Ich freue mich sehr darüber, heute meine Bloggerkollegin Misty vom
Friedhof der vergessenen Bücherzu einem gemütlichen und unglaublich interessanten Gast-Geblubber hier bei Ankas Geblubber begrüßen zu dürfen. Misty hat uns einen ganz besonderen Beitrag mitgebracht. Heute soll es ausnahmsweise mal nicht um Bücher gehen, sondern um ... ach, das soll sie euch selbst erzählen!
Liebe Misty, herzlich Willkommen bei Ankas Geblubber!
Ich grüße die Bloggerwelt! Mein
Spitz- bzw. Nickname ist Misty, den ich aufgrund meiner nie
abgeschlossenen Pokémontrainertätigkeit von meinen Freunden
erhalten habe. Mittlerweile höre ich auf diesen mehr als auf meinen
Geburtsnamen. Seit zwei Jahren betreibe ich meinen Bücherblog
Friedhof der vergessenen Bücher und ganz
ähnlich wie in dem Roman Der Schatten des Windes,
aus dem ich diesen Namen entnommen habe, möchte ich eine (virtuelle)
Bibliothek erschaffen, die Besucher anregen soll ein bereits
vergessenes Buch zu lesen. Da mich die anderen Blogger jedoch stets
dazu anregen, tummeln sich hier mittlerweile schon sehr viele
aktuelle Bücher, die sich jedoch gern zu den klassischeren Werken
gesellen. Auch wenn ich in der Regel nicht müde werde über Bücher
zu berichten möchte ich diese tolle Aktion nun nützen über ein
weiteres Hobby von mir zu berichten.
Kein
Schneckenschrecken!
Bevor ich als Kind lernte Buchstaben zu
Wörtern und Sätzen zusammen zu fügen, zu einer Zeit also, da ich
noch nicht ahnen konnte, dass Bücher mir einmal treue Gefährten
werden sollten, galt meine ganze Leidenschaft den pelzigen und
gefiederten Erdenbewohnern. Katzen, Hunde, das Meerschweinchen der
besten Freundin, der Wellensittich des Nachbars – ich hätte sie
alle nur zu gerne adoptiert. Allerdings waren meine Eltern in dieser
Hinsicht ziemlich unnachgiebig und so blieb mir lediglich die
hinterlassene, bissige Schildkröte meines älteren Bruders (wer
jetzt meint, dass eine bissige Schildkröte doch kein Problem
darstellen kann, hat noch nie einen Stück seines Fleisches an eine
gelassen). Als Entschädigung, dass meine Eltern kein Tier innerhalb
des Hauses wollten, fasste ich den Entschluss zumindest
Weinbergschnecken zu sammeln und so startete ich schließlich im
Alter von 6 Jahren meine erste erfolgreiche Weinbergschneckenzucht.
Diese betreute ich mehrere Jahre, bis ich eines Tages ausversehen
einen falschen Schritt machte und auf meine Lieblingsschnecke trat.
Meine Mutter erinnert sich bis heute an den dramatischen Moment, da
ich aus Trauer beschloss meine Zucht aufzugeben und die
ursprünglichen Schnecken und ihre Nachfahren wieder in die Natur zu
entlassen.
Als Teenager durfte ich mich
schließlich endlich eine glückliche Hunde-,Katzen-,Mäuse-, und
Rattenhalterin nennen und der Verlust meiner Schneckenzucht war
vergessen. Bis zu dem Zeitpunkt, da ich zum Studieren bei meinen
Eltern auszog und mich in einem kleinen WG-Zimmer wiederfand. Neben
Büchern stopfte ich meine Zimmer (mehrmaliger Umzug) stets noch mit
Pflanzen zu, um etwas Lebendigkeit in den Raum zu bringen, doch meine
Sehnsucht nach einem Haustier konnte damit nicht gestillt werden. Ich
überlegte lange welches tierische Lebewesen für eine solche
Wohnsituation geeignet wäre, wollte aber weder einer Katze noch
einem Nager meine häufige Abwesenheit durch Pendeln antun. Als ich
auf einer Internetrecherche schließlich auf Achatschnecken stieß
entflammte meine Leidenschaft sofort. „Kinderleichte Haltung“
„fressen alles“ – die Schlagwörter beruhigten mich sofort. Ich
stattete mein altes Aquarium aus und bald darauf erreichte mich auch
die ersehnte Schneckenpost. Anders als meine neuen Kameraden war ich
vollkommen aus dem Häuschen. Ich hatte mich für eine Gattung
entschieden, die für Anfänger besser geeignet ist (achatina
fulica) und hatte mittelgroße Jungtiere vor mir, trotzdem waren
diese im Vergleich zu Weinbergschnecken bereits riesig!
Ich mit meinem achatina fulica
Schneck namens „Schmops“.
Mit großer Leidenschaft widmete ich
meinen neuen Haustieren, stellte jedoch bald fest, dass die Haltung
–wenn man sie richtig machen möchte- gar nicht so leicht ist, wie
von vielen angepriesen wird. Neben einem aufgekalkten Boden (und zwar
am besten mit 95%igem kohlensaurem Kalk) gehören Sepiaschalen
ebenfalls zur Standardeinrichtung – beides benötigen die Schnecken
zum Aufbau ihres Häuschens. Schnell stellte sich die
Zimmertemperatur, die meine Fulicas benötigen als Problem
heraus, da es mit hereinbrechendem Winter sehr kühl durchs Fenster
zog. Nach verzweifelten Handtuch-Abstopf-Versuchen schaffte ich mir
also eine Heizmatte und wenig später eine Zeitschaltuhr dazu an.
Schließlich erwarb ich ein Hygrometer, um die Luftfeuchtigkeit
besser kontrollieren zu können. Bald darauf wurde ein neues Aquarium
von Nöten, da meines einen Sprung aufwies und tropfte. Zudem sollte
man wirklich darauf achten, dass keine harten Gegenstände wie Steine
oder Keramikschalen im Aquarium/Terrarium stehen, da die Schnecken ab
und an von der Decke fallen und sich die Häuser daran anschlagen
könnten. Dies hielt ich anfangs für eine dämliche Maßnahme, doch
mittlerweile bin ich nicht mehr erstaunt wenn von Richtung
Schneckenheim ein leises Plopp ertönt, weil wieder ein Schneck seine
Kletterkünste überschätzt hat.
Ach und zum Thema Allesfresser: dass
ich nicht lache. Meine Schnecken wiesen nicht nur einen feinen,
sondern auch einen persönlichen Geschmack auf. Die einzige Nahrung,
bei der ich davon ausgehen kann, dass sie von allen gefressen wird
sind Kohlrabiblätter und Gurken. Salat nämlich –wird je nach
Sorte- von einigen nicht angerührt! Neben der Gourmetwunscherfüllung
meiner Schleimer putze ich die Scheiben, entsorge ihre
Hinterlassenschaften und wechsle alle paar Monate die Erde (keine
lustige Veranstaltung in einer Wohnung im 8.Stock). Mein Freund
staunte bei all dem Einsatz nicht schlecht und meinte für ihn sähe
das keinesfalls nach einem Kinderspiel, sondern vielmehr nach einer
eigenen Wissenschaft aus.
Kinderspiel oder Wissenschaft; ich
liebe meine Kriecher. Mittlerweile halte ich auch achatina
reticulata, eine Art, die ein wenig größer wird und irgendwann
später spekuliere ich mir achatina achatina – die größten
mit einer Gehäuselänge bis zu 20 cm zuzulegen, doch dazu benötige
ich dann mehr Platz.
Ein prächtiges Achatina Achatina
Exemplar
Einstweilen bin ich jedenfalls sehr
zufrieden, dass bei mir nun mal keine Katzen, sondern Riesenschnecken
durch die Regale schleichen. Ich finde ihre langsamen Bewegungen sehr
beruhigend und liebe es, wenn ich kurz von meiner Lektüre abgelenkt
werde, da ein Schneck mit einem lauten „IIIIKkkkkkkkk“ sein
Gehäuse über das Glas zieht. So weiß ich, dass ich mich nicht
einsam zu fühlen brauche und es vermutlich an der Zeit ist wieder
ein paar Gurken aufzuschneiden.
Als Schneckenhalter muss man übrigens
damit rechnen, dass man mit dieser Art von Haustieren stärker
polarisiert als z.B. als Katzenliebhaber. Manche meiner Freunde waren
begeistert, andere vollkommen entsetzt. Eine Freundin von mir
unterlässt es bis heute nicht mir mitzuteilen, dass sie wieder eine
gehörige Portion Schneckenkorn in ihren Garten gestreut hat.
Sollte sich jemand ein wenig besser
über die Haltung von Achatschnecken informieren wollen kann folgende
Homepage sehr empfehlen. Die Dame, die sie betreibt ist praktisch
eine Expertin und ich konnte sie auch schon persönlich auf einer
Reptilienmesse kennen lernen. Zwei meiner Schleimer entstammen ihrer
Zucht: ueber-die-schneck.de
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Liebe Misty, ich danke ich ganz herzlich für diesen unglaublich interessanten Bericht über deine doch eher ungewöhnlichen Mitbewohner. Ich selbst wusste gar nicht, dass es soooo große Schnecken gibt! Wie es sich wohl anfühlt, wenn sie einem über die Hand kriechen?!
Ich würde mich freuen, wenn ihr Misty auf ihrem Friedhof der vergessenen Bücher einen Besuch abstattet und sie lieb von mir grüßt! Auch, wenn die Achatschnecken vielleicht nicht zu 100% euren Geschmack getroffen haben, werdet ihr euch innerhalb ihrer literarischen Friedhofsmauern sicher wohlfühlen!
Wenn auch DU als "Gast-Blubberer" einen Beitrag für Ankas Geblubber schreiben möchtest, bekommst du HIER weitere Informationen!
Misty und ich freuen uns sehr auf euer Feedback in den Kommentaren und ich denke, dass Misty auch gern eure Fragen zum Thema beantworten wird!
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Da habe ich nun nicht schlecht gestaunt. Ich selbst hatte überhaupt keine Ahnung, dass es so riesen Schnecken gibt. Ich bin ja ein grosser Schneckenfreund (also die mit nem Häuschen) und achte immer auf den Boden, damit ich nicht eine zerquetsche. Bei diesen riesen Schnecken wird es mir allerdings etwas mulmig und trotzdem finde ich es total faszinierend.
AntwortenLöschenAuf jeden Fall fand ich den Beitrag sehr spannend und da werde ich gleich auch mal etwas googeln gehen über diese Achatschnecken.
Liebste Grüsse
Das sind ja mal spannende Haustiere - wusste ebenfalls gar nicht, dass es so riesen Schnecken gibt und erst recht nicht, dass man sie als Haustiere halten kann. Aber wieso auch nicht? Es gibt ja auch genug Menschen, die sich Spinnen halten - da sind mir deine Schnecken aber um einiges lieber! :)
AntwortenLöschenSchöner Beitrag und da du deinen Blog auch noch nach einem ganz fantastischen Buch benannt hast, statte ich dir doch gerne mal einen Besuch ab.
Liebe Grüße,
Johanna
Das war ein tolle Post!
AntwortenLöschenDass man sich Schnecken hält, also ganz profimäßig und nicht wie Kinder es tun (ja, auch ich hatte einen Eimer voller Minischnecken, die ich als "Haustiere" gehalten habe, bis meiner Mama der Kragen geplatzt ist, weil einige geflüchtet sind und an nicht so schönen Orten auf sie gewartet haben).
Und wie riesig die werden können!
Liebe Grüße,
Carly
Danke für die Möglichkeit diesen Gastbeitrag zu schreiben, hat mir großen Spaß gemacht :) Ist ein sehr schöner Post geworden! Habe ihn gleich auf meinem Blog verlinkt, auch mit Hinweis auf deinen Gastblogger-Aufruf.
AntwortenLöschenBin schon sehr auf die Beiträge der anderen Blogger gespannt!
Liebe Grüße von Misty und ihren Schleimern
Wow was für riesige Tierchen!
AntwortenLöschenIch bin bei Meerschweinchen hängen geblieben und finde Schnecken im Allgemeinen eher eklig, sorry... aber auch faszinierend, ich muss die nur nicht unbedingt anfassen ;)
Faszinierend, diese Tierchen - vielleicht nicht unbedingt das Tier, das ich mir nach Hause holen würde, aber das liegt mehr daran, dass ich was felliges "brauche" :D Würde mich auch interessieren, wie sich das wohl anfühlt, wenn man so ein Riesenschneck auf der Hand hat :D
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