Unsere Nacht im Etosha Nationalpark | 19.01.2017 - Teil 2 | Namibia Diary 2017

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Donnerstag, 19. Januar 2017 - TEIL 2

Langsam aber sicher sollten wir uns wieder auf die Rückfahrt zum Camp begeben. Die Gates werden mit dem Sonnenuntergang geschlossen, danach wird der Park den Tieren überlassen. Bevor wir jedoch in unsere Zelte kriechen können, dürfen wir noch ein ganz besonderes Spektakel beobachten. Josua hält auf der Straße hinter einem anderen Gameviewer und erfährt von dessen Fahrer, dass auf dem Areal vor uns Löwinnen unterwegs seien. Weit entfernt sehen wir eine sehr große Herde Zebras, auf die es die Raubkatzen wohl abgesehen haben. Es ist mucksmäuschenstill und wir beobachten das flache Land vor uns. Tatsächlich entdecken wir die Löwinnen schließlich, die sich gemächlich von einer Seite nähern und die Zebraherde verfolgen. Diese Szene zu beobachten ist spannender als jeder Tatort. Immer wieder legen sich die Ladys hin und beobachten ihr Abendessen. Ob wir die Jagd noch erleben werden? Josua macht uns keine großen Hoffnungen. Die Herde ist mittlerweile so weit entfernt, dass ihr die Löwinnen sicher noch eine Stunde oder länger folgen werden – so groß scheint der Hunger nämlich noch nicht zu sein… oder leben sie vielleicht nach dem Motto: Vorfreude ist die schönste Freude?

Da sich die Sonne zu verabschieden beginnt, müssen wir die Beobachtung abbrechen und schleunigst unser Camp aufsuchen. Schade. Oder doch: besser so? Hätte ich es wirklich mit ansehen können, wie sich sechs Löwinnen auf ein Zebra stürzen? Es wäre sicher ein Erlebnis gewesen, das ich niemals vergessen hätte.

Rechtzeitig erreichen wir schließlich unser Camp. Josua macht schnell Feuer und nimmt uns dann mit an ein nahegelegenes Wasserloch. Ein Elektrozaun, der den gesamten Campingplatz umgibt, verhindert, dass die Tiere mit den Menschen auf Tuchfühlung gehen können. Wie zu erwarten, ist am Wasserloch nicht allzu viel los. Eine Weile beobachten wir zwei Giraffen und ein paar Zebras, bis uns der Hunger wieder zurück zu unserer Feuerstelle treibt. In den nahegelegenen Waschräumen können wir uns vor dem Abendessen kurz auffrischen. Josua schüttelt immer den Kopf und meint, dass wir mit unserem Duft nach Duschgel sofort alle Tiere vertreiben würden und es gar nicht am vielen Regen liegt, dass wir keine zu Gesicht bekommen. Für die Nacht können wir uns also nicht genug einsprühen, schmunzeln wir.


Gemeinsam decken wir den Tisch. Während Josua das Fleisch auf den Grillrost schmeißt, besteht er darauf, dass wir uns hinsetzen und schon mal die Chipstüten öffnen. Okutala meint es gut mit uns und hat verschiedene Schmankerl in geräumigen Kühlboxen verpackt: Es gibt, neben den Chips, Kartoffelsalat, Karottensalat, vegetarische Pasteten, verschiedenes Fleisch und Brot. Zum Essen trinke ich ein leckeres, gekühltes Savanna – herrlich. So sitzen wir also am Feuer und genießen unser Dinner unter freiem afrikanischen Himmel mitten im Etosha Nationalpark.


Nach dem Essen, es ist inzwischen dunkel geworden, räumen wir auf und spülen das benutzte Geschirr. Obwohl wir uns beim Essen dazu entschlossen haben, am nächsten Tag mit dem Morgengrauen aufzubrechen, wollen wir noch nicht schlafen gehen, denn die Stimmung ist einfach zu gut. So schlendern wir, bewaffnet mit Taschenlampen, zur Bar, um dort noch einen Absacker zu trinken. Bei der Bestellung sind wir uns einig: Eine Runde Gin Tonic für alle! Bei der einen Runde soll es nicht bleiben und wir verbringen noch eine lustige Stunde an der Bar. Als diese schließlich zumacht, machen auch wir uns auf den Rückweg zu unseren Zelten. Diesmal laufen wir ein bisschen schneller, denn es fängt an zu regnen. Unterwegs begegnen wir zwei Schakalen, die den Campingplatz wohl heute Nacht mit uns teilen werden. Angekommen an unseren Zelten stellt Fiona fest, dass ihr Handy verschwunden ist. Da sie es in der Bar noch hatte, liegt die Vermutung nahe, dass sie es auch dort liegengelassen hat. Wir machen ihr keine großen Hoffungen, dass sie ihr Handy wiedersehen wird und klopfen dennoch an Josuas Zelt, um ihn zu bitten, uns zur Bar zu begleiten. Er ist nicht gerade happy, doch dank unserer Freunde Gin und Tonic nehmen wir die Situation dennoch mit einer großen Portion Humor.

Fionas Erleichterung ist groß, als sie ihr Handy wenig später wieder in die Tasche stecken kann. Tatsächlich lag es noch an unserem Tisch. Nun aber flott ins Bett! Eingekuschelt in unsere Schlafsäcke merken wir plötzlich, wie müde wir sind. Deshalb stören uns auch die Regentropfen nicht, die sich einen Weg durch das Zeltdach bahnen. Platsch! Platschh! Platschhhhh!

Um 04:20 Uhr werde ich das erste Mal wach, da ich Geräusche vor dem Zelt höre. Josua ist auf und macht bereits Feuer. Ich drehe mich nochmal um, bis mich um 05:00 Uhr der Wecker aus den Federn schmeißt. Ziemlich klamm krieche ich aus dem Zelt. Es ist noch dunkel, nur das Feuer flackert. Als ich mich strecke halte ich mit einem Mal inne. Was war das? Dieses Geräusch kommt mir so unwirklich vor und doch ist es real. Löwengebrüll. Dieser Moment wird sich in mein Gedächtnis einbrennen, da bin ich mir sicher. Echtes Löwengebrüll in der Morgendämmerung. Wahnsinn.

Nachdem wir uns in den Waschräumen frisch gemacht haben, bauen wir die Zelte ab. Es hat wirklich reingeregnet, sodass die Schlafsäcke ziemlich feucht geworden sind. Auch das Zelt sieht nicht nur von der Unterseite ziemlich matschig aus. Als Zelte, Schlafsäcke und Matratzen im Gameviewer verstaut sind, bereiten wir das Frühstück vor. Es gibt Brot, Müsli mit Milch, Joghurt, Eier, eingelegte Birne, Obst, Kaffee und Tee. Im Halbschlaf spülen wir nach dem Essen das Geschirr, verräumen es ebenfalls im Gameviewer und starten in unseren zweiten Tag im Etosha Park.


Auf der Fahrt fällt es uns schwer die Augen aufzubehalten. Das Schaukeln und der Fahrtwind tun ihr bestens, um uns direkt wieder ins Land der Träume zu schicken. Erst als wir plötzlich anhalten, wache ich wieder auf. Wir sind umgeben von einer Zebraherde. Ich bemühe mich sehr, nicht ein weiteres Mal einzunicken und mache mir bewusst, wo ich gerade bin. Wach bleiben lohnt sich, denn kurze Zeit später entdecken wir einen der wohl jüngsten Parkbewohner. Das kleine Springbockbaby ist erst wenige Stunden alt, erklärt Josua. Es ist noch ganz nass und wird von seiner Mutter liebevoll trocken geleckt.



Wir fahren weiter und weiter und weiter. Auf einigen kleinen Nebenstrecken geht es nur langsam voran. Aufgrund des starken Regens über Nacht, sind sie überschwemmt, doch Josua rangiert unseren Gameviewer geschickt über Stock, Stein und reißenden Bach. Dass diese holprige Fahrt nicht ungestraft bleiben kann, müssen wir kurze Zeit später feststellen. Es zischt, es ruckelt und zack – ein Reifen ist platt. Mitten im Etosha Nationalpark. Was nun? Wir dürfen doch nicht aussteigen? Wie genau wir dieses Problem gelöst haben, werde ich euch an dieser Stelle lieber nicht verraten. Es war auf jeden Fall mit zitternden Knien, klopfenden Herzen, viel Gekicher und Gefluche verbunden. Nach 15 Minuten können wir unsere Fahrt schließlich fortsetzen… und circa einen Kilometer später eine Löwin unter einem Baum ausmachen. Nur einen Kilometer von unserer Reifenpanne entfernt. Alter Schwede! Aber gut, zurück zur Löwin. Sie liegt dort, mit vollem Bauch, neben ihr ihr gestreiftes Frühstück. Wer weiß? Vielleicht ist es ja eins der Weibchen von gestern Abend? Somit war die Jagd also erfolgreich. Mahlzeit!



Weiter geht’s! Wir sehen Giraffen, Oryx, Gnus, Springböcke, Zebras, Impalas, Strauße und am Ende sogar noch drei Hyänen. Leider ist auch dieses Jahr weit und breit kein Elefant zu entdecken. So langsam glaube ich, dass die hier entstanden Bilder von riesigen Elefantenherden bloß Fotomontagen sind. Schade, aber umso mehr freue ich mich auf unsere Dickhäuter „daheim“ auf Okutala. Die sind in den vergangenen Tagen viel zu kurz bei uns gekommen.





Fortsetzung folgt…!
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