Feeling close to you | Bianca Iosivoni | Rezension

In „Feeling close to you“ erzählt Bianca Iosivoni die Geschichte von Teagan und Parker. Beide sind leidenschaftliche und gleichzeitig professionelle Gamer, die sich mit ihren „Let‘s play - Livestreams“ eine große Online-Fangemeinde aufgebaut haben.
Die beiden lernen sich kennen, nähern sich in regelmäßigen Chats und Online-Game-Battles immer weiter an und scheinen sich zwar nicht gesucht, aber trotzdem gefunden zu haben.

Natürlich wäre es ohne ein bisschen Drama langweilig, deshalb müssen sich beide mit familiären Problemen und persönlichen Ängsten auseinandersetzen, die ihnen den ein oder anderen Stolperstein in den Weg legen.

Würde nicht der Gaming-Faktor im Fokus stehen, hätten wir es hier mit einem allseits bekannten Plot einer von tausenden bereits existierenden Young Adult / New Adult Liebesgeschichten zu tun. Dennoch hat es die Autorin geschafft, mich an ihre Story zu fesseln. Relativ unaufgeregt und ohne überstrapaziertes Drama aber trotzdem erfrischend und niedlich lässt sie Teagan & Parker aufeinander los. Ich mochte beide Protagonisten sehr und hatte auch die Möglichkeit, allen beiden relativ nah zu kommen, da die Geschichte abwechselnd aus beiden Perspektiven erzählt wird. Gut gefallen hat mir, dass es keine Überschneidungen gibt, d.h. ich musste nicht ein und dieselbe Situation aus zwei verschiedenen Blickwinkeln erleben. Ein bisschen gestolpert bin ich über zwei-drei Zeitsprünge, bei denen ich sofort das Gefühl hatte, dass die Geschichte ursprünglich weitererzählt wurde, dann aber gekürzt/gestrafft werden musste. So kamen kleine erzählerische Lücken zustande, die jedoch nicht großartig gestört haben, sondern eher dazu beigetrugen, dass die Geschichte nicht ins Stocken geriet.

Das Hörbuch wird von Julia Stoepel und Nicolás Artajo gelesen. Beide habe ich als sehr angenehm im Ohr empfunden. Sie passten prima zu Teagan und Parker. Was eventuell beim Hören etwas stören könnte, für mich aber unproblematisch war, ist das Vorlesen der Chatverläufe und der dazugehörigen Emojis.

Auch wenn dieses Buch sehr vielen anderen Titeln seines Genres ähnelt, kann ich es trotzdem empfehlen. Sowohl der Gaming-Aspekt hebt „Feeling close to you“ von anderen New Adult Romanen ab, als auch die Protagonisten – allen voran Teagan. Ich fand es unheimlich beeindruckend, wie sie für ihre Wünsche, Träume und Ziele einsteht, wie sie sich Konflikten stellt und wie sie wesentlich erwachsener mit ihnen umgeht, als beispielsweise ihr Vater oder auch Parker. Sie ist introvertiert – na und? Das heißt noch lange nicht, dass sie zu allem „Ja und Amen“ sagt oder sich kleinlaut allem fügt, was von ihr verlangt wird. Mit ihren 18 Jahren hat sie mich ziemlich beeindruckt und ich denke, dass sie für viele junge Menschen, die ebenfalls ein gutes Online-Game einer lauten Party vorziehen, eine Identifikations-Figur ist. Viele werden sich in ihr wiederfinden, weil sie wahrscheinlich mit ähnlichen Aussagen konfrontiert werden.

Früher musste in Jugendromanen aus dem kleinen, grauen Mäuslein unbedingt ein großer, imposanter, wunderhübscher Schwan werden. Junge Menschen, insbesondere Mädchen, wurden verbogen. Ihnen wurde suggeriert, dass ihnen ihre Schüchternheit, ihre Introvertiertheit im Weg steht und sie sofort an Beliebtheit gewinnen, wenn sie Jeans + Schlabberpulli gegen ein Kleid tauschen, ihre Hornbrille abnehmen, sich schminken und mal einen ordentlichen Schluck Alkohol auf einer angesagten Houseparty trinken. Bianca Iosivoni hingegen lässt ihre Protagonistin sein, wie sie eben ist und das ist nicht nur gut, sondern auch verdammt richtig so. Bitte mehr davon!


W E I T E R F Ü H R E N D E   I N F O S

Hörbuch | 685 Minuten | erschienen am 24. Februar 2020 bei Lübbe Audio | ISBN 978-3-96635-009-9 | empfohlen ab 16 Jahren | gelesen von Julia Stoepel und Nicolás Artajo


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