Ausflug in den Etosha Nationalpark | 19.01.2017 - Teil 1 | Namibia Diary 2017

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Donnerstag, der 19. Januar 2017 - TEIL 1

Heute steht uns ein großer Ausflug bevor! Bereits letztes Jahr war ich auf einer Expedition in den Etosha Nationalpark dabei, weshalb ich in etwa weiß, was uns am heutigen Tag erwartet. Meine Vorfreude ist entsprechend groß. Nach einem gemeinsamen Frühstück machen Alana, Fiona und ich uns ans Füttern der Kleintiere, denn erst wenn alle hungrigen Mäulchen gestopft sind, können wir ins große Abenteuer aufbrechen. 

Bei den Aras vergesse ich fast wieder, dass wir uns eigentlich beeilen sollen. Die anfängliche Angst ist mittlerweile komplett „verflogen“. Gezielt gehen wir auf die Papageien zu, die schon darauf warten, „aufsteigen“ zu dürfen. Mit je einem Vogel auf der Schulter oder auf dem Kopf, tigern wir durch die Voliere und verteilen das Futter, natürlich nicht ohne unseren gefiederten Lieblingen einige Leckerbissen direkt in den Schnabel zu schieben. Es ist zuckersüß zu beobachten, wie die blauen Aras vorsichtig die Orangenscheiben auslutschen. Auch die anderen Papageien werden von Tag zu Tag zutraulicher, selbst der schüchterne Kakadu (mein heimlicher Favorit) reckt sein Köpfchen herunter. Vorsichtig nimmt er mir das Stückchen Obst aus der Hand, das ich ihm hinhalte. Hier könnte ich den ganzen Vormittag verbringen, doch wir müssen / dürfen los. 


Als alle Tiere versorgt sind, schnappen wir uns unsere gepackten Rucksäcke und treffen uns mit Josua am Gameviewer. Bis zum Etosha Gate brauchen wir circa 30 bis 40 Minuten. Ich genieße die holprige Fahrt, bei der uns der Wind in unserem offenen Fahrzeug um die Ohren saust. Unterwegs begegnen uns nicht viele andere Autos, denn in der Nebensaison sind in Namibia nur wenige Touristen unterwegs. Aufgrund des vielen Regens, der diesen Monat gefallen ist, kann es sein, dass wir nicht viele Tiere zu sehen bekommen, warnt uns Josua vor. Die Tiere sind nicht auf die großen, künstlich angelegten Wasserlöcher angewiesen, wenn sich auch überall anders kleine Seen und Bächlein bilden. Während man in den Monaten Juni bis September riesige Elefantenherden beobachten kann, erweckt der Namibische Sommer (unsere Winterzeit) den Eindruck, dass diese Erzählungen bloß Märchen sind. Im letzten Jahr habe ich im Etosha Park keinen einzigen Elefanten gesehen! Mal sehen, ob wir dieses Mal mehr Glück haben.


Mit Josua haben wir den perfekten Guide dabei, der uns, angekommen im Etosha Park, viel über die heimische Tier- und Pflanzenwelt erzählt. In gemütlichem Tempo fährt er das erste Wasserloch an. Immer wieder stoppt er kurz, um uns Namibias Flora und Fauna näherzubringen – das Fahrzeug verlassen dürfen wir jedoch aus Sicherheitsgründen nicht. Wie heißt es auf Seite 254 in „Hummeldumm“ von Tommy Jaud so schön? „Im Bus ihr seid Tourist, ne. Draußen ihr seid Futter.“ 

Angestrengt halten wir Ausschau und müssen auch gar nicht lange warten, bis wir die ersten Antilopen entdecken. Springböcke kreuzen den Weg, Impalas hüpfen davon, wir sehen Oryx und Gnus. Am anvisierten Wasserloch ist jedoch gar nichts los, weshalb wir weiterfahren. Der Etosha Nationalpark ist mit seiner Größe von 22.275 km² das größte und bedeutendste Schutzgebiet Namibias. Über 100 Säugetier-, 300 Vogel- und 100 Reptilienarten bietet er ein mehr oder weniger sicheres Zuhause. Leider ist auch hier die Wilderei zu einem Problem geworden. Im Vergleich zum letzten Jahr hat sich das Aufgebot an Securities und Rangern deutlich erhöht und auch die Kontrollen wurden verstärkt, um den Wilderen so wenige Chancen wie möglich zu geben. 




Josua schlägt vor, dass wir als nächstes Richtung Okaukuejo fahren, um dort unsere Zelte aufzubauen. Sollte uns heute Nachmittag noch ein Regenschauer überraschen, hätten wir die Arbeit schon mal erledigt. Gemütlich tuckern wir also weiter und machen unterwegs noch eine ganz wundervolle Entdeckung: Giraffen! Aber nicht nur eine, sondern eine ganze Truppe! Immer mehr Langhälse tauchen auf – wir zählen 13 Tiere verschiedenen Alters. Im Vergleich zu unseren Babys auf Okutala, sind die ausgewachsenen Giraffen gigantisch groß. Josua erklärt uns, wie wir auch auf eine größere Entfernung sofort erkennen können, ob es sich um einen Giraffen-Bullen oder eine Giraffen-Kuh handelt. Zudem erfahren wir, dass männliche Giraffen bis zu sechs Metern und weibliche bis zu 4 ½ groß werden können. Wenn sie rennen, erreichen sie eine Geschwindigkeit von bis zu 50 km/h. Giraffen leben entweder einzelgängerisch oder in losen Gruppen zusammen. Die Langhälse lassen sich von unserer Anwesenheit und Josuas Erzählungen nicht stören – wir genießen diesen herrlichen Anblick. 




Um die Mittagszeit erreichen wir unser Camp in Okaukuejo. Der Campingplatz wirkt fast wie ausgestorben, nur wenige Touristen haben sich hierher verirrt. In den Sommermonaten ist es schwierig, hier noch einen Platz zu bekommen, erzählt Josua. Gemeinsam entladen wir den Gameviewer und beginnen mit dem Aufbau der drei Zelte. Es dauert nicht lange, bis alle drei stehen und mit unseren Matratzen bestückt sind. Alana und ich teilen uns das rechte Zelt, Fiona schläft im Einzelzelt in der Mitte und Josua bezieht das linke. Doch jetzt ist an Schlaf natürlich noch nicht zu denken. Im Schatten bauen wir Camping-Tisch und Stühle auf und machen es uns mit unseren Lunch-Boxen bequem. Es gibt Sandwiches, Äpfel, Nüsse, Flips, Bonbons, Kekse und Saft. Der Mittagssnack ist jedoch nicht ganz unbemerkt geblieben. Kleine spatzenartige Vögel kommen immer näher gehüpft und geiern auf unsere Krümel. Ein kleiner, gefiederter Freund ist sogar so mutig, dass er kurzerhand auf meiner Armlehne Platz nimmt. Es muss nicht immer ein Elefant oder ein Löwe sein, um mich zu beeindrucken und glücklich zu machen.


Nach der Lunch-Pause steigen wir zurück in den Gameviewer. Unsere Fahrt ist nur kurz. Josua hält im kleinen Zentrum von Okaukuejo und zeigt uns ein uriges Museum, in dem wir plötzlich einem Löwen gegenüber stehen. Obwohl er sich nicht mehr bewegt und seine letzte Jagd längst hinter sich gebracht hat, sieht er ganz schön beeindruckend aus. Hier erfahren wir noch mehr über den Park, seine Bewohner und seine Geschichte. Nach 20 Minuten haben wir jedoch die Nase voll von ausgestopften Tieren, schließlich sind wir hier, um sie lebend und in freier Wildbahn zu erleben. Gestärkt und voller Hoffnung, den König der Tiere bald in Aktion zu sehen, fahren wir erneut in den Park hinein. Wir sehen Strauße, die sich gegenseitig jagen und dabei urkomisch aussehen und eine große Zebraherde. Sobald uns andere Parkbesucher in ihren Autos oder Bussen entgegenkommen, werden Neuigkeiten ausgetauscht. Wo wurde zuletzt welches Tier gesichtet? Hier funktioniert der Busch-Funk perfekt!

 

Da Josua den Park wie seine Westentasche kennt, weiß er genau, wo er hinfahren muss und welche Orte bei den Tieren ganz besonders beliebt sind. Leider zuckt er immer wieder mit den Schultern und hält vergebens Ausschau… bis… ja BIS wir den König plötzlich doch noch entdecken. An einer Kreuzung hat er unter einem Baum Schutz vor der Mittagssonne gesucht. Da liegt er und wir können ganz dicht heranfahren. Etwas mulmig wird einem da schon, da wir nach wie vor in unserem offenen Gameviewer sitzen und es für den Löwen eine Leichtigkeit wäre, in den Wagen zu springen. Trotzdem bringt uns Josua ganz nah ran und ermöglicht uns großartige Aufnahmen. Solltet ihr also jemals einen Ausflug in den Etosha Park machen, empfehle ich euch unbedingt eine gute Kamera mitzunehmen. Meine Handyfotos können natürlich bei Weitem nicht mit den Bildern einer Spiegelreflex mithalten, aber ich denke, ihr könnt den Prachtkerl trotzdem ganz gut erkennen.



Bevor sich der Löwe doch noch durch unsere Anwesenheit gestört fühlt, fahren wir weiter. Unser nächstes Ziel ist ein nahegelegenes Wasserloch. Hier bietet sich uns erneut ein ganz wundervoller Anblick. Verschiedene afrikanische Tiere grasen friedlich gemeinsam und erfreuen sich an dem frischen Gras. Jede Menge Zebras, Impalas, Springböcke und auch einige Gnus trotten dazu. Am Horizont entdeckt Josua mit seinem Fernglas dann tatsächlich ein Nashorn. Was diese wunderschönen Tiere angeht, sind wir dank Okutala ziemlich verwöhnt, doch es ist tatsächlich noch mal etwas ganz anderes, wenn man solch einen Koloss in komplett freier Wildbahn beobachten kann. Mit kleinen Schritten kommt er immer näher, sodass man den Bullen nun auch schon fast ohne Fernglas sehen kann. Weitere Parkbesucher gesellen sich zu uns und geduldig warten wir, bis der graue Riese fast das Wasserloch erreicht hat. Am liebsten würde ich ihn wieder Richtung Horizont verscheuchen, weg von den Menschen, weg von der potenziellen Gefahr, die hier auf ihn lauert. Für mich ist es absolut unverständlich, wie man solch wahnsinnig beeindruckende Tiere aufgrund ihres Horns töten kann. Es dauert nicht mehr lang, bis diese Tierart ausgestorben sein wird und nur noch in Zoos beobachtet werden kann. Mein Herz blutet und doch genieße ich diesen friedlichen Anblick.



Ob wir weitere Tiere gesehen haben und wie wir die Nacht, umgeben von Löwen, Leoparden, Hyänen, Elefanten und Co. verbracht haben, erzähle ich euch im nächsten Namibia Diary!

Fortsetzung folgt…!
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