Besser hätte das Lesejahr 2020 gar nicht für mich beginnen können. Nachdem so viele Leserinnen und Leser von „Love to share – Liebe ist die halbe Miete“ von Beth O’Leary geschwärmt haben und selbst eingefleischte Liebesromanleserinnen von einem absoluten Highlight sprachen, war für mich klar, dass ich diesen Titel auch lesen möchte. Vor ein paar Tagen stand ich vor meinem Bücherregal, um mir das erste Buch im neuen Jahr auszusuchen. Ein besonderes sollte es sein. Zielsicher griff ich zu „Love to share“, schlug es auf und schon nach wenigen Seiten war es auch um mich geschehen.
Das Leben in einer Großstadt wie London ist nicht gerade billig. Insbesondere die Mietpreise klettern immer weiter in die Höhe, so dass die alleinige Finanzierung einer Wohnung für einen Single kaum noch zu stemmen ist. Diese Problematik schnappt sich Beth O’Leary als Ausgangssituation für ihre Protagonisten.
Tiffys langjähriger Freund Justin hat sich von ihr getrennt und das Zusammenleben ist für die etwas schrullige, lebensbejahende und bunte junge Frau kaum noch auszuhalten. Als dann auch noch Justins Neue auf der Matte steht, ergreift Tiffy die Flucht. Da eine bezahlbare Wohnung nun mal nicht von heut auf Morgen vom Himmel fällt, lässt sie sich auf das sonderbare Angebot von Leon ein. Er sucht für seine kleine 1,5 Zimmer Wohnung nämlich eine/n Mitbewohner/in, die bzw. der mit ihm nicht nur das Bad, sondern auch das Bett teilen soll – jedoch zu unterschiedlichen Zeiten. Leon arbeitet in der Nachtschicht und ist nur tagsüber zu Hause, sodass Tiffy mit ihren gewöhnlichen Büro-Arbeitszeiten die perfekte Wahl ist. Obwohl sich die zwei fortan eine winzige Wohnung teilen, laufen sie sich dabei nie über den Weg, denn selbst die Schlüsselübergabe managt Leons Freundin Kay, die natürlich alles andere als begeistert davon ist, dass eine fremde Frau im Bett ihres Freundes schläft.
Ob es Tiffy und Leon tatsächlich schaffen, sich an ihre Regel Nr. 1 zu halten und ob es nicht vielleicht trotzdem möglich ist, jemanden kennenzulernen, mit dem man zusammen wohnt, auch wenn man sich nicht sieht – das solltet ihr unbedingt selbst herausfinden. Denn auch ich schließe mich den lauten Stimmen an, die „Love to share“ in den Himmel loben. Ein wirklich wunderschöner (Liebes-)Roman, der nicht nur zum Schmachten einlädt. Er kann auch mehr.
Tiffy und Leon sind zwei wunderbare, authentische Protagonisten, die ihr Herz am rechten Fleck tragen, trotzdem sind sie total unterschiedlich. Während Tiffy eher laut, bunt und schrill durchs Leben tanzt, schlägt Leon lieber die leiseren Töne an, bewahrt auch in brenzlichen Situationen die Ruhe, jedoch ohne dabei ein Eisklotz zu sein. Denn auch er zeigt Emotionen und auf den 480 Seiten sehen wir ihn nicht nur 1x weinen. Beide Protagonisten tragen ihre eigenen Päckchen mit sich herum und merken aber bald, dass diese leichter werden, wenn ein anderer mit anpackt. Das gegenseitige Verständnis und die Unterstützung, die die zwei im Laufe der Geschichte füreinander entwickeln, haben mein Herz sofort höher schlagen lassen.
Erzählt wird diese Geschichte übrigens aus beiden Perspektiven, welche die Autorin auch ganz klar in ihrem Schreibstil voneinander abhebt. Ich habe gehört, dass so manche/r Leser/in insbesondere über Leons Kapitel gestolpert ist, mir jedoch haben die abgehackten Sätze gar nichts ausgemacht – ganz im Gegenteil, ich bin begeistert von den unterschiedlichen Tonlagen der zwei Perspektiven, machen sie die Figuren doch noch authentischer und greifbarer.
Feinfühlig, originell und mit viel Leichtigkeit hat sich Beth O’Leary so in Nullkommanix in mein Herz geschrieben. Schon bei der Hälfte des Buches graute mir vor den letzten Seiten, weil ich Angst davor hatte, die zwei liebgewonnen Romanfiguren loszulassen. Ein Wohlfühlbuch, das Herzen höher schlagen und Protagonisten zu Freunden werden lässt. Eine innovative Idee, gepaart mit der richtigen Portion realistischem Drama, sanftem Humor, einer ansteckenden Leichtigkeit und wichtigen Momenten, in denen man beim Lesen auch mal innehält und nachdenkt. Berührend, herzerwärmend, wundervoll.
W E I T E R F Ü H R E N D E I N F O S
Klappenbroschur | 480 Seiten | Originaltitel: The Flatshare, aus dem Englischen übersetzt von Pauline Kurbasik und Babette Schröder | erschienen am 13. Mai 2019 im Diana Verlag | ISBN 978-3-453-36035-8 | Mehr über die Autorin bei Ankas Geblubber findet ihr ggfs. HIER
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