Mit gepackten Rucksäcken treffen wir uns am Pick-up. Hier werden wir bereits von Mathew, Josua und Jacob erwartet. Mit dem Game Viewer steuern wir nun das Farmhouse an. Auf Okutala werden gern und häufig Sleep-Outs gemacht. Wann hat man schon mal die Möglichkeit, die Nacht im afrikanischen Busch zu verbringen und der wilden Natur mit all ihren Geräuschen so nah zu sein?
Da das Wetter noch etwas unbeständig ist, wollen wir heute auf dem Gelände des Farmhouses übernachten. Es ist riesig, hat eine schöne Feuerstelle und ein eigenes Wasserloch, an dem wir die wilden Tiere beobachten können. Hier sind normalerweise die Xplorer untergebracht. Da unsere Gruppe jedoch diesmal so klein ist, durften wir einen Urlauber-Bungalow beziehen.
Nach einer 10 minütigen Fahrt sind wir da und auch Simone stößt kurz darauf zu uns. Zusammen entladen wir den Game Viewer. Neben unseren Rucksäcken und Schlafsäcken haben wir nämlich auch einige Kühlboxen dabei, in denen sich kalte Getränke und alle Zutaten für eine leckere Pizza-Night befinden.
Unter freiem Himmel und in so gemütlicher Runde kommen wir schnell ins Plaudern, denn traditionell steht heute das so genannte „Who is who?“ auf der Agenda. Jeder von uns, egal ob Guide oder Xplorer, soll sich vorstellen und ein bisschen was von sich erzählen. Diese Vorstellungsrunde wird immer gemacht, wenn neue Xplorer zur Gruppe hinzustoßen, was, natürlich insbesondere bei einer größeren Anzahl an Volontären, sehr hilfreich ist. Auch wenn wir uns in den letzten Tagen schon ganz gut beschnuppern konnten, lernen wir an diesem Abend auch neue Dinge über uns. Ich hätte beispielsweise nie damit gerechnet, dass die Strauße zu Jacobs Lieblingstieren gehören. Man merkt, dass unsere Guides gern auf Okutala sind und Spaß an ihrer Arbeit haben. In ihrer Betreuung von Mensch und Tier steckt viel Herzblut, stellen wir fest. Dass die Unterhaltungen hier auf Englisch geführt werden, daran habe ich mich längst gewöhnt. Deshalb versuche ich zwischendurch immer mal wieder, das ein oder andere Wort auf Afrikaans zu lernen.
Trotzdem wollen wir das Risiko eingehen, zumal wir ja wirklich bloß wenige Meter vom schützenden Haus entfernt sind. Sollten wir uns tatsächlich gruseln, können wir immer noch unters Dach oder auch ganz rein gehen. Auf dem Boden empfiehlt uns Simone aber nicht zu schlafen, da Schlangen und andere Kriechtiere eher eine Gefahr darstellen, als die Raubkatzen. Auf dem Trampolin können wir ihnen aus dem Weg gehen.
Leitspruch im Farmhouse |
Aber wir sehen nicht nur diese Tiere. Als es plötzlich raschelt und wir auf den Boden zu unseren Füßen leuchten, entdecken wir einen riesigen Tausendfüßler. Ein ganz besonders langes Exemplar. Die Bisse dieser Kerle können echt unangenehm sein, erzählt uns Mathew. Auch wenn sie nicht sehr giftig sind, kann man noch Wochen oder gar Monate nach dem Biss spüren, wann das Wetter wechselt. Also ziehen wir die Füße an. Leise unterhalten wir uns und beobachten das ruhige Treiben am Wasser. Irgendwann beschließen Fiona und Alana schlafen zu gehen. Ich bin noch längst nicht müde und bleibe. Diesen Augenblick holt mir schließlich niemand zurück. Endlich haben auch Mathew und ich mal wieder Zeit, ausgiebig miteinander zu reden. Ihr könnt euch vorstellen, dass die Gespräche in solch einer Atmosphäre schnell an Tiefgang gewinnen. Wir reden über die Zukunft und was sie wohl für uns bereithalten wird. Wie entscheidet sich die Zukunftsplanung in Namibia von der in Deutschland? Was haben wir für Vorstellungen?
Als ich plötzlich ein Schnauben höre, halte ich inne und starre aufs Wasserloch. Ein Großteil der Oryx Antilopen hat sich verabschiedet und ich traue meinen Augen kaum, als eine Herde Zebras anmarschiert kommt. Ich liebe diese Tiere und habe sie bei meiner letzten Reise viel zu selten gesehen. Am Wasserloch der Lodge lassen sie sich so gut wie gar nicht blicken. Umso mehr genieße ich nun diesen besonderen Augenblick und bekomme sogar feuchte Augen. Hier in der Abgeschiedenheit scheinen sie sich deutlich wohler zu fühlen. Namibia schafft es immer wieder mich zu überwältigen und tief ins Herz zu treffen.
Bis 01:00 Uhr sitzen wir noch zusammen, reden leise und genießen den Anblick. Als Mathew schlafen gehen möchte, schließe auch ich mich an. So ganz allein hier zu bleiben ist mir dann doch nicht so geheuer, obwohl ich wohl die ganze Nacht hier sitzen und mein Glück nicht fassen könnte. Während sich Mathew unters Dach verzieht, klettere ich aufs Trampolin. So viel geht mir plötzlich durch den Kopf. Das Gespräch tat unheimlich gut und hat mich mir selbst wieder ein Stück näher gebracht. Es dauert eine Weile, bis mich der Schlaf zu sich holt. Immer wieder horche ich kurz auf, als ich es in der Nähe rascheln höre. Welche Tiere da wohl gerade um uns herumschleichen? Na, und wenn ich heute Nacht vom Leopard gefressen werde – ich hatte davor die aufregendste und schönste Zeit meines Lebens!
Fortsetzung folgt… am nächsten Freitag!
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Mein Namibia Diary 2017:
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Mein Namibia Diary 2017:
- 12.01.2017 - Teil 1 - Anreise & tierisches Empfangskomitee
- 12.01.2017 - Teil 2 - You are home
- 13.01.2017 - Teil 1 - Einführung und ein erster Notfall
- 13.01.2017 - Teil 2 - Sprechstunde bei den Baby-Giraffen
- 14.01.2017 - Mutprobe bei den Wildpferden
- 15.01.2017 - Teil 1 - Ich renne um mein Leben
- 15./16.01.2017 - Teil 2 - Work, work, work
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Mein Namibia-Diary 2016 :
Beitragsübersicht "Lebe deinen Traum - Namibia 2016"
- #01 | Abreise, erste Zweifel & der Marsianer über den Wolken
- #02 | Ankunft in Windhoek & mit Justin Bieber im Ohr gen Norden
- #03 | Welcome to the family, welcome to Okutala!
- #04 | Meine 1. Nacht und mein 1. Tag auf Okutala
- #05 | Sind Hyänen wirklich fies, bösartig und doof?
Beitragsübersicht "Lebe deinen Traum - Namibia 2016"