Auf der diesjährigen Frankfurter Buchmesse bekamen Damaris von Damaris liest und ich die unglaubliche Möglichkeit, ein Interview mit der erfolgreichen amerikanischen "Legend" - Autorin MARIE LU zu führen.
Noch immer kann ich es nicht richtig glauben, doch die sympathische Autorin stand uns tatsächlich eine halbe Stunde lang Rede und Antwort. Wir haben nicht nur heiße Insidernews über ihren Debütroman und dessen Verfilmung erfahren, sondern auch einiges über Maries Kindheit in China, die sie beim Schreiben sehr beeinflusst hat, und über ihre zukünftigen Projekte.
Außerdem hattet IHR vor Kurzem bei Damaris und mir die Möglichkeit, eure Fragen an die Autorin loszuwerden. Schaut euch deshalb unbedingt Part 2 genauer an, falls ihr eine Frage eingereicht habt, denn vielleicht wurde genau DEINE Frage von Marie Lu persönlich beantwortet!
Teil 1 – Damaris und Anka
D+A: Hi Marie! Danke, dass du uns für ein Interview zur Verfügung stehst. Wir sind uns sicher, dass dich in Deutschland jeder Leser von Büchern für junge Erwachsene kennt. Würdest du dich bitte trotzdem kurz vorstellen?
Noch immer kann ich es nicht richtig glauben, doch die sympathische Autorin stand uns tatsächlich eine halbe Stunde lang Rede und Antwort. Wir haben nicht nur heiße Insidernews über ihren Debütroman und dessen Verfilmung erfahren, sondern auch einiges über Maries Kindheit in China, die sie beim Schreiben sehr beeinflusst hat, und über ihre zukünftigen Projekte.
Außerdem hattet IHR vor Kurzem bei Damaris und mir die Möglichkeit, eure Fragen an die Autorin loszuwerden. Schaut euch deshalb unbedingt Part 2 genauer an, falls ihr eine Frage eingereicht habt, denn vielleicht wurde genau DEINE Frage von Marie Lu persönlich beantwortet!
Teil 1 – Damaris und Anka
D+A: Hi Marie! Danke, dass du uns für ein Interview zur Verfügung stehst. Wir sind uns sicher, dass dich in Deutschland jeder Leser von Büchern für junge Erwachsene kennt. Würdest du dich bitte trotzdem kurz vorstellen?
Marie: Na klar! Mein Name ist Marie
Lu und ich bin die Autorin von “Legend. Fallender Himmel“, dem ersten Band
einer dystopischen Trilogie für junge Erwachsene. Dies ist mein Debütroman, ich
habe aber schon vorher viele Geschichten geschrieben, die aber nie
veröffentlicht wurden.
D+A:
Bei Facebook hast du deine Fans nach ihren Lieblingscharakteren in “Legend”
gefragt. Welcher ist denn deiner (und bitte keine Spoiler, Marie *smile*)
Marie:
Das ist so schwierig! All meine Figuren sind wie meine Kinder, ich liebe sie
alle! Aber Day liegt mir besonders am Herzen, da sein Charakter schon seit der
Schulzeit in meinem Kopf herumspukt. Ich habe nach der passenden Geschichte für
ihn gesucht und sie nun mit „Legend“ gefunden. Da er eben schon so lang in
meinen Gedanken ist und es sich schon so anfühlt, als wäre er ein alter Freund,
liegt er mir sehr am Herzen.
Außerdem
habe ich Kaede sehr gern, das Mädchen, auf das June in den Straßenkämpfen
trifft. Es hat mir sehr viel Spaß gemacht, sie zu schreiben, deshalb wird sie
auch im zweiten Band wieder mit dabei sein.
D+A:
Wie bist du auf die Namen für Day und June gekommen? Beide sind nicht gerade
gewöhnlich. Wolltest du mit der Wahl ihrer Namen etwas ausdrücken?
Marie:
Ja, mit Day schon. Sein richtiger Name ist Daniel, aber auf der Straße nennt er
sich Day. Ich dachte, das würde seine positive Lebenseinstellung und seinen
Glaube daran, dass nichts unmöglich ist, zum Ausdruck bringen. Außerdem
spiegelt es ein bisschen seine Philosophie wieder, der Sonne niemals den Rücken
zuzukehren und jeden Tag als neue 24-Stunden-Chance zu sehen. Im Zusammenhang
mit dem Buch meine ich, dass er, in einer auf Lügen basierenden Welt, stets auf
der Suche nach der Wahrheit und dem richtigen Weg ist. Dies sind in etwa die
Gedanken, die ich mir bei seiner Namensfindung gemacht habe.
Und
bei June dachte ich mir immer, dass ihre Charaktereigenschaften zu den
typischen Eigenschaften des Sternzeichens Zwillings zählen. So habe ich sie mit
dem Monat Juni in Verbindung gebracht, wobei ihr Geburtstag ironischerweise in
den Juli fällt, da ich ihr meinen Geburtstag geben wollte.
D+A: Du hast “Legend” abwechselnd aus der Sicht von Day und June geschrieben. Hattest du es von Anfang an so geplant und welcher der beiden Charaktere hat dir beim Schreiben mehr Kopfzerbrechen bereitet?
Marie:
Ja, ich habe mich auf jeden Fall bewusst dazu entschieden, abwechselnd aus
beiden Perspektiven zu schreiben. Als ich zu Highschool-Zeiten geschrieben
habe, erfand ich eine Fantasy-Geschichte, in der Day ebenfalls eine Rolle
spielte. Diese Geschichte war in derselben Art geschrieben, spielte jedoch in
einer anderen Welt und handelte von anderen Charakteren. Also habe ich Days
Geschichte schon immer aus dieser Perspektive gesehen, mit zwei abwechselnden
Betrachtungswinkeln. Ich fühle mich wohler, wenn ich in der ersten
Person Singular (Ich-Perspektive) schreibe, da es für mich auf diese Art und
Weise einfacher ist, mich in die Figuren hineinzudenken und ihre Gefühle
auszudrücken. Außerdem wollte ich die gegensätzlichen Seiten der Gesellschaft
darstellen. Also dachte ich, es wäre interessant, beide Figuren aus der „Ich-Perspektive“
erzählen zu lassen.
June war für mich definitiv viel schwieriger zu schreiben. Sie ist kein einfacher Charakter. Dagegen hatte ich es mit Day viel leichter, weil ich es schon so lange gewöhnt war, ihn in meinem Kopf zu haben (wahrscheinlich klingt das jetzt sehr verrückt *lacht*). June ist überhaupt nicht wie ich. Sie ist wahrscheinlich der einzige Charakter in "Legend" der mit mir absolut nichts gemeinsam hat. So war es für mich manchmal schwierig, mich in sie hineinzuversetzen und in dieser logischen, politischen Form zu denken. So bin ich einfach nicht. June ist zum Beispiel sehr praktisch und athletisch – ich nicht! Wenn ein Charakter sich so sehr von mir unterscheidet muss ich manchmal innehalten und mich dann sehr anstrengen, um ein paar Sätze zu schreiben, die zu June passen. June hat viel mehr Schreibzeit benötigt.
June war für mich definitiv viel schwieriger zu schreiben. Sie ist kein einfacher Charakter. Dagegen hatte ich es mit Day viel leichter, weil ich es schon so lange gewöhnt war, ihn in meinem Kopf zu haben (wahrscheinlich klingt das jetzt sehr verrückt *lacht*). June ist überhaupt nicht wie ich. Sie ist wahrscheinlich der einzige Charakter in "Legend" der mit mir absolut nichts gemeinsam hat. So war es für mich manchmal schwierig, mich in sie hineinzuversetzen und in dieser logischen, politischen Form zu denken. So bin ich einfach nicht. June ist zum Beispiel sehr praktisch und athletisch – ich nicht! Wenn ein Charakter sich so sehr von mir unterscheidet muss ich manchmal innehalten und mich dann sehr anstrengen, um ein paar Sätze zu schreiben, die zu June passen. June hat viel mehr Schreibzeit benötigt.
D+A: Warum hast du dich bei
deinen Protagonisten für ein so junges Alter entschieden? Day und June sind mit
ihren 15 Jahren sehr jung, meinst du nicht? Trotzdem scheinen sie sehr reif zu
sein.
Marie: Ich weiß. In den meisten
Young Adult Büchern sind die Protagonisten um die 17, 18 Jahre alt. Ich wollte
Day und June ein bisschen jünger machen, um zu zeigen, dass beide Wunderkinder
sind. Beide sind etwas ungewöhnlich, also habe ich sie jünger werden lassen.
Außerdem bin ich der Meinung, dass Kinder in der Welt von „Legend“ viel
schneller erwachsen werden. Ihre Welt ist so dunkel, besonders Days, da er auf
der Straße lebt. Ich denke, die Jugendlichen, mit denen er sich umgibt, sind
bereits mit 12 oder 13 sehr reif. Er lebt seit Jahren auf der Straße und ist
deshalb sehr schnell erwachsen geworden. Deshalb wirkt er sicherlich viel
reifer, als andere Jungs mit 15 Jahren.
Und June, …, nun, weil ihre
Denkweise für eine 15-jährige schon sehr außergewöhnlich ist, verhält sie sich
auch nicht ganz wie eine typische Protagonistin in diesem Alter. Außerdem kommt noch
hinzu, dass sie keine Eltern mehr hat. Sie ist nur mit ihrem Bruder als Beschützer aufgewachsen, und das hat
ihr Verhalten sicherlich auch sehr beeinflusst.
D+A: In vielen Szenen deines Buches können wir Menschen
dabei beobachten, wie sie zu gefühls- und emotionslosen Bestien mutieren. Sie
führen Befehle aus, ohne an deren Bedeutung oder Konsequenzen zu denken. Siehst du Ähnlichkeiten zur heutigen Weltsituation?
Und wie war es für dich, diese Szenen über Mord und Folter zu schreiben?
Marie: Es kann schon ein bisschen beunruhigend sein, solche
Szenen zu schreiben und die Denkweise eines Soldaten anzunehmen, der wirklich,
wirklich daran glaubt, dass Gehorsam das einzige Ziel dessen ist, was er tut.
Ich habe mich ein bisschen von meiner Kindheit in China inspirieren lassen. Im
Jahre 1989, als ich gerade fünf Jahre alt war, lebte ich in Beijing nur ein
paar Straßen vom Tian’anmen Square entfernt (weitere Infos zum Tian'anmen Massaker 1989 HIER ). Ich erinnere mich, dass wir am selben Tag,
als die Schießereien stattfanden, noch draußen auf dem Platz waren. Für
mich war es faszinierend, diese geschichtlichen Ereignisse mit meinen Gedanken
zu „Legend“ in Verbindung zu bringen. Ich habe versucht, mich in solch einen
Soldaten hineinzuversetzen und mir dann vorgestellt, was er wohl dabei denken
und fühlen würde, wenn ihm die Regierung aufträgt, das Feuer auf unbewaffnete
Menschen zu eröffnen. Wie würde er reagieren?
Im Grunde dachte ich mir, man muss nur seinen menschlichen
Verstand ausschalten und zu einer Maschine werden. So habe ich es getan, als ich
über einige Charaktere in meinem Buch geschrieben habe.
Eine weitere Inspirationsquelle war für mich das
Nordkorea-Regime, über das ich mich während meinen Recherchearbeiten informiert
habe.
D+A: In der Geschichte von “Legend”spielt Gewalt eine
offensichtliche Rolle. Dies ist immer ein wichtiger Punkt in der Diskussion über ein
Buch im Young Adult Bereich, insbesondere nach Büchern wie „Die Tribute von
Panem“, „Die Bestimmung“, oder auch „Ashes: Brennendes Herz“ und dessen
Fortsetzung „Ashes: Tödliche Schatten“. Wie stehst du zu diesem Thema? Dürfen wir von Lesern dieses Genres erwarten, dass
sie mit den Beschreibungen von Gewaltszenen in Büchern umgehen können?
Marie: Wenn die Gewalt nicht verherrlicht, sondern als
wichtiger Punkt in der Story angesehen wird, dann ja. Ich bin der Meinung, dass
junge Leser in der Lage sind und in der Lage sein sollten, sich mit dem Thema
auseinanderzusetzen, wenn Gewalt das wahre Gesicht eines Menschen zum Vorschein
bringt und wichtig zum Verständnis des steinigen Weges der Protagonisten ist.
Außerdem leben schließlich eine ganze Menge Jugendliche in einer dunklen Welt.
Ich bin mir sicher, dass einige von ihnen bereits ihre eigenen Erfahrungen mit
dem Thema Gewalt machen mussten. Ich denke nicht, dass es wirklich hilfreich
ist, vieles zu beschönigen.
Trotzdem bin ich der
Meinung, dass verherrlichte Gewalt oder Gewalt als Mittel zur Unterhaltung in
Büchern falsch ist. Genau das hat mir bei den Tributen von Panem so gut
gefallen. Suzanne Collins hat Gewalt in ihren Büchern eingesetzt, um ein
Zeichen zu setzen. Um zu zeigen, dass Gewalt als Unterhaltung sehr verdorben
sein kann. Junge Leser werden damit umgehen können, wenn es einen Grund für die
dargestellte Gewalt gibt.
D+A: Wenn du die Möglichkeit hättest, einen deiner
Charaktere im richtigen Leben zu treffen, für wen würdest du dich entscheiden
und was würdet ihr zusammen unternehmen?
Marie: Ich würde..., hm, also, die Charaktere, die ich
gern treffen würde, würden mich sicherlich nicht sehen wollen, da sie bestimmt
sauer auf mich sind, weil ich ihnen so viel angetan habe. *lacht* Aber...,
ich würde gern Day treffen. Er war so lange in meinem Kopf, ich würde mich gern
mit ihm zusammen setzen, ihm Fragen stellen und einfach sehen, wie er denkt.
Aber wenn es darum geht einen schönen Tag miteinander zu verbringen, dann würde
ich mich für Tess entscheiden. Sie scheint ein süßes, nettes Mädchen zu sein.
Ich würde gern auf sie aufpassen, mich um sie kümmern, ihr Spielzeug schenken,…
D+A: Die deutsche Übersetzung von “Legend. Fallender
Himmel“ ist perfekt! Wir sind der Meinung, dass die Übersetzerinnen S.
Knuffinke und J. Komina zu den Besten in Deutschland zählen. Machst du dir
manchmal Gedanken um die Übersetzung deines Buches und die Frage, ob die
Übersetzung genau das Gefühl, das du übermitteln möchtest, eventuell abschwächt
und nicht so wiedergeben kann, wie du es in deiner Sprache getan hast?
Marie: Darüber
habe ich mir bisher noch gar keine Gedanken gemacht. Ich habe immer großes
Vertrauen in die Übersetzer und mir ist zu Ohren gekommen, dass die Übersetzung
von „Legend“ unglaublich gut geworden
ist. Ich bin sehr froh, das zu hören. Ich selbst habe auch schon einige Bücher
gelesen, die von der Originalsprache ins Englische übersetzt wurden und ich
fand sie immer recht gut. Deshalb mache ich mir keine Sorgen, meine Verleger
sind wunderbar und ich habe tolle Rückmeldungen von meinen Lesern in Europa
bekommen. Ein kleines bisschen Angst ist immer da, vermute ich. Angst davor,
dass kleine Aussagen vielleicht nicht ganz so rübergebracht werden, wie ich es
mir vorgestellt hatte, aber ich vertraue meinen Verlegern sehr und bin
überzeugt davon, dass sie alle einen guten Job machen!
D+A: Bist du selbstkritisch? Hast du
dir schon mal gewünscht, im Nachhinein noch dieses oder jenes an deinem bereits
veröffentlichten Buch ändern zu können?
Marie: Ja! Ich bin ständig am Überarbeiten und mein
Lektor in Amerika muss mir fast schon das Buch aus dem Kopf reißen, weil ich
immer noch einen kleinen Satz ändern oder ein besseres Wort einfügen möchte. Mein Lektor sagt
dann immer „Nein! Wir Müssen
jetzt fertig sein!” Also ja! Ich meine, ich habe “Legend” nach der Veröffentlichung
noch mal gelesen und es gibt definitiv Absätze, die ich gern ändern würde. Am
liebsten würde ich meine Texte ständig überarbeiten und meistens muss ich mich
dann dazu zwingen, aufzuhören.
D+A: Der zweite Band der “Legend”-Trilogie “Prodigy”erscheint in den USA
im Januar oder Februar 2013, oder? Hast du bereits begonnen, den dritten Teil
zu schreiben? Und, gibt es schon einen Namen für das Trilogiefinale (du musst
ihn uns nicht verraten, wenn er noch streng geheim ist!)?
Marie: "Prodigy"
erscheint am 24. Januar 2013. Meine
Verleger haben einige Titelvorschläge für Band 3 gesammelt, aber eine
definitive Entscheidung wurde noch nicht getroffen. Ich bin mit dem ersten
Entwurf des dritten Bandes fertig, und wir sind nun in der ersten Phase der
Überarbeitung. Also befindet sich das Skript bisher noch in einem recht groben
Zustand. Hoffentlich wird es niemand zu sehen bekommen!
D+A: Weißt du schon, wie es nach “Legend” mit dir weiter geht?
Schmiedest du schon neue Pläne, oder hält dich die „Legend“-Welt noch ein Stück
weit gefangen?
Marie: Als ich mit “Legend” fertig war, habe ich begonnen, an ein paar neuen Ideen zu basteln. Wann immer ich also ein bisschen Abstand von Legend Band 3 brauchte, habe ich angefangen, an etwas anderem zu arbeiten. Ich glaube, ich kehre zurück zur Fantasy, da ich das Genre seit meiner Kindheit liebe. Also wird meine nächste Geschichte wohl in einer High Fantasy Welt spielen.
Marie: Als ich mit “Legend” fertig war, habe ich begonnen, an ein paar neuen Ideen zu basteln. Wann immer ich also ein bisschen Abstand von Legend Band 3 brauchte, habe ich angefangen, an etwas anderem zu arbeiten. Ich glaube, ich kehre zurück zur Fantasy, da ich das Genre seit meiner Kindheit liebe. Also wird meine nächste Geschichte wohl in einer High Fantasy Welt spielen.
Teil 2 – Leserfragen
Nanni: In der
Autorenbeschreibung vom Loewe Verlag habe ich gelesen, dass du gerne fröhliche
Menschen magst. Wie kommt es dann dazu, dass du so etwas Düsteres wie eine
Dystopie geschrieben hast? Und kannst du dir nach Abschluss der Legend Bücher
vorstellen in ein ganz anderes Genre (z.B. Chick Lit (das ist ja eher fröhlich
;)) zu wechseln?
Marie: Das stimmt. Ich mag
fröhliche Menschen sehr. Wenn es aber ums Schreiben geht, habe ich schon immer
die düsteren Geschichten und Charaktere bevorzugt, keine Ahnung warum. Für mich
ist es einfach sehr interessant, über Konflikte und Probleme zu schreiben.
Außerdem lese ich selbst sehr viele Dystopien. Es ist nicht so, dass ich diese
düstere Stimmung wirklich mag, aber mich fasziniert es, düstere Orte zu
erkunden. Speziell auf „Legend“ bezogen war es besonders interessant, denn
viele Elemente stammen aus der Realität. So haben mich meine Vergangenheit in
China und das Regime in Nordkorea beim Schreiben sehr beeinflusst. Es kommt
drauf an, wo auf der Welt du lebst. Etwas, das für uns seltsam und abgedreht
erscheint, kann für andere Menschen zum Alltag gehören.
Emma: Träumst du von deinen
eigenen Figuren? Viele Leser bekommen im Schlaf bestimmt von Romanhelden
Besuch, wie steht es da mit den selbst ausgedachten Mädchen und Jungs?
Marie: Das ist lustig. Ich glaube,
ich habe bisher noch nicht von meinen Figuren geträumt, obwohl ich das manchmal
gern würde. Viele Autoren entwickeln aus ihren Träumen großartige Ideen. Also
habe ich mich angestrengt und wirklich versucht, von meinen Figuren zu träumen,
aber es hat leider nie geklappt. Das ist eigentlich ziemlich merkwürdig.
Diana: Wenn du in solch einer
veränderten Welt wie in "Legend" leben würdest, wie wäre das wohl für
dich? Wärst du eher die Kämpferin oder würdest du dich unterdrücken lassen?
Marie: Obwohl ich mich überhaupt
nicht mit June identifizieren kann und wir komplett verschieden sind, muss ich
sagen, dass es wohl leichter und bequemer wäre, auf der Seite der Republik zu
stehen, sonst müsste ich ja auf der Straße leben. Ich vermute, dass ich es
vorziehen würde, in Junes Welt zu leben, jedoch als Spionin der Rebellen,
vielleicht so ähnlich wie Junes Bruder. Wobei,… er musste sterben… Nicht
wirklich die beste Möglichkeit, aber dennoch besser, als auf der Straße zu
leben.
Reni: Was denkst du über die
Buchverfilmung zu "Legend": hast du überhaupt ein kleines Wörtchen
mitzureden? Und wie fühlt es sich an, zu wissen, dass die eigens erschaffene
Welt + Charaktere bald auf der großen Kinoleinwand zu sehen sind? Nur ein pures
Glücksgefühl oder gibt es da auch kleine Zweifel?
Marie: Es ist sehr spannend! Natürlich ist die Vorstellung, dass
andere Leute die Geschichte aus meinem Kopf nehmen und ein öffentliches Format
daraus machen, ein bisschen nervenaufreibend. Für mich ist es eine große Ehre
und unglaublich aufregend. Vor kurzem ist das Drehbuch für den Film fertig
geworden. Ich hatte die Chance, es mir kurz anzuschauen und ich finde es
richtig gut. Ich wurde ständig auf dem Laufenden gehalten und nach Details aus
der „Legend“-Welt gefragt, sodass meine Figuren möglichst authentisch
rüberkommen.
Robert: Würdest du für die
Verfilmung von “Legend” eine unabhängigere oder eine „Big-Budget“-Produktion
bevorzugen?
Marie: Ich denke, dass ich die Möglichkeit
bevorzugen würde, die am besten zu dem Film passt. Was auch immer die
Filmemacher für richtig halten, es wird das Beste für den finalen Film sein.
Josi: Wenn Legend verfilmt
werden sollte, welche Schauspieler würdest du gerne in den Hauptrollen Day und
June sehen?
Marie: Ich habe eine Weile darüber
nachgedacht und es ist ziemlich schwierig für mich, die passende Besetzung für
Day zu finden, da er halb asiatisch, halb russisch ist, ein ungewöhnlicher Mix
für die meisten Schauspieler. Wenn ich jemanden auswählen müsste, würde ich
mich für den jungen Leonardo DiCaprio (in seiner Romeo und Julia Zeit)
entscheiden, jetzt ist er natürlich zu alt, um Day zu spielen. Damals hatte er
aber diesen östlich-europäischen Look.
Und für June schwebt mir jemand wie
Hailee Steinfeld vor. Vielleicht nicht direkt sie, aber ihr Aussehen kommt
Junes sehr nahe.
Kerstin: Wo würdest du am
liebsten schreiben?
Marie: Ich liebe es, morgens zu
schreiben. Ich bin ein absoluter Morgen-Mensch, deshalb versuche ich, mein gesamtes
Schreibpensum vor 13:00 Uhr zu erledigen. Ich liebe es zu schreiben, wenn es
draußen regnet. Also würde ich am liebsten in einem total gemütlichen Café oder
auf einem Balkon sitzen und schreiben, irgendwo, wo es leicht regnet. Ja, das wäre
die perfekte Schreibatmosphäre für mich.
Teil 3 – Beende den folgenden Satz
"Legend" ist … ein
Science Fiction Thriller mit Wunderkindern.
Das Schöne an meinem Job als
Autor ist… zuhause im Schlanfanzug zu schreiben.
Mein perfekter Tag beginnt mit
… Süßigkeiten … geht weiter mit … etwas Leckerem zum Mittagessen … und
endet mit… Schokolade.
Ich wusste, dass ich Autorin
werden wollte,… als ich noch in der Schule war und einen Zeitungsartikel
über ein 15-jähriges Mädchen gelesen habe, das ein Buch veröffentlich hat. Da
wusste ich es!
Ein besonderes Erlebnis in
meinem Leben als Autorin… all meine Leser kennen zu lernen! Es ist immer
wieder überwältigend, meine Leser in Person vor mir zu sehen. In solchen
Momenten überkommt es mich dann immer wieder. Diese Menschen haben MEIN Buch
gelesen! Das ist so aufregend!
Mein nächstes Projekt… ist eine High-Fantasy-Geschichte, die in das Italien
der Renaissance zurückkehrt bzw. dort spielt.
Meine Buchempfehlung… "Code Name Verity" von
Elisabeth Wein, ist super! Das ist das Buch, das ich zuletzt gelesen und
für absolut genial empfunden habe!
Vor kurzem habe ich "Legend (1) Fallender Himmel" gelesen und euch das Buch vorgestellt --- zur Rezension
Das Interview wurde auf Englisch geführt. Das Originalinterview könnt ihr euch H I E R durchlesen. Bitte beachtet, dass wir eine freie Übersetzung gegenüber einer wortwörtlichen bevorzugt haben.
Weiterführende Infos
Vor kurzem habe ich "Legend (1) Fallender Himmel" gelesen und euch das Buch vorgestellt --- zur Rezension
Besucht Marie Lu auf ihrer offiziellen englischen Homepage --- direkt zu MarieLu.org
Wow, ein schönes Interview. Viele interessante Fragen habt ihr euch da einfallen lassen.
AntwortenLöschenVielen Dank dafür :-)
Liebe Grüße
MacBaylie
Servus Anka.
AntwortenLöschenDu bietest Deinen Lesern doch immer auf's Neue feine Details, die zum Verweilen - und Wiederkommen - reizen. Die Übersetzung eines Interviews ist nur eines dieser Extras.
Gelegenheit also Dir für Dein literarisches Dauerglühen zu danken. Daß Du Deine Favoriten und no go's mit uns teilst.
bonté
@MacBaylie
AntwortenLöschenVielen Dank für dein liebes Feedback. Ich freue mich, dass dir das Interview gefallen hat.
@RoM
Vielen vielen Dank! Ich danke gern zurück! Danke für deine Lesertreue und deine stets interessanten Kommentare!