen ersten Kaffee des Tages genießt. Er begrüßt mich strahlend und fragt nach der achtbeinigen Jessica, als ich mich mit einer ebenfalls dampfenden Tasse zu ihm geselle. Kurz darauf stoßen auch Alana und Fiona zu uns und zusammen stürzen wir uns auf das Frühstücksbüffet. Ich entscheide mich für die dünnen Pancakes und frisches Obst. So darf nun jeder Tag beginnen.



Nach dem Frühstück setzt sich Simone zu uns. Sie ist Tierärztin, stammt ursprünglich aus der Schweiz und lebt nun schon seit einiger Zeit auf Okutala. Von ihr habe ich bereits im letzten Jahr viel über die verschiedenen Tiere Afrikas gelernt. Heute ist sie für die Einführung zuständig, denn es gibt einiges, auf das wir während unseres Aufenthalts auf der Farm achten müssen. Unser Einführungs-Gespräch wird plötzlich unterbrochen, als eine Frau aus dem Housekeeping zu uns kommt und Simone eine Taube unter die Nase hält, die gerade gegen ein Fenster geflogen und benommen liegen geblieben ist. Rasch nimmt Simone das zarte Tier an sich und verschwindet. Wenige Minuten später ist sie wieder bei uns. Nach der Einführung nimmt sie uns mit zu einem Rundgang über die Lodge. Sie zeigt uns die Futterstellen der Gartenvögel, das Kühlhaus, die Wäscherei und schließlich den Prep-Room, in dem wir die Taube wiedersehen. Simone hat sie in eine Transportbox gesetzt, in der sie sich von dem Schreck und der Kollision mit der Fensterscheibe erholen kann. Bevor unsere Erkundungstour weitergeht, füllen wir noch schnell den Wasserbehälter auf, den die Taube in der Zwischenzeit umgeworfen hat.



Es geht weiter, vorbei an dem Ratten- und dem Meerschweinchengehege, geradewegs auf den Auslauf der Füchse zu. Die zwei Kerle, mit denen wir schon im letzten Jahr gespielt haben, wollen sich uns aber noch nicht zeigen. So ziehen wir weiter, erst zur „Small Aviary“, in der vorübergehend ein Milan zur Beobachtung untergebracht ist und schließlich zur „Big Aviary“, in der unzählige Vögel ein Zuhause gefunden haben. Zwei Pfaue, drei blau-gelbe Aras, ein Kakadu, unterschiedlichste Papageien und Singvögel sowie Enten und Wachteln. Letztes Jahr hatte ich großen Respekt vor den neugierigen Aras, die einen ebenso großen Spaß daran hatten, uns Xplorer im Sturzflug zu erschrecken und an allem herumzuknabbern, das nicht niet- und nagelfest war. Auch heute beschleicht mich ein etwas mulmiges Gefühl. Lieber lasse ich meine Brille draußen und versuche die großen Vögel trotzdem gut im Auge zu behalten, als wir die Voliere betreten. Simone zeigt uns auch hier die Futterstellen und erklärt uns, auf was wir achten müssen. Wurden neue Nester gebaut? Gibt es ein neues Gelege? All das soll natürlich dokumentiert werden. Wir hören aufmerksam zu und bemerken erst, als wir die Aviary verlassen, dass wir Besuch bekommen haben. Die Giraffe JJ lungert vor dem Ausgang herum und kommt rasch näher, als wir uns rausschleichen wollen. Simone stellt sich schützend vor uns. Später erfahren wir, dass die anderen zwei handaufgezogenen Giraffen seit einigen Wochen viel unterwegs sind, auf Brautschau quasi, und ihre Schwester JJ zurückgelassen haben. Klar, dass diese nun Langeweile hat. An uns Menschen ist sie gewöhnt und trottet einem gern mal hinterher. Auch wenn Giraffen sehr friedliche Tiere sind, sollte man einen gewissen Sicherheitsabstand einhalten und schauen, dass immer etwas zwischen einem selbst und der Giraffe ist. Das kann zum Beispiel ein Auto, ein Baum oder eine Mauer sein. Denn wenn sich JJ erschreckt und losläuft, ist die Gefahr groß, dass sie einen über den Haufen rennt oder man ihre Hufe abkriegt, die sie beim Galoppieren wild um sich wirft.

Mittlerweile hat uns das große Tier den Rückweg in die Voliere abgeschnitten. Simone gelingt es nicht, JJ von uns abzulenken, weshalb sie sich auf den Weg macht, um ein Auto zu holen. Wir versuchen ein paar Meter Abstand zwischen uns und JJ zu bringen, umrunden die Voliere, kreischend angefeuert von den Papageien, die das Spektakel aus dem sicheren Innern beobachten. Rettung naht in Form des Game Viewers, in den wir schnell klettern, als Simone nah genug ist.

Kaum sitzen wir im überdachten Game Viewer, beginnt es sachte zu tröpfeln, doch der ersehnte Regenguss bleibt aus. So können wir unsere Einführungs-Erkundungsrunde fortsetzen. Ohne große Hoffnungen, einen der Bewohner zu entdecken, fahren wir an den Raubtiergehegen vorbei. Simone erklärt gerade, dass sich die Vierbeiner eigentlich nur abends zur Fütterung zeigen und ansonsten auf dem großen Gelände unterwegs sind, als uns das Glück doch hold ist. Die Geparden-Männer-WG hält sich tatsächlich in Zaunnähe auf, sodass wir einen ersten Blick auf die vier Raubkatzen erhaschen können. Sie teilen sich ein 6 ha großes Areal und werden uns schon bald ganz ohne Zaun begegnen …

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Fortsetzung folgt… am nächsten Freitag!
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