Das Haus am Rand der Klippen | Lucy Clarke


Für Elle Fielding haben sich in kürzester Zeit gleich mehrere Wünsche erfüllt. Zum einen hat sie mit ihrem Debütroman einen internationalen Bestseller gelandet, zum anderen hat sie sich ihr Traumhaus „am Rand der Klippen“ nahe eines malerischen Küstenortes in Cornwall bauen lassen. Perfekter könnte ihr Leben gar nicht sein – so sehen es zumindest ihre Fans, die Elle tagtäglich über ihre Social Media Kanäle an ihrem Alltag teilhaben lässt. Doch der Schein trügt. Elles Ehe ist in die Brüche gegangen und sie steckt mitten in einer Schreibblockade. Der Druck wächst von Tag zu Tag, sowohl seitens ihres Verlags als auch seitens ihrer Bank, denn ihr Vorschuss, den sie für ihr zweites Romanprojekt erhalten hat, ist nahezu aufgebraucht und ihr Mann Flynn ist längst ausgezogen.

Als Elle eines Tages von einer Geschäftsreise in ihr abgeschiedenes Haus am Rand der Klippen zurückkehrt, scheint ihr alles über den Kopf zu wachsen. Ihre Nerven liegen blank. Fühlt sie sich deshalb ständig beobachtet? Oder liegt es daran, dass sie ihr Haus während ihrer Abwesenheit via AirBnB vermietet hatte? Ihr geliebter Rückzugsort, an dem sie sich sonst so sicher und geborgen gefühlt hat, lässt sie plötzlich nicht mehr ruhig schlafen.

Was steckt hinter ihrer Angst? Lässt sie der immense Druck, der aktuell auf ihr lastet, Dinge sehen, die gar nicht existieren? Oder ist tatsächlich jemand in ihr Haus eingedrungen und beobachtet jeden Schritt, den sie tut?

Der neue Roman von Lucy Clarke ist so atmosphärisch dicht, dass ich beim Lesen tatsächlich das Gefühl hatte, neben der zitternden Elle in ihrem Schreibzimmer zu stehen und auf die sich an den Klippen brechenden Wellen zu schauen. Genau wie Elle, habe auch ich mich immer wieder umgeschaut und aufgehorcht, als es irgendwo im Haus verdächtig knackte.

Dass Elles Sorgen tatsächlich begründet sind, ist sehr schnell offensichtlich, denn Lucy Clarke schiebt immer wieder kleine Kapitel aus der Sicht des AirBnB-Gastes ein, dessen Identität sie jedoch nicht verrät. Unter falschem Namen hat er oder sie sich Zutritt zu Elles Leben verschafft, hat sich in ihrem Haus aufgehalten und in ihren düstersten Geheimnissen geschnüffelt. Auf welches Geheimnis der unheimliche Gast gestoßen ist, verrät die Autorin natürlich erst zum Schluss.

Mit einer unerwarteten Wucht hat mich hat der Roman gepackt und nicht mehr losgelassen. Er hatte so viele interessante, spannende und fesselnde Aspekte. Ich habe mich gegruselt, ich habe gerätselt, ich habe vieles hinterfragt und ich habe Seite für Seite mitgefühlt. Als stille Beobachterin musste ich mit ansehen, wie Elle Stück für Stück den Verstand zu verlieren droht. Auch sie selbst ist sich bald nicht mehr sicher, ob sie halluziniert oder ob sie wirklich beobachtet wird.

Der angenehm zu lesende Schreibstil der Autorin hat dazu beigetragen, dass ich mich schnell in diesem Buch verloren habe. Lucy Clarke hat stets die passenden Worte gefunden, um eine gewaltige Atmosphäre zu erschaffen. So habe ich die Geschichte mehr gefühlt als gelesen. Elles Paranoia, ihre Versagensängste und ihre Sehnsucht nach Geborgenheit, waren so greifbar und haben sich von Seite zu Seite mehr auf mich übertragen. Obwohl die Sonne schien und die Temperaturen an der 40°C Marke kratzten, empfand ich es während des Lesens düster und kalt.

Somit bekommt der Roman von Lucy Clarke eine klare Leseempfehlung, dient er doch als praktische Abkühlung im Hochsommer. Nein, ernsthaft, für mich war „Das Haus am Rand der Klippen“ der erste Roman der Autorin Lucy Clarke, aber mit Sicherheit nicht der letzte. Nicht nur aufgrund des Nachnamens seiner Heldin, erinnert mich der Roman an die frühen Bücher von Joy Fielding, die ich vor vielen Jahren geliebt und verschlungen habe. Ein Lesehighlight und definitiv eine meiner TOP-Neuerscheinungen 2019!


W E I T E R F Ü H R E N D E   I N F O S

Klappenbroschur* | 416 Seiten | erschienen am 4. Juni 2019 im Piper Verlag | Originaltitel: You let me in, übersetzt von Claudia Franz | ISBN 978-3-492-06121-6 | Coverquelle: Piper Verlag | Mehr über die Autorin bei Ankas Geblubber findet ihr ggf.  HIER

* = dieses Buch wurde mir vom Piper Verlag als kostenfreies Leseexemplar zur Verfügung gestellt

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