·
Autor: Jennifer Benkau
·
Medium: Hardcover (464 Seiten)
·
Verlag: script5 (März 2013)
· ISBN: 978-3-8390-0145-5
· Genre: Dystopie
Reiheninfo:
(1)
dark canopy
(2)
dark destiny
Kurzbeschreibung des
Verlages
Hilflos musste Joy mit ansehen, wie Neél von ihren eigenen Leuten
gefangen genommen und gefoltert wurde. Ihre große Liebe, all ihre
Hoffnungen und Zukunftspläne zersplittern zu einem Scherbenhaufen, als
sie schließlich von Neéls Tod erfährt. Trotz ihrer unendlichen Trauer
fasst Joy einen folgenschweren Entschluss: Sie will nicht länger zu
Matthials Clan gehören. Also macht sie sich allein und schlecht
ausgerüstet auf den Weg durch Bomberland und von feindlichen Clans
besetztes Gebiet. Es ist eine Suche nach Antworten: Wie starb Neél? Und
warum? Doch es ist auch eine Suche, an deren Ende Hoffnung steht.
Hoffnung auf eine zweite Chance.
Textquelle: script5
Ankas Geblubber
Endlich geht es weiter. Schon lange
habe ich keine Fortsetzung mehr so herbeigesehnt wie diese. "Dark Canopy" zählt zu meinen absoluten
Lieblingsbüchern, hat mich zu 10000% begeistert und am Ende mit einem richtig
fiesen Cliffhanger zurückgelassen. Als ich nun "Dark
Destiny" in der Hand hielt, hätte ich es am liebsten sofort
aufgeschlagen und losgeschmökert. Wie geht es mit Joy weiter? Sie ist zwar
frei, aber wird sie sich auch wieder den Rebellen anschließen? Was ist mit
Neél? Ist er wirklich tot?
Ich bemühe mich, eine spoilerfreie
Rezension zu schreiben. Ihr braucht also keine Angst haben, ich werde euch
(fast) nichts zum Inhalt verraten, aber ich kann nicht garantieren, dass ich
euch nicht mit meiner Begeisterung für diese außergewöhnliche Dilogie anstecke.
- Suchtgefahr - ihr seid gewarnt.
"Dark
Destiny" schließt nahtlos an die Ereignisse in Band 1 an. Joy hört
Neéls Schrei, auf den eine eisige Stille folgt...
Für die einst so toughe Joy ist
klar, dass sie nicht länger in Matthials Nähe leben kann. Trauer, Wut,
Verzweiflung, Schmerz und ein kleines Fünkchen Hoffnung treiben sie an und
ebnen ihr den steinigen Weg durch den eiskalten Winter. Sie kämpft nicht nur
gegen die erschwerlichen Witterungsbedingungen oder ihre ehemaligen
Verbündeten, nein, den wohl härtesten Kampf fechtet sie mit sich selbst aus.
Als Leserin bekam ich einen tiefen Einblick in Joys Gefühle, ihre Zerrissenheit
und ihre Hilflosigkeit. Ich fühlte mit ihr und spürte, wie sie trotz des
schweren Schicksalsschlags, ihren Mut und ihre Stärke nie verlor.
"Auch wenn ich vieles verloren
hatte:
Diesem Wunsch blieb ich treu.
Ich wollte ich selbst sein dürfen.
Bisher war mir das immer gelungen."
S. 271
Joy ist für mich die wohl
interessanteste Protagonistin, die mir je über den Weg gelaufen ist. Sie hat
ihre Ecken und Kanten, das ist richtig, aber genau diese und die
Menschlichkeit, die sie ausstrahlt, machen sie zu einem ganz besonderen
Charakter. Ich finde es großartig, dass Jennifer Benkau ihrer Heldin so viel
Platz und Raum zur eigenen Entfaltung lässt. Ich konnte ihr Verhalten, jeden
ihrer Schritte und ihre Entwicklung komplett nachvollziehen. Irgendwann hatte
ich sogar das Gefühl, ihr nicht nur über die Schulter zu schauen, sondern in
ihr drin zu stecken, so authentisch und intensiv wird sie dargestellt.
Natürlich gibt es auch ein
Wiedersehen mit "alten Bekannten", lieb gewonnenen oder gehassten
Charakteren aus Band 1. Matthial als Person hat mich sehr beeindruckt - positiv
oder negativ, das sei dahingestellt. Während er mir in Band 1 noch sympathisch
war und ich es bewundert habe, wie er um Joy gekämpft hat, so verliert er in
Band 2 zwar an Sympathie, gewinnt aber an Authentizität. Auch er ist kein
leichter Charakter. Seine Entwicklung ist für mich mit die spannendste.
Der Fokus liegt für mich klar auf
den Protagonisten, ihren Gefühlen und den Beweggründen, die sie zu den Personen
machen, die sie am Ende des Buches sind. Hierbei verliert die eigentliche
Handlung für mich an Wichtigkeit, wobei die Veränderungen, der sich
ankündigende Aufstand und die "Mission dark destiny" (ich nenne sie
jetzt mal so, damit ich nicht spoilern muss. Ich denke, diejenigen, die das
Buch bereits gelesen haben, wissen was ich meine) spannende Lesemomente
versprechen. So kommt es, dass die ersten 250 - 300 Seiten zwar sehr emotional
und intensiv sind, die eigentliche Action aber erst auf den letzten 100 - 150
Seiten Platz findet. Auf diesen Seiten überschlagen sich die Ereignisse
förmlich. Es passiert so viel, meiner Meinung nach ZU viel für diese wenige
Anzahl an Seiten. Mein Wunsch wäre es gewesen, aus der Dilogie vielleicht doch
eine Trilogie zu machen. In diesem außergewöhnlichen Plot steckt einfach so
viel mehr. Insbesondere zur "Mission dark destiny" und alles was
danach passiert, hätte ich mir mehr Infos gewünscht, da sich hier noch mal eine
ganz neue Welt offenbart (im wahrsten Sinne des Wortes).
Jennifer Benkaus Schreibstil ist
und bleibt für mich einzigartig. Er passt sich automatisch den Protagonisten
an. Ich liebe ihre stellenweise harte, dann im nächsten Moment wieder ganz zart
und verletzlich klingende Art. Ich finde es großartig, dass auch mal
Kraftausdrücke fallen, während der folgende Abschnitt wieder etwas Poetisches
in sich trägt. Frech, direkt, bilderreich und voller Emotionen.
Wie es sich für den Abschlussband
einer Reihe gehört, gelingt es der Autorin sehr gut, alle wichtigen, offenen
Fragen zu klären. Trotzdem (und das finde ich unglaublich toll) lässt sie den
Leser irgendwann von der Hand, sodass er eigene Vermutungen anstellen und die
Geschichte für sich selbst weiterspinnen kann. Ich möchte nicht von einem
komplett offenen Ende sprechen, trotzdem bleibt genug Raum für die eigenen
Träume.
"Morgen schon, versprach ich ihm in
Gedanken,
bin ich nur noch eine Erinnerung."
S. 141
Noch nie habe ich ein Buch SO
zufrieden zugeschlagen, obwohl es das Ende ganz schön in sich hat. Sobald es
auf die letzten Seiten zugeht, sollten Taschentücher in Reichweite bereitliegen.
Trotz seiner Härte hätte es jedoch kein anderes Ende geben dürfen. Ich danke
Jennifer Benkau für ihren Mut, den sie durchaus mit diesem Abschluss bewiesen
hat. Er passt wie die Faust aufs Auge, auch wenn vielleicht nicht jeder Leser
so denkt.
Meiner Meinung nach heben sich "Dark Canopy" und "Dark Destiny" mit ihren außergewöhnlich
authentischen, intensiven und spannenden Charakteren von anderen Dystopien ab.
Diese Dilogie ist erwachsener, echter und führt ihre Leser ganz nah an ihre
Protagonisten heran.
Für mich ganz klar ein
außergewöhnliches Lesehighlight. Ich bin sehr froh darüber, dass ich in diese
bewegende und packende Geschichte eintauchen durfte und werde die Charaktere,
insbesondere Joy, noch lange im Herzen bei mir tragen.