Psychothriller | "Passagier 23" von Sebastian Fitzek



·  Titel: Passagier 23
·  Autor: Sebastian Fitzek
·  Medium: Hardcover (432 Seiten)
·  Verlag: Droemer Knaur (Oktober 2014)
·  ISBN: 978-3-426-19919-0
·  Genre: Psychothriller
·  TAGs: Kreuzfahrt, verschwunden, Suizid
·  Preis: 19,99 Euro 






K U R Z B E S C H R E I B U N G

Jedes Jahr verschwinden auf hoher See rund 20 Menschen spurlos von Kreuzfahrtschiffen. Noch nie kam jemand zurück. Bis jetzt ... 

Martin Schwartz, Polizeipsychologe, hat vor fünf Jahren Frau und Sohn verloren. Es geschah während eines Urlaubs auf dem Kreuzfahrtschiff „Sultan of the Seas“ – niemand konnte ihm sagen, was genau geschah. Martin ist seither ein psychisches Wrack und betäubt sich mit Himmelfahrtskommandos als verdeckter Ermittler. 
Mitten in einem Einsatz bekommt er den Anruf einer seltsamen alten Dame, die sich als Thrillerautorin bezeichnet: Er müsse unbedingt an Bord der „Sultan“ kommen, es gebe Beweise dafür, was seiner Familie zugestoßen ist. Nie wieder wollte Martin den Fuß auf ein Schiff setzen – und doch folgt er dem Hinweis und erfährt, dass ein vor Wochen auf der „Sultan“ verschwundenes Mädchen wieder aufgetaucht ist. Mit dem Teddy seines Sohnes im Arm …


B U C H T R A I L E R



A N K A S   G E B L U B B E R

Als großer Fan und Bewunderer der "Marke" Sebastian Fitzek, habe ich dem neuen Psychothriller des Bestsellerautors schon lange vor Erscheinen entgegen gefiebert. Mit Sebastian Fitzeks Büchern verbinde ich schlaflose Nächte, Spannung ohne Ende, das unheimliche Kribbeln im Nacken, haarsträubende Storys, verrückte Ideen, die sich im ersten Moment absolut weit hergeholt anhören, im Fortgang der Geschichte aber immer realer werden sowie "einfach geschriebene" Pageturner, bei denen die Seiten nur so fliegen. Aber ich verbinde mit seinen Büchern auch immer wieder mein Problem mit einem noch abgedrehteren Ende, das mich meist nicht zu 100% glücklich machen kann, sondern - ganz im Gegenteil - den Kopf schütteln lässt. Gut, dass Sebastian Fitzek nach jedem Buch noch mit einer humorvollen & ausufernden Danksagung der Extraklasse aufwartet, so dass der Ärger über das Ende schnell vergessen ist. Was würde mich in seinem neuen Psychothriller erwarten?
Unser Protagonist heißt Martin Schwartz und scheint so abgebrüht wie sonst keiner. Von Anfang an merken wir, dass er, nach dem dramatischen Tod seiner Frau und seines kleinen Sohnes, als Mensch mit seinem Leben abgeschlossen hat. Er wirkt wie eine gefühllose Maschine, die weder Schmerz noch Angst spürt. So begibt er sich mit seiner Arbeit als verdeckter Ermittler immer wieder in Lebensgefahr, denn was hat er groß zu verlieren?

Erweiterter Suizid - der Name für eine Tat, die grausamer nicht sein kann und die, nicht zuletzt aufgrund eines aktuellen Tatorts in der ARD, immer häufiger Gesprächsthema in den Medien ist. Ein Elternteil bringt erst das eigene Kind und anschließend sich selbst um, das zweite Elternteil wird in vielen Fällen mit dem unvorstellbaren Schmerz zurückgelassen. Erweiterter Suizid - diese zwei Worte werden auch Martin Schwartz als Erklärung für den Tod seiner Familie gegeben, als diese nicht von einer Kreuzfahrt auf der "Sultan of the Seas" zurückkehrt. Tatsächlich scheint sich der Suizid auf einem Kreuzfahrtschiff - makaber gesprochen - einer großen Beliebtheit zu erfreuen. Man springt über Bord, verliert sein Leben im besten Fall schon beim harten Aufprall auf die Wasseroberfläche, gerät in den Sog der Schiffsschraube oder ertrinkt. Für eventuelle Rettungsmaßnahmen ist es meist zu spät. "Mann über Bord!" - für die Reedereien ist es ein Leichtes, das Verschwinden eines Passagiers mit der Erklärung "Suizid" abzustempeln. Ihr werdet lachen, tatsächlich verschwinden (un)regelmäßig Passagiere auf Kreuzfahrtschiffen und tauchen nicht mehr auf. Doch was ist, wenn sie nicht über Bord gegangen sind? Die heutigen Meeresriesen haben die Größe einer Kleinstadt - Platz und Raum genug, um einen Menschen verschwinden zu lassen. Glaubt ihr nicht? Sebastian Fitzek hat sich diese Frage gestellt und einen Passagier 23 (Bezeichnung für solch einen vermissten Passagier) in seinem gleichnamigen Psychothriller wieder auftauchen lassen und zwar auf genau dem Schiff, auf dem Protagonist Martin Schwartz seine Familie verloren hat.

Martin hat sich geschworen, nie wieder ein Kreuzfahrtschiff zu betreten, schon gar nicht die "Sultan of the Seas", doch nach einem mysteriösen Anruf, der mit der Hoffnung wirbt, Licht ins Dunkle rund um das Verschwinden seiner Familie zu bringen, findet sich der Polizeipsychologe an Bord der "Sultan" wieder. Welch perfider Plan hinter all dem steckt, welche Rolle der kleine Passagier 23 spielt und ob Martins Familie tatsächlich noch lebt, das müsst ihr selbst herausfinden.

Mir hat der neue Fitzek zwar keine schlaflosen Nächte aber doch wieder sehr spannende Lesestunden beschert. Der Bestsellerautor versteht sein Handwerk sehr gut und weiß, wie er seine Leser an seine Geschichte fesseln kann. Gekonnt baut er Tempo und Spannung auf, knausert nicht mit Brutalität oder Grausamkeit und reißt uns beim Lesen mit in die Tiefe - in die Tiefe seines Kreuzfahrtriesen, in die Tiefe einer Verschwörung und in die Tiefe menschlicher Grausamkeit. Wer hier jedoch viel Tiefe in den Charakteren oder gar in der Geschichte sucht, wird nicht unbedingt fündig, doch brauche ich sie überhaupt in einem Thriller? Was möchte ich von einem (Psycho-)Thriller? Ich erwarte Spannung, ich erwarte (psychische) Gewalt, ich erwarte Angst, ich erwarte eine nachvollziehbare Handlung, ich erwarte Geschwindigkeit (Stichwort Pageturner), ich erwarte einen Lesesog und ich erwarte ein Finale Grande. - Was bekommen wir nun in Passagier 23? 
Spannung? CHECK
(Psychische) Gewalt? CHECK
ANGST? --- > nicht so richtig
Eine nachvollziehbare Handlung? CHECK
Tempo? CHECK
Lesesog? CHECK
Finale Grande? --- > eher mehrere kleine Finale
Zusätzlich und im Preis inklusive: eine neue, unverbrauchte und spektakuläre Idee, ein ungewöhnliches Setting, einen sehr verschrobenen und doch authentischen & in dem was er tut sehr leidenschaftlichen Protagonisten, mehrere kleine Geschichtchen & Schicksale (wie wir sie schon vom guten alten Traumschiff kennen), 3 ausgeprägte Gs (Gründe, Grausamkeiten und Gräueltaten), ein zusätzliches Ende, quasi ein Add-On (das meiner Meinung nach überflüssig ist), den ein oder anderen "Och nee, nicht das auch noch"- Moment und (nicht zu vergessen) eine sehr rührende Danksagung, bei der sich doch - in Gedenken an Peter Hetzel - ein kleines Tränchen aus meinem Augenwinkel gestohlen hat. 

Alles in allem hat mich "Passagier 23" sehr unterhalten. Ich denke, wir wissen was wir bekommen, wenn wir zu einem Fitzek greifen. Natürlich merkt man, wenn man ein genauer und nicht nur emotionaler Leser ist, dass die ein oder andere Auflösung und Begründung etwas unrealistisch oder weit hergeholt ist. Man merkt, dass Sebastian Fitzek immer noch einen drauf setzen möchte, indem er ein Kaninchen nach dem anderen aus seinem Zylinder zaubert. Ich kann verstehen, dass es geübten (Thriller-)Lesern zwei, drei oder sieben Kaninchen zu viel sind, dass sie lieber DAS EINE wahre Kaninchen intensiver begutachten würden und dass für sie die Geschichte, aufgrund der Kaninchenstall-Mentalität, an Glaubwürdigkeit verliert bzw. (um positiv zu sprechen) an Absurdität gewinnt.

Doch mir ist es gelungen, die Leinen loszulassen und mich mit der "Sultan" auf hoher See treiben zu lassen. Der Weg ist für mich das Ziel - auch hier hatte ich zwar erneut Probleme mit dem Ende, doch all die Seiten davor waren lesenswert! Ich bereue es nicht, ein Ticket für die Überfahrt gelöst zu haben, für mich hat sich die mörderische Reise auf der "Sultan of the Seas" gelohnt.
 

W E I T E R F Ü H R E N D E   I N F O S

Ein unterhaltsames Special über den Autor Sebastian Fitzek mit Ausschnitten aus seiner Lesung zu "Passagier 23":


    


Sebastian Fitzek stellt sich meinem BLITZ~Geblubber:




Mehr über Sebastian Fitzek bei Ankas Geblubber



Wenn euch dieses Buch gefallen hat, schaut euch auch mal diese Titel an:
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Weitere Leser-/Bloggerstimmen zu "Passagier 23" findet ihr u.a. ....
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Kommentare

  1. Hallo Anka,
    deine Rezi klingt auf jeden fall positiver als meine :).
    Was dir an Spannung und Gewalt genug da war fehlte mir.
    Mir waren aber auch die etlichen "Kaninchen" zuviel. Die Endauflösung war wie schon gesagt ziemlich überflüssig und hat mich an "Abgründig" erinnert... auch da war das Ende ein Witz.
    Trotzdem werde ich weiterhin die Bücher meiner zwei deutschen Lieblings-Thriller-Autoren lesen.

    LG,
    Bücherfee

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    1. Liebe Bücherfee,
      tja, bei diesem Buch scheiden sich die Geister ;)
      Übrigens hatte ich das Ende von "Abgründig" so auch nicht erwartet, aber ich denke, es war ein guter Schluss für ein Jugendbuch.
      Gute und vor allem spannende Unterhaltung mit "Das Dorf", solltest du es als nächsten Thriller lesen. Hier erwartet dich ein ganz besonderes Ende ;)
      Liebe Grüße
      Anka

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  2. Halli hallo
    Ich habe das Buch auch sehr schnell gelesen und es hat mich gut unterhalten.
    Mir fehlte so ein bisschen der Psycho- Touch und diesmal waren es mir echt zu viele Handlungsstränge ;)
    Ist die Covergestaltung nicht der Hammer?!
    Übrigens hast du das Rätsel mit dem Lesezeichen gelöst ich jedenfalls bin anscheinend zu " dumm" dazu ;)
    Leibe Grüsse
    Bea

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    1. Hallo Bea!
      Ja, das stimmt. Der Psycho-Touch war nicht so wirklich vorhanden - die fehlende Angst, das Kribbeln im Nacken, gell?!
      Die Covergestaltung ist der Wahnsinn. Super gemacht. Darauf hätte ich vielleicht auch noch eingehen sollen ;)
      Du, ich scheine auch zu doof für das Lesezeichen-Rätsel zu sein, will aber auch nicht, dass man mir die Auflösung komplett verrät. Vielleicht kann jemand einen Tipp geben?!
      Liebe Grüße
      Anka

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  3. Hallo Anka!
    Schöne Rezension zu Passagier 23. Ich habe jetzt schon ein paar Rezensionen dazu gelesen und ich bin gespalten, was das Buch angeht, soll ich es lesen oder besser nicht? Deine "Checkliste" kann ich so bestätigen - genau das erwarte ich von einem Psychothriller! Aber muß ich wirklich immer noch eins oben drauf setzen? Ich weiß nicht, ob das immer so sinnvoll ist. Ein Must Have Buch ist es für mich im Moment nicht und mal schauen, ob es als eBook bei Skoobe kommt, vielleicht leihe ich es mir aus.
    Liebe Grüße,
    Uwe

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    1. Hallo Uwe!
      Danke dir!
      Ja, bei diesem Titel scheiden sich die Geister. Wenn man unvoreingenommen an dieses Buch geht und die Rezis vorher nicht liest, dann kann man das Buch sicher auch noch mal besser erleben. So hast du beim Lesen sicher immer die Kritikpunkte im Hinterkopf und achtest auf ebendiese. Ich, an deiner Stelle, würde noch warten, bis ich zu dem Buch greife. Lass ein bisschen Gras über die Sache wachsen und lies es nächstes Jahr im Sommer. Da haben sich die Wogen geglättet und du kannst dich ohne Vorbehalte auf die Geschichte einlassen. Lesen solltest du als Thrillerfan sie aber schon ;)
      Liebe Grüße
      Anka

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  4. Hey,
    als ich eben deine Rezension entdeckt habe, war ich erstmal beruhigt, weil ich das Gefühl hatte eine Art "Deadline" für die Rezension des Buches verpasst zu haben. Immerhin ist es ja schon eine Weile auf dem Markt.
    Deine Rezension gefällt mir wirklich gut. Du schaffst es neugierig auf das Buch zu machen, ohne dich (im Gegensatz zu mir) inhaltlich zu wiederholen.

    Und nun zum Inhalt: Während die Handlung in "Noah" geradezu in alle Richtungen ging, hatte ich mir hier den ein oder anderen Strang mehr gewünscht. Natürlich fand ich es einerseits gut, dass man sich auf die drei Handlungsstränge an Bord konzentriert hat, allerdings habe ich immer noch auf die "tiefere" Auflösung gewartet, was wahrscheinlich auch mit dem Prolog zusammenhängt. Immer, wenn Schwartz dachte, er hätte das Rätsel gelöst, saß ich da, lächelte in mich hinein und überlegte: Nee, da kommt noch was!". Das von mir erhoffte "Was" blieb zwar aus, dennoch fand auch ich die Geschichte sehr unterhaltsam.
    Im Übrigen hat mir das Ende im Gegensatz zu anderen Fitzek Büchern sogar ganz gut gefallen.

    Ich finde du bringst es mit deinen Worten fast auf den Punkt, dass der Leser eigentlich weiß, was ihn erwartet, wenn er einen Fitzek Roman in den Händen hält. Ich bin jedenfalls schon auf die nächste Idee gespannt und kann sagen, dass mir "Passagier 23" im Gegensatz zum "Nachtwandler" oder "Noah" wieder deutlich besser gefallen hat, aber nicht an meine Lieblinge wie "Die Therapie" "Splitter", "Amokspiel" oder "Der Seelenbrecher" anknüpfen kann.

    viele Grüße
    Emma

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