< ---- 14.01.2017 - Mutprobe bei den Wildpferden
Sonntag, der 15. Januar 2017
Fortsetzung folgt… am nächsten Freitag!
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Sonntag, der 15. Januar 2017
Heute Morgen steckt uns die gestrige
Nacht noch ein bisschen in den Knochen. Der Stromausfall hat uns
eiskalt erwischt und unser Gedanken- Karussell angekurbelt. Im Dunkeln
lagen wir noch eine Weile wach und haben spekuliert, was wohl mit den
Elektrozäunen passiert, wenn der Strom nicht mehr funktioniert. Ob
unsere Raubkatzen über Nacht ausgebrochen sind? Glücklicherweise
ist das Licht im Laufe der Nacht wieder angegangen, somit war der
Stromausfall nicht von allzu langer Dauer.
Heute ist Sonntag, wir dürfen
ausschlafen! Frühstück gibt es erst um 08:00 Uhr. Trotzdem bin ich
wieder vor dem Weckerklingeln wach und setze mich um 07:00 Uhr auf
meinen morgendlichen Stammplatz auf dem Deck. Gesellschaft leisten
mir diesmal Giraffe JJ, die ihre erste Frühstücksrunde dreht und
Nashorn Dan, der sich die Luzern-Reste vom Vortag schmecken lässt.
Eine Weile beobachte ich die schönen Tiere, dann greife ich zu
meinem aktuellen Buch. In diesem Moment ahne ich noch nicht, dass mir
mit beiden Tieren im Laufe des Tages noch ein ganz besonderes
tête-à-tête bevorsteht. Zum Frühstück gönne ich mir heute meine
gewohnte Portion Müsli mit Joghurt und Melone sowie ein Käsebrot.
Nach der Stärkung machen wir uns zu dritt auf den Weg in den Prep,
um das Obst und Gemüse zu schneiden. Als wir damit fertig sind,
rühre ich die vier Liter Milch für die kleinen Giraffen an und fülle sie in zwei große Plastikflaschen. Diese, einen kleinen Eimer mit
Kameldornschoten sowie pro Nashorn einen Eimer Trockenfutter nehmen
wir mit Richtung Wasserloch. Wie zutraulich die kleinen Giraffen in
der kurzen Zeit schon geworden sind. Gierig nuckeln sie die warme
Milch aus den Flaschen und auch von den Schoten können sie nicht
genug bekommen.
Frühstück bei den Baby-Giraffen |
Da die Teamaufteilung gestern sehr gut
geklappt hat und wir alle sehr glücklich mit unseren Aufgaben sind,
machen sich Alana und Fiona auf den Weg zu den Vögeln und ich steige
zu Josua auf den Pick-up. Unsere erste Station ist wieder das
Wasserloch, an dem wir noch die Luzernballen abladen müssen.
Irgendwas scheint in der Luft zu liegen, denn die Stimmung unter den
Dickhäutern ist aufgeheizt. Insbesondere Bulle Noah scheint mit dem
falschen Fuß aufgestanden zu sein. Es scheint ihm nicht schnell
genug zu gehen, denn er nähert sich mit gesenktem Kopf dem Pick-up.
Schnell werfe ich die Luzerne hinunter, doch Noah bleibt
unbeeindruckt. Als er nur noch wenige Zentimeter entfernt ist, weiche
ich auf die andere Seite der Ladefläche zurück. Und dann passiert
etwas unglaubliches. Noah schiebt sein Horn unter das Auto und lupft
es an. Nur ein bisschen, doch genug, um seine Warnung zu verstehen.
Hätte er gewollt, dann wäre es eine Leichtigkeit für ihn gewesen,
dem Auto Schaden zuzufügen. Der „höflichen“ Bitte des Nashorns
kommen wir sofort nach und verschwinden. Der absolute Wahnsinn! Was
für ein Erlebnis!
Bei den Pferden und den Straußen geht
es wesentlich entspannter zu. Doch auf dem Rückweg zur Lodge treffen
wir einen weiteren tierischen Bewohner, der es auf Konfrontation
angelegt hat. Giraffe JJ lungert vor der Big Aviary herum. An und für
sich kein Problem, doch drinnen stehen Alana und Fiona. Sie winken
und trauen sich nicht heraus. Vor unserem fahrenden Auto hat JJ dann
doch etwas mehr Respekt, als wir uns nähern. Sie schlendert davon.
Schnell steigen Alana und Fiona auf. Gemeinsam düsen wir den kurzen
Weg zu den Ziegen. Hier heißt es wieder: Erst die Arbeit, dann das
Vergnügen – oder übersetzt: Erst melken, dann füttern! Als alle
Ziegen gemolken und das Futter verteilt ist, bringen wir zu Fuß die
Ziegenmilch in den Prep-Room. Würden wir sie auf dem Pick-up
transportieren, würde der randvolle Eimer sicherlich überschwappen.
Gemächlich machen wir uns auf den Weg, doch wir haben die Rechnung
ohne JJ gemacht. Heute scheint sie ganz besonders anhänglich und
neugierig zu sein. Also legen wir einen Zahn zu. Fiona und Alana
bringen direkt einen Baum zwischen sich und die Giraffe. Ich
entscheide mich dazu, schnell die Milch in Sicherheit zu bringen. Der
Eimer ist schwer und JJ weiß wie gut Milch schmeckt. Schnellen
Schrittes entferne ich mich von ihr und JJ scheint tatsächlich mehr
Interesse an den hinter dem Baum in Deckung gegangenen Mädels zu
haben. Gut, dass Josua in der Nähe ist. Er hat Fiona und Alana
entdeckt und nähert sich lautstark mit dem Pick-up. JJ nimmt
natürlich Reißaus und galoppiert los. Blöd nur, dass Josua MICH
nicht gesehen hat und JJ nun direkt und mit einem Affenzahn auf mich
zuläuft. Ich nehme die Beine in die Hand und laufe um mein Leben.
Keine Ahnung, woher plötzlich Kraft und Geschwindigkeit kommen. So
schnell ich mit dem schweren Eimer kann, rase ich auf den Prep zu,
den Giraffenatem im Nacken kann ich förmlich spüren. Doch ich
schaffe es, die Milch und mich in Sicherheit zu bringen. Im Prep
schnappe ich nach Luft und schüttel mich schließlich vor Lachen,
als auch die Mädels ankommen. Es muss verdammt lustig ausgesehen
haben, wie ich, voller Panik, vor JJ davongerannt bin. Sowas kann man
auch nur in Afrika erleben. Damn! Das war knapp und doch
unvergesslich. Nun bin ich wach! Natürlich entschuldigt sich Josua
sofort. Er dachte, ich sei bei Alana und Fiona. Erst Noah und jetzt
JJ! Was für ein Morgen! Und dass am Sonntag!
JJ auf Kuschelkurs mit Fiona |
Genug Aufregung für heute, beschließen
wir. Tja, dass ein weiterer Schock-Moment auf uns wartet, wissen wir
noch nicht. Jetzt geht es erstmal zu den Elefanten. Auch wenn heute
Sonntag ist und wir „frei“ haben, müssen die Tiere natürlich
gefüttert werden. Es stehen aber keine weiteren Arbeiten an. Bei den
Elefanten zählt aber auch das tägliche Misten zum Füttern dazu,
also Ärmel hochgekrempelt (soweit das eben bei T-Shirts möglich
ist) und los geht’s. Zwischendrin müssen wir eine Pause einlegen,
denn es werden neue Bäume geliefert. Ja, ihr lest richtig. OK, keine
großen Bäume, aber eben doch ordentlich Gesträuch und Äste. Die
riesige Futterladung wird direkt in eines der zwei Gehege gefahren
und abgeladen. Die Elefanten tröten und werden unruhig. Auf der
einen Seite mögen sie das große Gefährt nicht, auf der anderen
Seite warten sie ungeduldig darauf, sich endlich über die vielen
Blätter und Äste hermachen zu dürfen. „Davon wird heute Abend
nicht mehr viel übrig sein“, prophezeit Simone.
Aufgeregte Elefanten-Kids |
Aufgrund der Baum-Lieferung brauchen
wir länger als geplant. Trotzdem ist Pfleger Jakob, der heute aus
seinem Urlaub zurückgekehrt ist, zu Scherzen aufgelegt. Er spricht
zwar weder deutsch noch englisch, aber wie man uns erschrecken und
ärgern kann, das weiß er ganz genau. Es ist brütend heiß und doch
haben wir jede Menge Spaß!
Völlig KO schleppen wir uns kurz nach
13:00 Uhr zum Mittagessen. Heute gibt es Fisch und Pommes.
Anschließend bewaffnen wir uns alle drei mit unseren Büchern und
suchen uns ein schattiges Plätzchen am Pool. Den Nachmittag
verbringen wir lesend. Um 15:00 Uhr werden wir mit einem knall-pinken
Kuchen und Kaffee verwöhnt. So genial wie der Kuchen aussieht,
schmeckt er auch.
Pünktlich zum Beginn der
Fütterungsrunde um 16:00 Uhr beginnt es zu regnen. Ein lauter
Donnerschlag erschüttert die Lodge. Wir freuen uns über die
dringend nötige Abkühlung. Der Regen prasselt hinab. Anstatt uns zu
verbarrikadieren, schnappen wir uns die Futtereimer und laufen los.
Klitschnass besuchen wir die kleinen Giraffen, die Meerschweinchen
und Ratten, die Füchse, die Vögel und die Ziegen. Die Mangusten
scheinen sich bei dem Regenguss lieber zu verkriechen.
Auf dem Rückweg von den Ziegen nehme
ich meine Brille ab, denn es regnet noch immer. Den Weg zum Prep
finde ich auch so. Gleich sind wir da. Doch… was ist das? Abrupt
bleibe ich stehen. Mein Körper scheint schneller zu schalten als
mein Hirn. Alana läuft beinahe in mich hinein, Fiona, die vor mir
läuft, bemerkt mein Bremsen nicht. „Nashorn“ ist das einzige,
das ich sagen kann. Nun bleibt auch Fiona stehen. Eine gefühlte
Ewigkeit starren wir Dan an, der nur wenige Meter direkt vor uns
steht. Direkt vor dem Prep. Auf dem Fußweg. Und er starrt zurück…
Endlich löst sich die Schockstarre. Ohne den Nashornbullen aus den Augen zu lassen, stolpern wir ins Unterholz. Mitten durchs Gebüsch bahnen wir uns einen Weg Richtung Car-Park. Dort suchen wir, mit klopfenden Herzen, hinter den Fahrzeugen Schutz. Alter Schwede! Eine völlig surreale Situation. Aug in Aug mit einem Nashorn. Ohne Zaun. Ohne Mauer. Nur wenige Schritte von uns entfernt. Hallo Afrika! Die Entscheidung, was wir jetzt machen sollen, wird uns kurze Zeit später abgenommen.
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Mein Namibia Diary 2017:
- 12.01.2017 - Teil 1 - Anreise & tierisches Empfangskomitee
- 12.01.2017 - Teil 2 - You are home
- 13.01.2017 - Teil 1 - Einführung und ein erster Notfall
- 13.01.2017 - Teil 2 - Sprechstunde bei den Baby-Giraffen
- 14.01.2017 - Mutprobe bei den Wildpferden
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Ein Blick zurück...
Mein Namibia-Diary 2016 :
Beitragsübersicht "Lebe deinen Traum - Namibia 2016"
- #01 | Abreise, erste Zweifel & der Marsianer über den Wolken
- #02 | Ankunft in Windhoek & mit Justin Bieber im Ohr gen Norden
- #03 | Welcome to the family, welcome to Okutala!
- #04 | Meine 1. Nacht und mein 1. Tag auf Okutala
- #05 | Sind Hyänen wirklich fies, bösartig und doof?
Beitragsübersicht "Lebe deinen Traum - Namibia 2016"