The Black Coats ...denn wir vergeben keine Schuld | Colleen Oakes


„The Black Coats... denn wir vergeben keine Schuld“ von Colleen Oakes ist ein aktueller Jugendthriller, der sich kritisch mit dem Thema Selbstjustiz auseinandersetzt. Was ist der Unterschied zwischen Rache und Gerechtigkeit? Darf ich mich an demjenigen rächen, der meiner Familie großes Leid zugefügt hat aber nie dafür bestraft wurde?

Diese Fragen stellt sich nicht nur der Leser oder die Leserin, sondern auch die junge Protagonistin Thea. Sie hat vor einigen Monaten ihre geliebte Cousine verloren, eiskalt von einem fremden Mann ermordet, der aufgrund fehlender Beweise nicht verurteilt werden konnte. Doch Thea hat sein hämisches Grinsen gesehen, als er das Polizeirevier als freier Mann verließ. Sie ist sich sicher: Er war es. Er hat ihre Cousine umgebracht und er wird dafür bezahlen.

Der plötzliche Tod ihrer Cousine hat Thea aus dem Leben gerissen. Übermannt von der schmerzhaften Trauer hat sie sich von allem zurückgezogen. Als sie eines Tages eine mysteriöse Einladung erhält, die sie schnurstracks zum Geheimbund der Black Coats führt, scheint ihr Leben wieder einen Sinn zu bekommen. Die Black Coats haben sich zusammengetan, um gewalttätigen Männern, die ungestraft davon gekommen sind, eine Lektion zu erteilen. Dafür rekrutiert der Geheimbund, bestehend aus Frauen, junge Mädchen, die hart trainieren und die Aufträge der Black Coats erfüllen, um am Ende mit der Rache an der von Ihnen gewünschten Person belohnt zu werden.

Für Thea bedeutet die Aufnahme bei den Black Coats ein Schritt zurück ins Leben. Sie findet in ihren Teammitgliedern neue Freundinnen, lernt viel und wächst über sich hinaus. Doch es dauert nicht lange, bis die anfängliche Euphorie ersten Zweifeln weicht. Tut sie das richtige? Und wie lang kann sie den Geheimbund noch vor ihrer Familie und ihrem neuen Freund geheim halten? Angetrieben von der Suche nach Gerechtigkeit und Vergeltung begibt sich Thea auf einen dunklen Weg…

Die Idee zu diesem Roman hat mir unheimlich gut gefallen. Ich war gespannt darauf, wie die Autorin mit dem schwierigen Thema Selbstjustiz umgeht. Es war klar, dass sie ihre Protagonistin in einen Gewissenskonflikt bringt, aber auch ich wollte ihn spüren. Ich bin grundsätzlich gegen Selbstjustiz, doch als ich mich in Theas Rolle und die der anderen Frauen hineinversetzte, nagten auch an mir Zweifel. Wie würde ich reagieren? Männer, die heimlich Nacktbilder ihrer Freundinnen verschickt haben, Frauen tyrannisiert, ihnen KO-Tropfen verabreicht, sie gedemütigt und ihnen Gewalt angetan haben, müssen doch bestraft werden? Aber was ist, wenn die Justiz keine Strafe vorsieht oder diese zu milde ausfällt? Wo hört Gerechtigkeit auf? Wo fängt bloße Rache an?

Leider hat mir die Umsetzung nicht so gut gefallen. Schon zu Beginn hatte ich ziemliche Probleme mit unserer Protagonistin Thea. Ich konnte ihr Handeln einfach nicht nachvollziehen. Noch ahnt sie absolut nichts von dem Geheimbund der Black Coats und doch folgt sie blind einer Art Schnitzeljagd, begibt sich in Gefahr und übt sogar selbst Gewalt aus, ohne zu wissen, wohin sie die geheimnisvollen Hinweise führen. Plötzlich ist die Lethargie, in der sie sich seit Natalies Tod befindet, vergessen.

Besonders interessant fand ich jedoch den Unterricht bei den Black Coats. Die frisch rekrutierten Mädchen werden in unterschiedlichen Disziplinen unterrichtet. Leider gab es nach den ersten zwei Einheiten einen Zeitsprung und die Rekruten waren fertig mit ihrer Ausbildung. Auch wenn die Spannung mit den ersten Einsätzen zunahm, hätte ich gern mehr über die ersten Tage der Mädchen bei den Black Coats in dem mysteriösen Anwesen „Mademoiselle Corday“ gelesen. Vieles ging mir zu Beginn zu schnell, so zum Beispiel die Annäherung zwischen Thea und Mirabelle oder auch zwischen Thea und Drew. Eben noch Feinde, im nächsten Moment beste Freunde bzw. gerade erst kennen gelernt und direkt wird geknutscht.

Den Mittelteil fand ich dann wiederum sehr gut. Ein toller, gelungener Spannungsaufbau, die ersten Missionen, deren Intensität sich stetig zuspitzte, verbunden mit beginnendem Zweifel an der Richtigkeit. Eine Wendung und somit die Einleitung des Showdowns sowie dessen Ausführung waren dann leider wieder nicht nach meinem Geschmack. Obwohl sich das Buch ansonsten prima lesen ließ, flachte mein Interesse ab. Es wurde mir zu aufgeblasen, zu pompös und zu überladen. Den Konflikt hätte man, meiner Meinung nach, auch im kleineren Rahmen austragen können, was der Geschichte in meinen Augen definitiv keinen Abbruch getan hätte – ganz im Gegenteil. Ich hätte es schöner gefunden, hätte die Autorin die Geschichte wieder auf die persönliche und gleichzeitig intimere Ebene heruntergeschraubt, damit auch der Leser/die Leserin wieder mehr mit einbezogen wird.

So bleibe ich am Schluss also mit gemischten Gefühlen zurück. Wen die Thematik von The Black Coats interessiert, sollte einfach mal reinlesen. Für mich ist es kein Must-read, ich hatte vielleicht zu hohe bzw. andere Erwartungen, bin aber nach wie vor begeistert von der Idee und werde die Augen nach Büchern mit ähnlicher Thematik offen halten.



W E I T E R F Ü H R E N D E   I N F O S

Hardcover* | ca. 397 Seiten | Originaltitel: The Black Coats, übersetzt aus dem Amerikanischen von Friederike Levin | erschienen am 15. August 2019 im Gulliver Verlag | ISBN 978-3-407-78998-3 | Mehr über die Autorin Colleen Oakes bei Ankas Geblubber findet ihr ggfs.<< HIER >>

* = dieses Buch wurde mir vom Gulliver Verlag als kostenfreies Leseexemplar zur Verfügung gestellt


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Weitere Leser-/Bloggerstimmen zu "The Black Coats" findet ihr u.a. ....
(bitte beachtet, dass die verlinkten Rezensionen mehr vom Inhalt verraten)


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