Auf den Vogel gekommen & Drama mit den Lämmchen | 18.01.2017 - Teil 1 | Namibia Diary 2017


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Mittwoch, der 18. Januar 2017 - TEIL 1

Heute ist der erste Morgen, an dem mich das Klingeln meines Weckers aufweckt, die Tage zuvor bin ich von alleine wach geworden, doch so langsam zollt das Abenteuer Namibia seinen Tribut. Wie gewohnt gehe ich als Erste ins Bad, mache mich frisch und greife heute bewusst zu Alanas Sonnencreme, um herauszufinden, ob mein Sonnenschutz eventuell für die allergische Reaktion verantwortlich ist. Da ich gestern hundemüde und direkt nach der Dusche ins Bett gefallen bin, schnappe ich mir mein Reisetagebuch und setze mich vor die Tür, sowohl um die frische Morgenluft zu genießen als auch um die Ereignisse der letzten Tage festzuhalten. Schon bald leistet mir Alana Gesellschaft und wir beobachten zwei quirlige Streifenhörnchen, die sich vor unserem Bungalow über Stock und Stein jagen.

Zum Frühstück genieße ich wie immer mein gewohntes Müsli mit Joghurt und ein Käsebrot, bevor es zur Vorbereitung der ersten Fütterung in den Prep Room geht. Heute teilen wir die Fütterungsrunde mal etwas anders ein, denn ich möchte mich endlich meiner persönlichen Challenge stellen. Tatsächlich habe ich letztes Jahr auf Okutala nichts bereut, auch nicht meinen Sprung ins Erdmännchen-Gehege, welcher einen fiesen Biss zur Folge hatte. Tatsächlich sind es eher die Dinge, die ich bereue, die ich NICHT getan habe. Deshalb heißt es heute MUTIG SEIN und meine Angst überwinden. Ich möchte mich heute mit den Papageien beschäftigen. Die drei Aras in der großen Voliere sind ziemlich neugierig und können mit ihrer offensiven Art ganz schön einschüchtern. Zusammen mit Alana mache ich mich nach der Gemüse- und Obst-Schnippelei zuerst auf den Weg zu den „Lodge Parrots“, unseren sechs Grau-Papageien, die sich das ehemalige Squirrel-Gehege mit 13 Schildkröten teilen. Die Streifenhörnchen-Babys vom letzten Jahr wurden zwischenzeitlich ausgewildert, indem Löcher, gerade groß genug für die kleinen Kerlchen, in die Gitterstäbe geschnitten wurden. So können Alvin & Co. noch immer rein und raus und sind tatsächlich auch heute noch regelmäßige Futtergäste in der Voliere.

Die Graupapageien sind nicht so zutraulich wie die Aras und machen einen riesen Radau, als wir ihr Gehege betreten. Nur einer traut sich etwas näher heran und nimmt mir vorsichtig ein Stückchen Orange aus der Hand, als ich es ihm hinhalte. Das restliche Futter wird verteilt, das Wasser aufgefüllt und die Schildkröten gezählt.

Dann geht’s weiter zu den Füchsen. Heute darf ich ins Gehege und Alana bewacht die Tür. Langsam hocke ich mich hin und halte gespannt inne, als sich einer der zwei Füchse vorsichtig nähert. Die Cape Foxes sind, anders als unsere deutschen Füchse, nicht rot-braun, sondern eher gräulich und hell. Wunderschöne Tiere, die hier auf Okutala großgezogen worden sind. Das kleine Kerlchen ist jetzt so nah, dass er mir den Brocken Rührei, den ich ihm hinhalte, aus der Hand fressen kann. Ich wage es kaum zu atmen und schmelze innerlich. Ein toller Moment.


Da Fiona mit Josua auf dem Pick-up unterwegs ist, füttern Alana und ich noch die Meerschweinchen, die Ratten, die Pfaue und die kleinen Giraffen, bevor wir die große Voliere betreten und ich mich meiner persönlichen Challenge stelle. Alana hat bereits letztes Jahr ihre Berührungsängste vor den Vögeln verloren und geht ganz offensiv auf die Papageien zu. Schwupps hat sie den ersten auf dem Unterarm sitzen. Als sich auch der zweite auf ihr niederlässt und sich mit dem ersten zu kabbeln beginnt, ist meine Chance gekommen, denn zwei Papageien gleichzeitig händeln zu müssen, ist Alana dann doch zu viel, vor allem, wenn sich die Aras um das Futter streiten. Also hält sie mir den ersten entgegen. Ich halte meinen Arm neben ihren und „schwupps“ bin ich um einen Vogel reicher. Er ist gar nicht so leicht, stelle ich fest – Armmuskeltraining im Okutala-Style! Wenn ihr denkt, dass der Rabauke still auf meinem Arm sitzen bleibt, habt ihr euch geschnitten. Als er nach oben klettert, aus meinem direkten Blickfeld verschwindet und auf meiner Schulter Platz nimmt, erstarre ich kurz zur Salzsäure. Einatmen und ausatmen. Siehste Anka- das ist doch gar nicht so schlimm. Ganz im Gegenteil. Auch wenn man die Krallen deutlich spürt, ist es ein tolles Gefühl, solch einen großen Vogel (auf der Schulter sitzen) zu haben. Mit dem Futtereimer kann ich ihn gut ablenken, sodass er keine Dummheiten ausheckt. Mit dem Vogel auf der Schulter tigere ich langsam durch die Voliere, um auch die anderen Vögel an ihren gewohnten Futterplätzen zu füttern. Ich bin stolz wie Oskar und super glücklich über dieses tolle Erlebnis. Noch ein Tier, an das ich hier in Windeseile mein Herz verliere.




Unsere nächste Station sind die Ziegen. Jakob und Mathew haben sie bereits gemolken. Zum Füttern und anschließenden Ausflug in den großen Auslauf werden sie von den Jungtieren getrennt, die den Tag über im Gehege bleiben. Eine kleine Herausforderung, doch mittlerweile sind wir ja halbe Profis. Neu ist für uns das nun folgende Prozedere, schließlich hat die Herde seit vorgestern zwei neue Mitglieder. Ein benachbarter Farmer hat zwei Lämmchen vorbeigebracht, deren Mutter an einer Krankheit gestorben ist. Das weiße und das schwarz-weiße Baby werden seitdem von unseren Pflegern, allen voran von Jakob, mit der Flasche aufgezogen. Heute sollen wir die zwei ängstlichen Tiere einfangen und mit frischer Ziegenmilch füttern. Es ist gar nicht so einfach, die Kleinen in eine Ecke zu treiben und dann beherzt zuzugreifen. Alana schafft es schließlich und hält das weiße Lämmchen im Arm. Wir suchen uns einen Baumstamm, auf den wir uns setzen. Während sie das Lämmchen auf dem Schoß hat, versuche ich es zu füttern. Selbst das ist wesentlich schwieriger als gedacht, denn das zarte Tier macht kaum Anstalten zu trinken. Diese Zurückhaltung sind wir nicht gewohnt, da der junge Ziegenbock, der mit der Flasche gefüttert wird, gar nicht genug kriegen kann und sich jeden Morgen und Abend voller Elan auf uns und die Nuckelflasche stürzt. „You have to force him“, sagt Mathew, „ He must eat. He has to learn it, otherwise he dies.” Also packe ich nun etwas beherzter zu und strecke mit der einen Hand das Köpfchen, während ich mit der anderen den Nuckel ins Mäulchen drücke. Klingt ganz schön rabiat, aber es zeigt Wirkung. Tatsächlich kann ich meinen Griff kurze Zeit später lockern und auch Alana muss das Lämmchen nicht länger festhalten. Sie streichelt es beruhigend, während es gierig zu saugen beginnt. Gott sei Dank! Früher als erhofft hört es auf, doch immerhin ist der Anfang gemacht. Mit seinem schwarz-weißen Brüderchen geht es weiter. Er ist noch kleiner und zarter. Obwohl er sich leichter halten lässt und nicht so zappelt, scheint er an der Flasche überhaupt kein Interesse zu haben. Das Nuckeln versteht er nicht und ich habe das Gefühl, das mehr Milch auf Alana, Fiona und mir landet, als im Mäulchen des Sorgenkindes. Ein bisschen trinkt er aber, sodass wir es für den Moment dabei belassen und am Abend erneut unser Glück versuchen wollen.



Mit der Fütterungsrunde sind wir durch und können nun zu unserer heutigen „Activity“ aufbrechen. Zusammen mit Mathew fahren wir zum Farmhouse, wo sich das große Meerschweinchen-Gehege befindet. Als wir uns dem großen Auslauf nähern, ist es auch gar nicht mehr zu überhören, welche Tiere hier hausen. 


Das freudige Gequieke aus so vielen kleinen Mäulchen ist wie Musik in meinen Ohren. Sofort muss ich an meine zwei Schweinchen daheim denken – aber diese Truppe hier ist viel viel viel größer. Unzählige Meerschweinchen kommen uns entgegengelaufen. Unsere Aufgabe besteht darin, das Gehege sauberzumachen. Es muss ausgefegt werden, genauso wie das innenliegende, abschließbare Gehege, in das die Kleinen über Nacht eingeschlossen werden. Zwar ist das große Gehege ebenfalls umzäunt, jedoch nicht hoch und sicher genug, um die wilden Raubtiere von einem nächtlichen Besuch abzuhalten. Aufgrund der Bäume und Sträucher ist es in diesem Gehege sehr schattig, was wir natürlich sehr begrüßen. Die Arbeit in der Mittagssonne ist einfach wahnsinnig anstrengend und kräftezehrend. So haben wir beim Ausmisten tatsächlich Spaß und freuen uns über Schweine-Babys, die uns über die Füße flitzen. Wir können uns Zeit lassen und genießen die Momente bei den Meeries… bis wir das kleine Gehege näher betrachten! Der Anblick, der sich uns hier bietet, bricht mir das Herz…




Fortsetzung folgt…!
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